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Amors Glücksfall (German Edition)

Amors Glücksfall (German Edition)

Titel: Amors Glücksfall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Wasser
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übrig.“ Seine Stimme ist noch immer verdammt ruhig. Gelangweilt, sachlich und roboterhaft wirkt sie auf mich, so als würde er das Ganze von einem Blatt Papier ablesen.
    „Aber jetzt melde ich mich ja. Warum können wir uns dann jetzt nicht darüber unterhalten? Habe ich irgendetwas nicht bezahlt?“ Ich denke an Paul, meinen Steuerberater. „Ich reiße ihm alles ab, wenn er irgendeine Rechnung verpennt hat!“, schießt es mir durch den Kopf.
    „Ich bin nicht befugt, über solch sensible Daten am Telefon zu sprechen. Auf dem Anschreiben finden Sie meine Bürozeiten ...“ Er will offensichtlich auflegen. Gerade noch sagte er, dass er mich angeschrieben hat. Also bitte, was soll der Mist jetzt? Ich wünsche dem Langweiler in Gedanken die Pest an den Hals oder zumindest, dass auch er mal in einem fremden Körper aufwacht. Vielleicht kriegt ein Finanzbeamter ja mal eine Inkarnation als Mensch. Dann legt sich vielleicht seine Arroganz und die Langweile verschwindet aus seinem Leben. Zwischen der Wut taucht allerdings etwas anderes in mir auf. Ich beginne zu ahnen, dass das Aufregen mir nicht weiterhilft. 
    „Moment, sagen Sie mir I hre Bürozeiten zur Sicherheit durch, ja?“, bitte ich und versuche mich selbst zu besänftigen. Die Uhr neben dem Fernseher zeigt halb neun. Langsam muss ich los.
    „Ich bin zwischen acht und sech zehn Uhr persönlich vor Ort. Am Dienstag und am Mittwoch. Auf Wiedersehen!“
    „ Klasse Arbeitszeiten“‘, denke ich.
    „Welche Zimmernummer denn ?“, frage ich. „Und wie ist die Adresse noch mal?“
    Herr Moser antwortet nicht.
    „Hallo? Hören Sie mich?“ Der Mann reagiert nicht. Einen Augenblick, nachdem ich begriffen habe, dass er aufgelegt hat, tutet das Telefon. Große Klasse! Ich muss aufbrechen, schimpfe vor mich hin, schmeiße das Telefon auf die Couch und gehe durch den Flur zur Tür hinaus.          

15   In der Fankurve
                 
     
    Als ich im Büro ankomme, hoffe ich meine Wut einigermaßen im Griff zu haben. Alles scheint friedlich. Ich höre Mia in der Küche. Sie summt vor sich hin und klappert mit Geschirr. Karim sitzt zwei Reihen vor dem Platz, an dem er gestern noch gesessen hat und schreibt etwas. Es scheint, als hätte sich Ruth bereits in den Schwangerschaftsurlaub verabschiedet.
    „Ja“, sagt Karim. „Ist gut, ich kümmere mich drum und melde mich dann bei Ihnen .“ Erst jetzt sehe ich, dass er in ein Headset hineinspricht. „Er darf also schon mit den Kunden reden“, denke ich. Jan scheint außerdem schneller zu sein, als ich es angenommen habe. Von mir hat Karim das Headset nämlich nicht.
    „Hallo !“, ich nehme in Lorenzos Stuhl Platz.
    „Hi! Ist es okay für dich, dass ich ...“
    Ich nicke. Ob es okay ist, dass er mir nicht mehr am Rockzipfel hängt? Was für eine Frage, natürlich! Ich lege die Tasche auf den Boden. Einen Moment später bemerke ich, dass etwas darin vibriert, greife hin und fische Lorenzos Handy heraus. „Wolfgang ruft an“, steht da. Ich kenne keinen Wolfgang, also gehe ich nicht hin. Mein Blick wandert zu Karim quer gegenüber. Das Handy in meiner Hand vibriert erneut. Diesmal ist es die Mailbox. Ich wähle mich ein. „Hallo Mia“, sage ich, während ich mich an dem Gerät zu schaffen mache. Sie lächelt mir zu, stellt ihre Tasse auf dem Tisch ab und setzt sich an ihren Platz. Mein Blick wandert zu dem telefonierenden Studenten, dann wieder zurück zu Mia. Auf meinem Mailbox-Band rauscht es. Zwischendurch höre ich einzelne unverständliche Satzfetzen. „Ja dann bis heute Abend!“, sagt ein Wolfgang, dessen Stimme deutlich männlicher klingt, als die von Lorenzo und Karim zusammen und hängt auf. Ich lege das Handy auf den Tisch. Karims Kundengespräch ist offensichtlich zu Ende. Er dreht sich zu mir um und grinst. Die Feuerprobe scheint bestanden. So deute ich zumindest seinen Gesichtsausdruck. Ich grinse zurück. Im nächsten Moment begreife ich, dass ich nicht wirklich einen Grund zum Grinsen habe. Zwei schwule Verehrer, ein gesperrtes Konto und kein Geld in der Tasche sind nicht gerade die Voraussetzungen, um zufrieden zu sein. Ich sehe an mir herunter, weil mein Magen zu knurren beginnt und weiß sofort, an was es liegt. Ich habe mal wieder nichts gefrühstückt, weil ich mit dem bisschen Geld von Lorenzo haushalten muss.  
    „ Sag mal, Mia, kannst du mein Telefon übernehmen?“, frage ich. Meine Nachbarin sieht auf und lächelt.
    „Was ist los?“
    „Ich muss nur kurz zur

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