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Amors Glücksfall (German Edition)

Amors Glücksfall (German Edition)

Titel: Amors Glücksfall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Wasser
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bis sein irritierter Gesichtsausdruck von einem Nicken abgelöst wird. Ich will sicher gehen, dass er mir keine Meeresfrüchte bestellt.
    Die restlichen Vier scheinen auch schon bestellt zu haben und reden jetzt wild durcheinander. Jü nimmt einen Schluck Bier, prostet in die Runde und zwinkert mir verschwörerisch zu.
    „Karin oder Karim?“
    Ich winke ab, werfe einen strengen Blick zu Wolfi.
    „Ach komm, der ist doch nett!“, sagt er und grinst. Eine große freundliche Familie! Mia hat ihn offensichtlich schon vorgestellt. Ich hasse diesen Sauhaufen! Also beschließe ich die Sache zu ignorieren, gehe auf Wolfgangs Bemerkung und auch auf die Frage von Jü nicht ein, sondern mische mich stattdessen in die Aktiendiskussion zwischen Tobi, der neben mir sitzt und bisher eher schweigsam gewesen ist und Sam, der ständig dreckige Witze reißt, ein.
    W enn sie wüssten, dass ich vor ein paar Jahren damit mein Geld verdient habe, würden sie sicher mitschreiben. Doch offensichtlich ist Lorenzo nicht dafür bekannt, im Wertpapierbereich eine Ahnung zu haben. So werde ich links liegen gelassen und fühle mich beinahe belächelt, obwohl ich Einiges beizutragen hätte.
    „Dividendentitel?“ , hake ich nach. „Ich würde im Moment eher in ETF einsteigen, wenn überhaupt“, hole ich aus und will gerade weiterreden, als mich der blonde Witzbold unterbricht.
    „Hast du heute zu viel in der ‚Süddeutschen‘ gelesen?“, lacht Sam, steht auf und bringt sich und mir frisches Bier. „Hier!“ Er setzt sich hin und redet mit Tobi weiter. Ich warte, bis der Pizzabote vor der Tür steht und verziehe mich aufs Klo. Zeche zu prellen ist nicht gerade mein Stil, schon gar nicht bei Freunden. Aber in dieser besonderen Situation muss ich erfinderisch sein. Außerdem sind es nicht meine Freunde. „Lorenzo wird es schon richten, wenn er wieder da ist“, denke ich. Zudem bin ich erleichtert, dass ich nicht in die Verlegenheit komme, doch noch kochen zu müssen. Ich habe nämlich absolut keine Ahnung davon. Außerdem müssen die Reste in meinem Kühlschrank noch eine Weile halten.
    „Ich gebe dir das Geld nächstes Mal, ja?“, sage ich beiläufig zu Wolfi. Er nickt kauend. Nachdem er mir seine Mia zu verdanken hat, habe ich nicht einmal ein schlechtes Gewissen und beiße herzhaft in meine Rucola. Einen Moment lang halte ich dann aber doch inne. Keine negative Reaktion. Es schmeckt, wie es schmecken soll, nichts zieht sich zusammen, nichts veranlasst den Körper, das Essen abzuwehren. Ich schlucke den ersten Bissen hinunter, darauf gefasst, dass vielleicht doch noch etwas passiert. Glück gehabt! Ich grinse zufrieden, nehme noch einen kleinen Schluck Bier und beginne gierig die Pizza zu verschlingen.
    „Und wo ist Stella?“, fragt Sam. Ich bemerke, wie Wolfgang ihn kurz anstarrt und dann sofort wieder wegsieht. Für einen Moment bin ich mir nicht sicher, wie gut er meine Ex-Assistentin kennt.
    „Lass ihn!“, fordert Mias Freund Sam auf, nachdem er etwas durch seine Pizza genuschelt hat, das in Richtung eines: „Ich dachte, ihr seid so ein Kopf–und–Arsch-Gespann“ geht. Was sind wir? Ich denke an Stellas Hintern, an dem sie sich in regelmäßigen Abständen mit Diäten versucht und lache auf.
    „Sie kann heute nicht“, lüge ich. Am Gesichtsausdruck von Wolfi erkenne ich, dass er die Wahrheit kennt.
    Ich gehe auf den Balkon. Wolfgang ist der Einzige, der mir folgt. Während er sich eine Zigarette ansteckt, beneide ich ihn darum. Selbst lasse ich es allerdings bleiben, so schwer es mir auch fällt. Ich bin sicher, dass ihm mehr als eine Frage auf der Zunge liegt, so wie er mich anguckt. Doch er zieht lieber an seiner Fluppe, genießt sie und schweigt. Lange und ausgiebig raucht er. Erst nachdem er mit der zweiten Zigarette fertig ist, sieht er mich an, als hätte ich etwas verbrochen.
    „Was denn?“, frage ich.
    „Das frage ich mich auch“, sagt er und schweigt wieder. „Mit dir ist doch was?“, setzt er nach. Für einen Moment will ich ihm die Fresse polieren. Dann aber will ich ihm am liebsten alles erzählen. Am Ende seufze ich nur, setze mich in den weißen Plastikstuhl und sehe in den dunkel gewordenen Himmel.
    „Irgendwie ist alles scheiße“, sage ich. Ich rieche den Qualm, der in feinen Schwaden vor meiner Nase tanzt und frage mich, womit ich diesen Mist hier überhaupt verdient habe.
    „Was ist denn passiert zwischen euch?“
    I ch verstehe seine Frage nicht. Meint er jetzt Karim oder Stella? Ich

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