Amors Glücksfall (German Edition)
Socken gezogen“, denke ich. Das Gesetz des Pechs, nehme ich an.
„Heute nicht“, brumme ich, weil sie sonst sicher einen Verdacht schöpft. „Ich fühle mich nicht so gut .“
„ Das wird furchtbar“, denke ich. Stella kennt sowohl Lorenzo als auch mich viel zu gut, als dass sie keinen Verdacht schöpfen würde, wenn sie hier noch länger herumhängt. Ich muss dafür sorgen, dass sie verschwindet, sonst übe ich demnächst noch Kopfstände in Lorenzos Wohnzimmer. Mir steigt das Bild aus dem Spiegel ins Gedächtnis und ich zucke zusammen.
„Woher weißt d u eigentlich, dass ich krank mache?“, frage ich. Gleichzeitig überlege ich, wie lange ich sie nicht mehr gesehen habe: Einen Monat vielleicht? Nein, eher zwei.
„Mia hat mich per SMS gefragt, ob ich wüsste, was mit dir ist“, antwor tet sie.
„Und wen hast du im Büro angerufen?“, frage ich weiter zur Probe. Im gleichen Moment weiß ich es natürlich selbst.
„Den Arsch von deinem Chef“, sagt sie. Der abfällige Ton macht klar, dass sie noch immer nicht über die Sache mit mir hinweg ist. Da hilft auch kein Yoga. „Was mache ich jetzt?“, überlege ich und beschließe, dass ich sie loswerden muss.
„Hast du abgenommen?“, versuche ich sie abzulenken. Wie das geht, weiß ich genau, denn auch ich kenne sie gut. Stella zieht ihre Augenbrauen zusammen.
„Nicht in den letzten vier Tagen“, antwortet sie. Aha, sie haben sich also vor vier Tagen gesehen. „Wie kommst du darauf?“, lächelt sie unsicher und sieht an sich herunter. „Findest du das eigentlich wirklich?“
„Nein, eigentlich nicht“, sage ich: „Ich wollte nur nett sein.“ Ich beiße mir auf die Zunge. Das war jetzt Mark, der da aus mir gesprochen hat und der sollte jetzt lieber die Klappe halten, um seine Ex-Assistentin nicht auf falsche Ideen zu bringen. Andererseits will ich sie rausekeln. „Stella, eigentlich ist es wegen dir“, sage ich daher. Ihr Blick verfinstert sich. Ich versuche ihr nicht in die Augen zu sehen.
„Wie meinst du das? Du bist wegen mir krank?“ Sie legt die Zeitschrift beiseite. „Ich bin wieder in Ordnung, Lorenzo. Wirklich! Ich habe Mark sogar angerufen und es ist nichts passiert .“ Sie greift zu ihrer Tasche und zeigt mir den Inhalt. Ich sehe nichts Auffälliges. Einen Moment lang muss ich überlegen. Sind das die fehlenden Zigaretten, die sie meint? Sie hat seit Monaten aufhören wollen, das weiß ich genau. Wieder muss ich schmunzeln. „Wirkt sie wirklich dünner?“, überlege ich. Das würde ja gar nicht dazu passen, dass sie das Rauchen aufgegeben hat.
„Das ist es nicht. Es würde uns beiden gut tun, ein wenig Abstand zu haben.“
„Was?“
„Wir hängen einfach viel zu oft zusammen .“
„Wie meinst du das?“
Ich sehe, wie in ihren Augen Tränen zu glitzern beginnen. Es scheint, dass sie Lorenzo wirklich sehr gern mag. Fast tut es mir leid, sie schon wieder zu enttäuschen.
„Es muss ja nicht für immer sein, aber ich brauche etwas mehr Zeit für mich .“ Jetzt ist es raus. Stella versucht zu lächeln.
„Ist das dein Ernst?“ Offensichtlich hofft sie darauf, dass ich mich korrigiere. Und als ich auch nach langen Minuten nichts von dem zurücknehme, was ich gesagt habe, steht sie auf. An der Tür dreht sie sich um, geht dann aber doch hinaus. Ich bleibe im Flur stehen und warte. Seltsam, dass ich warte, weil Sekunden später die Tür wieder aufgeht.
„Entschuldige. Hier ist dein Schlüssel“, sagt sie. „Ich habe ihn beinahe vergessen. Und das hier lag auf dem Boden.“ Sie reicht mir einen Schlüsselbund, an dem ein Plastikengel mit Pfeil und Bogen baumelt und einen Umschlag.
Wie Stella verschwindet, bekomme ich gar nicht me hr mit. Ich mache den Umschlag auf und ziehe seinen Inhalt heraus. Schnell ist mir klar, dass es der gleiche Vertrag ist, wie der, den mir der eiskalte Engel vorhin in die Hand gedrückt hat. Ich sehe meine eigene Unterschrift als Mark Hübner und in dem Kleingedruckten entdecke ich einen Passus, den ich vorhin überlesen habe.
„Zehn verliebte Paa re“, steht da. Ist das etwa der Deal? Ich betrachte den zweiten Namen unter dem Vertrag. Es könnte Calopea heißen. Doch sicher bin ich mir nicht. „Wenn dies wirklich der Deal ist, von dem sie gesprochen hat, was ist dann bitte der Einsatz?“, überlege ich, gehe ins Wohnzimmer zurück und setze mich aufs Sofa. Sofort erinnere ich mich an die Worte Calopeas: „Unfall, Koma ...“
„ Das reicht jetzt!“, schreit
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