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Amputiert

Amputiert

Titel: Amputiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gord Rollo
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hier in der Burg anzutreffen, verschlug ihm vorübergehend die Sprache. Allerdings kam er rasch darüber hinweg.
    »Hast du den verfluchten Verstand verloren, Mike?«
    Ich erwiderte nichts.
    »Du überrumpelst irgendwie Jackson, und statt von hier zu verschwinden, so schnell du kannst, kommst du zurück, um dich von deinen Freunden zu verabschieden?«
    Er kam einige Schritte ins Zimmer und warf einen genaueren Blick auf die Männer, die in den Betten lagen, dann auf das Kissen, dass ich immer noch umklammerte, und er begann zu lachen. Er lachte und lachte – die Vorstellung, dass ich die Bluter getötet hatte, schien für ihn offenbar unheimlich lustig zu sein.
    »Du bist verrückt. Ich wusste es. Verdammt noch mal, das ist was fürs Buch der Rekorde. Wir rennen durch den beschissenen Wald, und du bist hier, um Küss-das-Kissen mit deinen alten Kumpels zu spielen. Das wird Dr. Marshall gefallen.«
    »Wie hast du mich gefunden?«, fragte ich, um Zeit zu schinden.
    »Schwester Harper«, antwortete er. »Sie hat erwähnt, dass hier oben jemand eine Nachricht für mich überbringen sollte, und ich wusste, dass das Blödsinn ist. Aber um die Wahrheit zu sagen, ich dachte, es sei einer meiner Männer, der sich ein Päuschen genehmigen wollte. Ich bin eigentlich hier raufgekommen, um ihm ein neues Arschloch dafür zu treten, dass er uns nicht geholfen hat, nach dir zu suchen. Als ich dich hier stehen sah, hätte mich beinah der Schlag getroffen. Du steckst echt voller Überraschungen, das muss ich dir lassen. Es ist fast schade, jemanden wie dich umzubringen, aber ich muss ...«
    »Lass ihn zufrieden, Drake, du Dreckschwein!«, brüllte Rotbart, dessen Stimme dabei viel zu laut und kräftig für einen so kleinen, ausgemergelten Körper klang.
    Drake lachte erneut. »Leck mich, Stummelchen. Halt’s Maul, oder ich schneide dir die Augen raus.«
    Um seiner Drohung Nachdruck zu verleihen, zog Drake ein tödlich aussehendes Messer mit kurzer Klinge und zeichnete in Rotbarts Richtung Kreise in die Luft. Mein Freund stöhnte, schloss die Augen und begann, flüsternd zu beten, was Drake immens gefiel. Nachdem der muskelbepackte Sicherheitschef Rotbart in seine Schranken gewiesen hatte, richtete er die Aufmerksamkeit wieder auf mich, deutete mit dem Messer in meine Richtung und leckte sich über die Lippen. Er begann, auf mich zuzugehen.
    »Sei ein braver Junge, Mike, und ich mache es kurz und schmerzlos für dich. Ich bin zu müde, um mich mit einem lästigen Scheißhaufen wie dir herumzuplagen. Es ist deine Entscheidung. Sterben wirst du so oder so.«
    Sei dir da mal nicht so sicher, Großer.
    Drake hatte ein scharfes Messer, aber ich hatte Jacksons Pistole.
    Ohne Zeit zu verlieren, warf ich das Kissen beiseite und steckte die Hand in die Jackentasche. So schnell ich konnte, zog ich die silbrig glänzende Pistole, konnte es kaum erwarten, einige Kugeln in diesen großmäuligen Schwanzlutscher zu jagen, ihn mit genug Blei zu füllen, um ihn magnetisch zu machen, und ihm anschließend ins Gesicht zu spucken, wenn er vor meinen Füßen zu Boden ging. Wunschdenken.
    Für einen Schlägertyp war Drake verdammt schnell, und als ich die Pistole in der Schusshand hatte und den Abzug zu betätigen versuchte, hatte er mich bereits erreicht. Er packte mit der Rechten mein linkes Handgelenk, sorgte dafür, dass die Pistole von ihm weg zielte, und begann zuzudrücken.
    Meine dünnen Knochen glichen in seinem schraubstockartigen Griff Streichhölzern, und ich schrie auf, als etwas in meinem Unterarm brach. Einen Moment lang brannte meine Hand wie Feuer, dann wurde sie taub. Meine Finger zuckten, und die Pistole fiel zwischen uns auf den Boden. Drake trat sie quer durch das Zimmer und grinste mich an wie ein hungriger Fleischfresser.
    »Netter Versucht, Mike, nur leider nicht gut genug«, sagte er, umklammerte weiter mein gebrochenes Handgelenk und stieß das Messer auf meinen Bauch zu.
    Instinktiv drehte ich den Körper nach rechts, um dem tödlichen Streich auszuweichen. Drakes Messer riss einen langen Schlitz in meine Jacke, schabte über die linke Hälfte meines Brustkorbs und ließ Blut fließen, setzte mich jedoch nicht außer Gefecht. Ich schwang die rechte Faust mit aller Kraft auf Drakes Hals zu und hoffte, ihn am Adamsapfel zu treffen, aber er sah den Schlag kommen und duckte sich. Meine Faust prallte stattdessen gegen sein Kinn, nur besaß ich nicht genug Kraft, um großen Schaden anzurichten. Drake schüttelte den Treffer mühelos

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