Amors Glücksfall (German Edition)
Gehalt gar nicht kommt? Die Frage jagt mir einen Schauer über den Rücken. Mit einem noch schwereren Gewicht sinke ich in Lorenzos Stuhl.
„Shit !“
„Alles in Ordnung?“, fragt Mia. Ich antwortete nicht, sondern klicke stattdessen die SMS-Nachricht auf, die nach dem Telefonanruf in der Bank eingegangen ist. Die Nummer ist nicht gespeichert.
„Bier oder lieber Wein?“, lese ich. „Wer auch immer mir da geschrieben hat, er muss sich vertippt haben“, denke ich, sonst stünde seine Nummer in Lorenzos Handy. Ich lösche die SMS und wende mich den aktiven Forumnutzern zu, beginne mich durch die Profile zu klicken. Ich brauche dringend so etwas wie ein Erfolgserlebnis!
„ Komm schon, Lorenzo! Wie machst du das nur?“, murmle ich. Meine Nachbarin sieht von ihrer Arbeit auf.
„Amor?“
Wieder reagiere ich nicht. Erst nach ein paar Sekunden sehe ich sie an. Ich bin nicht Amor, mein Name ist Mark. „Und genau darin liegt im Moment das Problem“, gestehe ich mir langsam ein. Es wäre möglich, dass ich mich ein bisschen überschätzt habe, bei diesem Deal mit Calopea. Calopea? Dass ich mich noch immer an den seltsamen Namen erinnere, wundert mich. Ich greife in Lorenzos Tasche nach dem Portemonnaie, mache es auf und ziehe den zusammen gefalteten Vertrag heraus. „Zehn Paare!“, lese ich. Ich habe nur noch zwei Wochen und vier Tage Zeit, von denen ich vier Tage nicht arbeite, weil Wochenende ist. Ich stecke den Vertrag zurück und greife nach der PC-Maus, mit der ich die neuen Bilder, dann die neuen Profile anklicke. Was mache ich hier zum Teufel? „Es wird nicht einmal mehr reichen, ein Paar pro Tag zusammenzubringen, um noch gut in der Zeit zu sein“, überlege ich und denke plötzlich an Amanda, die anfangs so vielversprechend gewesen war und an der ich am Ende so viel Zeit verschwendet habe.
Noch immer hat weder sie noch Peter ein Date vorgeschlagen. Ich klicke mich weiter durch die neuen Profile und schnaufe zwischendurch vor mich hin.
„Wenn du willst, kannst du auch heimgehen“, sagt Mia irgendwann. Erst jetzt bemerke ich, dass ich seit Stunden den gleichen Mist mache. „Ich übernehme für dich!“
Ich sehe auf. Es ist noch nicht einmal fünf Uhr.
„Ist nicht nötig, aber vielen Dank für das Angebot“, antworte ich.
„Ich weiß doch, wie viel du noch zu tun hast“, redet Mia weiter. „Vielleicht willst du ja deinen jungen Freund da fragen, ob er auch Lust hat?“, schlägt sie vor. Lust? Wozu denn? „Was soll denn das?“, überlege ich und starre sie an. Sie will uns doch nicht etwa verkuppeln? Ich fasse nicht, dass sie das wirklich macht und versuche nicht zu Karim zu sehen. Er scheint einen Sensor auf dem Rücken zu haben, der anschlägt, sobald mein Blick ihn berührt. Auf Mias Bemerkung gehe ich nicht ein, ihr Angebot ist zu verlockend, als dass ich es ausschlagen könnte.
„ Für heute kann ich hier eh nicht mehr viel ausrichten“, denke ich laut. Mia sieht auf und grinst wieder. Ein paar Minuten später beobachtet sie mich dabei, wie ich meine Sachen packe und ins Wochenende aufbreche. „Klar habe ich viel zu tun, da hast du schon Recht, liebe Mia“, denke ich, küsse sie auf die Wange und verschwinde.
Auf dem Weg zur Tür spüre ich einen Blick auf meinem Rücken, von dem ich weiß, dass er nicht Mia gehört und beeile mich daher hinauszukommen.
16 Fremde Freunde
Auf dem Weg nach Hause überlege ich, was das alles soll. Meine Gedanken kreisen um Karim, um Mias Anspielung und um die Situation, in der stecke. Die dreißig Euro brennen mir in der Tasche, weil ich einen solchen Hunger empfinde, dass ich beinahe an einer Dönerbude anhalte, um mir etwas zu essen zu kaufen. Erst im letzten Moment reiße ich mich zusammen. Lorenzos Kühlschrank beherbergt momentan noch ein paar Soßen. Die letzte Packung Nudeln habe ich mir schon gestern herausge sucht.
Ich trete schneller in die Pedalen un d wechsle die Straßenseite. Lorenzos Magen macht sich wieder bemerkbar und auch der Kopf kommt einfach nicht zur Ruhe. Ich bremse scharf ab und lege mich unsanft in die Kurve. Im letzten Moment kann ich es noch verhindern, hinzufallen, indem ich langsamer werde und mich mit dem Fuß auf dem Asphalt abstütze. Weitere drei Minuten später bremse ich erneut ab und steuere das Fahrrad Richtung Lorenzos Haus.
Während ich es festmache, klingelt es in meiner Tasche. Ohne nachzudenken, greife ich nach dem Handy und nehme ab. „Es könnte meine Mutter sein oder
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