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Amputiert

Amputiert

Titel: Amputiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gord Rollo
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brillanter Chirurg und unglaublich kluger Mann sein, aber irgendwann hatte er durch seine Besessenheit durchgedreht. Er war kein sabbernder Wahnsinniger mit irrem Blick, nur psychotisch, ein Getriebener, der um jeden Preis Erfolg haben wollte. Kein geistig gesunder Mensch könnte die Verbrechen rechtfertigen, die er in diesem Raum beging. Natürlich würde ich die Operation auf keinen Fall durchführen lassen. Dieses Zimmer voller Bluter war mehr als genug, um mich davon zu überzeugen, dass es an der Zeit war, schleunigst das Weite zu suchen und so weit wie möglich von diesem verrückten Ort zu verschwinden.
    Und meinen Arm nehme ich mit.
    Ich machte auf dem Absatz kehrt, steuerte auf das offene Fenster zu und hatte vor, gerade lange genug in mein Zimmer zurückzuklettern, um mir leise mein Zeug zu greifen. Danach würde ich erneut das Spalier benutzen, um nach unten zu gelangen und zu fliehen.
    »Warte«, rief der Alte und hörte sich panisch dabei an. »Du kannst mich nicht hierlassen. Nicht so !«
    »Tut mir leid, Lucas, aber ich kann dich unmöglich mitnehmen. Ich kann von Glück reden, wenn ich es alleine schaffe. Müsste ich dich tragen ...«
    »Ich will nicht mitkommen«, flüsterte er, und als ich den flehentlichen Ausdruck in seinen Augen sah, begriff ich, was er von mir wollte.
    »O nein! Keine Chance, Lucas. Das kann ich nicht tun.«
    »Sicher kannst du das. Nimm mein Kissen, es wird nur eine Minute dauern. Sieh mal, ich weiß, dass du mich nicht kennst und nichts von mir weißt, aber ich war mal ein stolzer Mann, Mike. Dieser Dreckskerl Marshall hat mir mehr als meine Gliedmaßen gestohlen – mein Leben, meine Menschlichkeit, meinen Seele. Ich kann so nicht weiterleben. Du bist mein einziger Ausweg. Bitte, Mike, ich flehe dich an.«
    Verfluchte Scheiße. Wie bin ich nur in diesen Schlamassel geraten?
    Das Traurige war: Ich musste ihm recht geben. Niemand sollte so leben müssen, nur noch existieren, um als Nahrung für die verkommene Besessenheit eines Wahnsinnigen zu dienen. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie Lucas’ Leben sein musste; dem Mann wurde ununterbrochen sein Lebenssaft abgezapft, und es bestand keine Hoffnung auf Erlösung, bis sein Körper verbraucht war oder sein Verstand wie der seiner Gefährten brach. Er verdiente dieses grausame Schicksal nicht, und ich verspürte das Bedürfnis, ihm zu helfen. Ich war nur nicht sicher, ob ich die Kraft besaß, es durchzuziehen. Unabhängig davon, ob er mir seinen Segen dazu gab, war Sterbehilfe für diesen armen Mann trotzdem Mord, oder?
    Ich ging neben Lucas’ Bett und wand langsam das Kissen unter seinem rasierten Kopf hervor. Dabei löste sich eine Infusionsleitung, die brutal in eine Vene über seinem linken Ohr gerammt worden war, und ergoss frisches Blut auf das weiße Laken. Das Blut, das im Mondlicht schwarz wirkte, erschreckte mich, aber es schoss nicht hervor, sondern tropfte nur, daher ignorierte ich es und erwähnte es Lucas gegenüber nicht. Warum auch?
    »Bist du dir sicher, Lucas?«, fragte ich und hoffte mit ganzem Herzen, dass er es sich anders überlegt hätte.
    »Ich bin mir in meinem ganzen Leben noch nie einer Sache so sicher gewesen. Gott segne dich, Mike. Ich bin bereit.«
    In seinen Augen standen Tränen, als ich das Kissen auf sein Gesicht senkte, aber er lächelte und nickte die ganze Zeit. Ich fühlte mich wie ein kompletter Dreckskerl, gleichzeitig jedoch wusste ich, dass ich das Richtige tat und ihm den Frieden bescherte, den er verdiente. Er hatte genug gelitten.
    Da ich so etwas noch nie gemacht hatte, wusste ich nicht, wie viel Druck ich auf das Kissen ausüben sollte. Ich wollte es so rasch und schmerzlos wie möglich hinter mich bringen. Ich vertraute meinen Instinkten und drückte nach unten, bis Lucas’ Rumpf zu zittern begann. Er kämpfte um Luft, doch ohne Glieder war er zu wenig Gegenwehr fähig. Ich wandte den Kopf ab und hoffte, es würde bald vorbei sein; ich konnte nicht zusehen, wie sein Körper unter mir weiter kämpfte.
    Durch alles, was vor sich ging, bekam ich nicht mit, dass das Schnarchen von der anderen Seite des Zimmers verstummt war. Erst, als der Mann, den Lucas Charlie genannt hatte, aus Leibeskräften zu schreien begann, bemerkte ich, dass jemand jeden meiner Handgriffe beobachtete.
    »Geh von ihm weg!«, brüllte Charlie, die verängstigte Stimme so hoch und schrill wie die eines Mädchens. »Lass Lucas in Ruhe, du Schwanzlutscher. Er ist mein einziger Freund.«
    Ich versuchte, mit

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