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Amputiert

Amputiert

Titel: Amputiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gord Rollo
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»Bleiben Sie locker, dann wird niemand verletzt.«
    Der Wachmann neben ihm hob sein Walkie-Talkie zum Mund und sagte: »Keine Sorge, Drake – wir haben ihn.«
    »Gut«, ertönte Drakes selbstgefällige Stimme. »Haltet ihn einfach dort fest. Ich bin unterwegs.«
    Wachleute vor mir, ein Wachmann hinter mir, und der Oberarsch näherte sich rasch. Die Dinge standen nicht gut. Mir gefielen meine Chancen ganz und gar nicht. Ich begann, mich nach einer Art Waffe umzusehen, mit der ich mich verteidigen konnte, als ich einen möglichen Ausweg erblickte. Direkt zu meiner Linken befand sich zwischen zwei Betten eine weiße Metallplatte, die mit Scharnieren am oberen Rand in gut einem Meter Höhe an der Wand montiert war. Auf der rechteckigen Klappe stand das Wort: Abfallentsorgungsrutsche.
    Mein Verstand rotierte. Konnte ich auf diese Müllrutsche hechten, hinuntergleiten und dann immer noch flüchten? So einfach konnte es nicht sein. Die Öffnung sah mehr als groß genüg für mich aus, doch was mich ängstigte, war, dass ich nicht wusste, wohin die Rutsche führte. Verlief sie schräg oder senkrecht nach unten? Ich befand mich im dritten Stock, und die Rutsche erstreckte sich wahrscheinlich bis ins Erdgeschoss oder sogar in den Keller. Das bedeutete, es ging über mindestens vier, vielleicht fünf Geschosse in die Tiefe. Wenn der Müllcontainer unten voller Abfall war, würde mir vermutlich nichts passieren – es wäre wie bei einem Stuntman, der auf einem dieser Luftpolsterdinger landete –, wenn er jedoch leer war ...
    Während ich überlegte und das Für und Wider meines potenziell selbstmörderischen Sprungs gegeneinander abwog, tauchte schließlich Drake an der Tür auf, schnaufend und keuchend. Er wirkte größer und gefährlicher, als ich ihn je zuvor gesehen hatte. Und er war scheißwütend. Aus seinen Augen sprach: ›Ich werde dir unheimlich wehtun.‹ Das jagte mir mehr Angst ein als die Pistolen der Männer rings um ihn. Ich beschloss, nicht zuzulassen, dass mich dieser Muskelpsycho in die Hände bekam; sobald er den ersten bedrohlichen Schritt in meine Richtung machte, schlug ich alle Vorsicht in den Wind und rannte auf die Müllrutsche zu.
    Drake war schnell, aber nicht schnell genug. Als der Sicherheitschef erkannte, was ich vorhatte, war es bereits zu spät. Wie ein olympischer Turmspringer streckte ich die Hände vor mich, duckte den Kopf dazwischen und hechtete durch die Scharnierklappe. Meine Haltungsnoten wären nicht allzu beeindruckend gewesen, trotzdem schaffte ich es auf die Rutsche.
    Und fiel sofort wie ein Stein.
    » O Scheiiißeee! «, brüllte ich, zugleich verängstigt vor der dunklen, unbekannten Leere unter mir und euphorisch durch den Adrenalinschub, den meine James-Bond-artige Flucht vor Drake und seinen Gorillas ausgelöst hatte.
    Es war zu dunkel, um etwas zu erkennen, aber ich spürte, dass ich viel zu schnell wurde. Wenn ich mit dieser Geschwindigkeit unten ankam, würde mein Schädel aufplatzen wie eine verrottete Melone, über die ein Laster fährt. Die Rutsche war nur wenig breiter als mein Körper, also versuchte ich, die Arme und Beine gegen die glatten Metallseiten zu spreizen, presste mit aller Kraft nach außen und hoffte, das würde helfen. Ich wurde eindeutig langsamer, allerdings nicht viel. Nicht annähernd genug, um mich zu retten, falls der Abfallcontainer unten nicht voller weicher Müllsäcke war. Ich schloss die Augen und bereitete mich darauf vor zu sterben.
    Kurz, bevor ich unten aufschlug, war die Rutsche abgeschrägt oder wies einen Knick in eine andere Richtung auf, denn plötzlich befand ich mich nicht mehr im freien Fall, sondern schlitterte auf dem Bauch. Als ich landete, landete ich hart, aber jemand im Himmel musste mich mögen, denn worauf immer ich zum Rollen kam, es war weich und schwammig. Es schmerzte höllisch, presste mir die Luft aus den Lungen, und um ein Haar brach ich mir das linke Handgelenk, aber als ich wieder klar denken konnte und zu Atem kam, war ich noch am Leben und relativ unversehrt.
    Als ich aufstand, schmerzte auch mein Rücken in Schulternähe ziemlich heftig, doch ich hatte keine Zeit, mir den Kopf über meine Wehwehchen zu zerbrechen. Das konnte ich später tun, wenn ich weit weg von hier war. Mit diesem Gedanken begann ich, nach dem Deckel dieses Müllcontainers zu suchen, dessen grauenhaften Gestank ich erst jetzt registrierte.
    Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es so finster sein würde. Ich konnte rein gar nichts sehen und

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