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Amors Glücksfall (German Edition)

Amors Glücksfall (German Edition)

Titel: Amors Glücksfall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Wasser
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Unschuldsmiene s ieht sie mir über die Schulter. Am liebsten würde ich sie jetzt packen und aus dem Fenster werfen. Aber etwas in mir scheint zu ahnen, dass sie die Einzige ist, die mir meine missliche Lage erklären kann.
    „Was für ein Deal?“ Langsam dämmert mir, dass ich keine sfalls wilden, hemmungslosen Sex mit dieser Frau hatte. Und ich befürchte, dass hinter ihrem rätselhaften „Deal“ noch eine viel üblere Überraschung steckt. Was war das noch mal für ein Vertrag, an den ich mich vorhin noch irgendwie erinnern konnte? An ihrem Grinsen erkenne ich, dass das Ganze nicht zu meinem Vorteil gewesen war.
    „ Was habe ich ihr nur versprochen?“ Für einen kurzen Moment denke ich an Goethes „Faust“. Dieser Trottel hat für ein bisschen Erfolg seine Seele verkauft. Jetzt wird mir noch übler. Aber ich brauche das nicht, ich habe Erfolg: bei Frauen, im Job und insgesamt. Ich bin ein überaus glücklicher Mann. Man kann es durchaus schlechter erwischen im Leben. Ich wasche mir das Gesicht noch einmal gründlich und sehe anschließend hoffnungsvoll in den Spiegel.
    Sekunden später bin ich so hoffnungslos wie zuvor, mache das Licht aus, trotte in das fremde Wohnzimmer, setze mich auf die Couch und bin bereit zuzuhören.
     
    „Du wolltest eine zweite Chance“, beginnt sie. Ich runzle meine Stirn und kratze am Kinn herum. Das tiefe Grübchen, das ich dabei erwische, erschreckt mich fast zu Tode. Für die Winzigkeit eines Moments war ich nämlich wieder ich selbst. Mark Hübner, ohne Kinngrübchen und ohne Gewichtsprobleme. Von was redet die Frau überhaupt?
    „Wir haben uns lange beraten und beschlossen, dass es in Ordnung ist.“
    Ich fühle Wut in mir aufsteigen. Wut und Ratlosigkeit: „Wer sind ‚wir‘ und was ist ‚in Ordnung‘?“, denke ich.
    „Was ist in Ordnung?“, spucke ich heraus. Ich bin wirklich sauer auf sie, dabei kenne ich nicht einmal alle Details. „Und wer sind ‚wir‘?“, schiebe ich nach und versuche mich zu beruhigen. Aber es gelingt mir nicht. „Wer bist du zum Teufel?“ Würde sie mir jetzt eröffnen, dass sie eben dieser Teufel ist, wäre ich nicht weniger wütend.
    „Mein Name ist Calopea“, sagt sie ganz ruhig.
    „Calopea, aha. Und wie weiter?“
    Offensichtlich überlegt sie etwas, aber nicht lange.
    „Nur Calopea, nichts weiter“, lächelt sie, setzt sich zu mir auf die Couch, schiebt ihre Hand auf mein nacktes Knie und legt wieder ihre Honigstimme ein. „Bitte erschrecke jetzt nicht, ja?“ Eine ganze Weile wartet sie, bevor sie im gleichen süßen Ton fortfährt. „Mark, du hattest einen Unfall.“ „Unsinn!“, denke ich, während sie weiterredet und ich nicht zuhöre. „Unfall? So ein Quatsch!“ Und Calopea, was ist das überhaupt für ein Name? Klingt griechisch, doch so sieht sie ganz sicher nicht aus, wie sie da mit ihren langen blonden Haaren neben mir sitzt.
    Eher sieht sie aus wie ein eiskalter skandinavischer Engel in teuflischer Mission. Ich denke wieder an das Bild im Spiegel. Verdammt, warum kann ich nicht endlich aus diesem Albtraum aufwachen? Am liebsten würde ich die Frau jetzt darum bitten, mich zu einem Arzt zu bringen. Der untersucht mich, verschreibt mir vielleicht ein paar Pillen und schon bald ist alles wieder in Ordnung. Das wäre es! Andererseits vertraue ich ihr nicht. Wer weiß, wo ich dann lande?
    Wie durch etwas Zähflüssiges dringt eine unangenehme Erinnerung zu mir, die noch gar nicht so alt ist. Ich fühlte mich bandagiert, mich blendete ein Licht und ich konnte mich nicht bewegen. War das etwa ein Krankenhaus? „Mist!“, denke ich und versuche der Frau, die jetzt ganz weiß gekleidet ist, zuzuhören. „Hatte sie vorhin auch weiße Klamotten an?“, frage ich mich. Für einen Moment überlege ich, ob ich mich nicht gerade schon in einer Klinik befinde. Vielleicht ist an der Geschichte mit dem Unfall ja doch was dran. Und wahrscheinlich habe ich eine Kopfverletzung, die diese ganze Zirkusnummer hier erklärt.
    „Jedenfalls ist das so, dass uns Lorenzos Körper hier sehr geeignet erschien, solange du im Koma liegst“, unterbricht sie meine Gedanken. „Das war ja mal eine sehr ausführliche Auskunft“, denke ich. Das mit der Kopfverletzung ist mit allerdings irgendwie lieber. Und was für ein Koma bitte?
    Die Frau sieht aus, als sei sie mit einem langen Vortrag fertig und wolle wieder aufbrechen. Dabei sagte sie nur einen Satz. Was soll das also? Tatsächlich steht sie auf und bewegt sich Richtung Tür. Ich

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