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Amors Glücksfall (German Edition)

Amors Glücksfall (German Edition)

Titel: Amors Glücksfall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Wasser
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Jehovas. Ich bin mir sicher, dass ich mich über diesen Besuch wirklich freuen würde. Angesichts der Situation beginne ich sogar zu phantasieren, wie freundlich ich wäre. „Ist das jetzt der Wolfgang?“, überlege ich. Und noch bevor ich das herausfinden kann, klingelt es wieder. Sekunden später kommt der nächste Mann hineingestürmt. Ohne Gastgeschenke, dafür aber mit einer so guten Laune, dass ich Kopfschmerzen bekomme und in die Küche gehen muss, um mir etwas zu trinken zu holen. Was den Vorteil hat, dass ich ihn nicht unterhalten muss, weil er mir nicht folgt, sondern zu meinem ersten Besucher ins Wohnzimmer geht. Die beiden kennen sich offensichtlich.
    „Ja, finde ich auch“, höre ich. Dem Gespräch kann ich sonst nicht folgen, weil der zweite Mann ziemlich leise spricht. Auch wenn ich nicht gerade scharf darauf bin, ihnen bei irgendetwas zuzusehen, auf was ich selbst keine Lust habe, bin ich froh, dass ich mit keinem der beiden hier allein bin. Bald stellt sich heraus, dass dies mein kleinstes Problem wäre. Die Sache mit dem Überraschungsbesuch hat nämlich ihre Tücken.
    „Was ist denn jetzt mit dem Essen?“, ruft jemand aus dem Wohnzimmer und ich beginne zu ahnen, dass Lorenzo nicht allein deswegen so wohlgenährt aussieht, weil er gerne isst. Er kocht auch gern, wie mir seine Küche bei meiner ersten Wohnungsinspektion schon verraten hatte. Hätte ich geahnt, dass er gerne Freunde einlädt, um sie zu bekochen, hätte ich mir eine Liste dieser Freunde besorgt. Um sie alle schleunigst wieder auszuladen. Das zweite Problem dieser Baustelle ist nämlich, dass Lorenzo seine letzte Einladung ganz offensichtlich bereits ausgesprochen hatte, bevor ich seinen Körper übernahm. Ohne mein Wissen natürlich.
    „Ich dachte, du kochst!“, bemerkt mein erster Besucher folgerichtig, während die beiden zurückkommen. In Lorenzos Küche bewegt sich im Moment nicht besonders viel in Richtung Kochen. Das haben die Schnellmerker schon ganz gut kombiniert. Es riecht nach Nudeln, die ich bereits gegessen habe und ich stehe nur da: ein Glas Wasser in der einen, eine Kopfschmerztablette in der anderen Hand. Natürlich mache ich auch keine Anstalten, die darauf schließen lassen, dass ich gleich zu kochen beginne. Sie bleiben im Türrahmen stehen und beobachten mich. Der ältere der beiden kommt mir außerdem bekannt vor. Als er hereinkam, war ich so schnell geflüchtet, dass ich ihn mir gar nicht angesehen habe. Und auch jetzt brauche ich eine ganze Weile, um ihn einzusortieren. Die blonden strähnigen Haare, die ihm beinahe bis auf die Schultern reichen, scheint er schon lange nicht mehr schneiden zu lassen. Sein Gesicht ist braun gebrannt und faltig um die Augen. Seine Unterarme sind drahtig und ebenso braungebrannt. Ich frage mich, woher ich ihn kenne. Er geht ins Bad, bleibt dort eine Weile und stößt später zufrieden vor sich hin grinsend zu uns. Ich trinke aus. An der Tür klingelt es währenddessen erneut. Der ganze Pulk bewegt sich ins Innere der Wohnung. Nacheinander kommen noch mehr Leute dazu.
    Nach weniger als einer halben Stunde, seit der Erste geklingelt hat, sitzen außer mir insgesamt fünf Männer im unterschiedlichsten Alter um den Couchtisch auf dem Sofa und den zwei breiten Hockern. Keiner von denen sieht schwul aus. Keiner baggert mich an. Ich nehme an, es handelt sich einfach nur um Kumpels von Lorenzo, die Hunger haben. Was sicher besser ist als das andere, dennoch frage ich mich, wie ich aus dem Nummer mit dem Essen wieder rauskommen soll.
    Der Mann neben mir und der, der mir gegenüber sitzt, sind die Einzigen in meinem Alter. Der älteste von allen, den die anderen Wolfi rufen und der mir noch immer irgendwie bekannt vorkommt, ist nach meiner Einschätzung Mitte bis Ende Vierzig. Er scheint ein Sportler zu sein. Er ist groß und durchtrainiert. Wenn Lorenzo regelmäßig für ihn kocht, und so scheint es zu sein, wenn ich dem Gespräch richtig folge, muss dieser Mann richtig viel Sport machen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass in Lorenzos Küche ausschließlich Gesundes in die Pfanne kommt. Die anderen Vier sind nicht wirklich dick. Ich stelle allerdings fest, dass bis auf den Wolfi niemand ein richtiger Sportler zu sein scheint. 
    „Mia beneidet mich um diese Abende!“, sagt Wolfi, nachdem ich das Bier geholt, aufgemacht und jedem eine Flasche gereicht habe. „Mia?“, jetzt fällt es mir wieder ein: „Da kenne ich ihn also her!“ Es handelt sich um meine Mia. Die Mia, die ich

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