Amors Glücksfall (German Edition)
war, die ich vorhin auf dem Anrufbeantworter gehört habe. Lorenzo und Stella sind befreundet, das wusste ich. Wie eng, ahnte ich bis jetzt nicht. „Offensichtlich steht sie nicht auf Waschbrettbauchbesitzer“, denke ich, fahre mir über die Bauchpartie, an der bei mir selbst lauter Muskeln sind und die sich bei Lorenzo wie bei einer Schwangeren nach vorne beult. Warum ich Stella noch einmal an mich drücke, weiß ich gar nicht genau. Es ist wie ein Zwicken, um festzustellen, dass man nicht träumt. Wenn ich jetzt aussehen würde wie ich sonst aussehe, würde Stella nämlich auf der Stelle abhauen. Dies ist eine Kontrollumarmung. Sie hasst mich. So aber bleibt sie stehen, nimmt eine gerollte Isomatte von ihrem Rücken und sieht zu mir hoch. „Scheiße!“, denke ich, an dem Zirkus ist mehr dran, als ich gehofft hatte. Stella sieht eindeutig einen anderen Mann vor sich, als ich es bin.
„Ihr steckt doch alle unter einer Decke!“, sage ich misstrauisch. V ielleicht verrät sie ja etwas.
„Was?“, fragt Stella, statt sich zu rechtfertigen. Habe ich aber irgendwie auch nicht wirklich anders erwartet. Gibt es überhaupt jemand en, der ehrlicher ist als sie?
„Schon gut“, lenke ich ein. „Was machst du denn hier?“
„Lass dich ansehen!“, sagt sie ein wenig streng, statt auf meine Frage einzugehen. „Wenn ich schon für dich lüge, will ich auch wissen, warum.“ Aha, sie lügt also doch! Zusammen sehen wir uns meinen neuen Körper an. Ich von oben, sie aus der Frontperspektive. Und ich fühle mich dabei furchtbar.
Da stehe ich, mit einer Unterhose bekleidet, vor meiner Ex-Assistentin und erfahre, dass sie meine Mitarbeiter beim Blaumachen unterstützt. Und jetzt tadelt sie mich auch noch, als sei sie meine Nanny. In einer anderen Situation wäre das vielleicht sogar aufregend. Doch mir ist gerade nicht nach aufregenden Dingen. Außerdem ist Stella Pfeiffer nicht gerade die richtige Frau dafür.
„Du bist doch nicht wirklich krank?“, fragt sie und stampft an mir vorbei ins Wohnzimmer, mich an der Hand hinter sich her ziehend, ihre Isomatte in der anderen Hand. Ich folge ihr widerwillig. Andernfalls käme sie nämlich nicht von der Stelle. Die Ereignisse der letzten paar Stunden machen mich , gelinde gesagt, noch immer konfus und der vertraute Anblick von Stella beruhigt mich irgendwie. Langsam bin ich bereit, das hier als eine komische Situation wahrzunehmen, statt bloß an meinem Verstand zu zweifeln. Ich setzte mich auf die andere Seite der Couch und überlege, was ich machen soll.
„Nein, ich bin nicht krank. Was ist denn das?“, frage ich mit dem Blick zu der Matte. Mir fällt sonst überhaupt nichts ein. Außer dass ich nicht so nackt herumsitzen kann, auch wenn es Stella offensichtlich nicht stört. Ich stehe auf, gehe ins Schlafzimmer und greife in einen der Klamottenhaufen. Hätte ich gewusst, dass ich diese Sachen einmal anziehen müsste, hätte ich mich mit den Kommentaren dazu zurückgehalten. Ich schlucke den Kloß in meinem Hals herunter, springe in die lindgrüne Jeans und ziehe mir das pinke Poloshirt über, Klamotten, die ich im Büro am lustigsten fand. „Nach etwas anderem zu suchen hat eh keinen Sinn“, denke ich, suche eine Weile nach Socken und gehe wieder zu Stella ins Wohnzimmer.
„Damit willst du Yoga machen?“, fragt sie irritiert und legt die Zeitschrift, in der sie gerade blättert, neben sich.
„Yoga?“ Mein Blick fällt auf die Matte, die sie mitgebracht hat. Sie hat noch immer keinen neuen Job, da bin ich mir sicher. Mit einem Job käme sie nicht auf so bescheuerte Ideen wie indisches Bodenturnen nach kalifornischer Art. Jetzt fehlt mir nur noch, dass sie mich dazu auch noch nötigen will.
„Du siehst furchtbar aus“, lächelt sie mitleidig. „Vielen Dank aber auch!“, will ich ihr antworten, schweige aber, weil ich erst überlegen muss. „Stella, bring mich bitte zu einem Nervenarzt!“, rutscht es mir beinahe von der Zunge. Dieser Frau hier vertraue ich nämlich, im Gegensatz zu der vorhin, blind. Bis vor Kurzem war sie meine rechte Hand und von ihr weiß ich eigentlich, dass sie mich nicht anlügen würde. „Yoga wird dir bestimmt helfen“, lächelt sie, als hätte sie die Formel für den Weltfrieden entdeckt. So funktioniert es aber nicht!
Ich sehe erneut an mir runter, fixiere eine Weile den großen Zeh meines linken Fußes, der aus der Socke herausschaut. „Wahrscheinlich habe ich die einzige Socke mit Löchern aus dem Haufen anderer
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