Amputiert
nicht raus.«
Verständlich.
Sie waren ohnehin ruiniert. Es war egal, solange ich nur hier rauskam.
Drake beobachtete mich, während ich mich buchstäblich aus meinen blutdurchtränkten Kleidern schälen musste, aus dem T-Shirt, der Hose, den Socken und der Unterhose. Dann wich er zurück, als ich die Leiter aus der Verbrennungsanlage erklomm. Oben zögerte ich, fühlte mich splitternackt ganz und gar unbehaglich. Ich wollte zwar um jeden Preis aus der Kammer, aber nun, da ich völlig unbekleidet dastand, meldete sich meine schamhafte Natur zurück. Leider konnte ich nichts dagegen tun. Ich hatte nichts, um mich zu bedecken, und ich würde auf keinen Fall in die Verbrennungsanlage zurückkehren.
Drake rümpfte angewidert die Nase und deutete auf eine weitere Leiter, die an der Seite des Tanks lehnte.
»Du zuerst. Beweg dich.«
Bevor ich ins Erdgeschoss kletterte, nahm ich mir einen Moment Zeit, um meine Umgebung zu betrachten. Dabei wurde mir klar, dass ich mich nunmehr unter der eigentlichen medizinischen Einrichtung befand. Der Keller mit seiner von Spinnweben überzogenen Decke und dem Betonboden wurde als riesiger Lagerraum verwendet. Durch kleine, verdreckte Fenster in den Fundamentmauern drang natürliches Licht herein und erhellte den Bereich gerade genug, um zu erkennen, dass die Bodenfläche mit Kartons und Kisten jeder Form und Größe übersät war.
Außerdem erblickte ich zwei große Container ähnlich der Verbrennungsanlage, auf der ich stand. Allerdings waren sie kugelförmiger und standen nebeneinander an der entfernten Seite des Raums. Unzählige Rohre, alle weiß gestrichen, stiegen von den Kugeln auf und verzweigten sich über die Decke, bevor sie sich durch in die Decke gebohrte Löcher einen Weg nach oben in die medizinische Einrichtung bahnten. Ich konnte mir ums Verrecken nicht zusammenreimen, wozu sie dienen mochten.
Drake versetzte mir einen Klaps auf den Hinterkopf und forderte mich auf, mich in Bewegung zu setzen. Da ich keinen weiteren Schlag wollte, tat ich, wie mir geheißen, ging zur Leiter und kletterte sie hinunter. Unten warteten sechs Wachleute, wodurch ich mich verwundbarer und unbehaglicher denn je fühlte, aber sie wichen zurück, als ihnen während des Abstiegs mein Geruch in die Nase stieg. Einer – der blonde Kerl mit der Brille, den ich vergangene Nacht auf dem Spalier ausgesperrt hatte – trat widerwillig vor und legte mir ums linke Handgelenk Handschellen an. Mit angehaltenem Atem zerrte er mich zu einer nahen Holztür auf der linken Seite. Statt mich durch die Tür zu führen, wie ich es erwartet hatte, nahm er das andere Ende der Handschellen und befestigte es an dem großen Messingknauf der Tür.
Was um alles in der Welt ...
Warum kettete er mich an der Tür an? Ich versuchte, an den Handschellen zu rütteln, doch sie hielten fest; ich versuchte, die Tür zu öffnen, doch sie war abgeschlossen. Erst, als ich mich zu Drake umdrehte und sah, wie zwei weitere Wachleute einen Feuerwehrschlauch ausrollten, begann ich zu begreifen.
»Wir bringen dich nicht zu Dr. Marshall, solange du so riechst«, erklärte Drake und warf mir ein frisches Stück Seife Marke ›Irischer Frühling‹ zu. »Schaltet die Dusche ein, Jungs.«
Ich wollte noch protestieren, aber ein eisiger Wasserstrahl traf mich mit voller Kraft an der Brust und schnitt mir jäh das Wort ab. Es fühlte sich an, als würde wiederholt eine Million Nadeln in mich gerammt, die mir fast das Fleisch von den Knochen rissen, wo immer mich das Wasser berührte. Herrgott, tat das weh. Ich versuchte, mich zu schützen, zu ducken, zu drehen und sogar zusammenzurollen, aber ich konnte mich nirgendwo verstecken, und egal, welche Haltung ich einnahm, irgendein Bereich meines Körpers blieb immer ungeschützt.
Plötzlich wurde das Wasser abgedreht und ich dachte, die Tortur sei vorüber. Falsch. Drake war noch nicht fertig mit mir.
»Fang an zu schrubben, Mike. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.«
Da ich keine andere Wahl hatte, begann ich, mich mit der Seife einzureiben und bemühte mich halbherzig, sauber zu werden. Es fühlte sich herrlich an, den frischen Kiefernduft zu riechen, der den fauligen Gestank von geronnenem Blut ersetzte, allerdings wurde meine Freude durch das sichere Wissen beeinträchtigt, dass Drake anschließend befehlen würde, mich abzuspritzen.
Und tatsächlich, nachdem ich kaum genug Zeit gehabt hatte, mit der Seife durch mein zerzaustes, klebriges Haar zu fahren, hämmerte der Strahl
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