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Amputiert

Amputiert

Titel: Amputiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gord Rollo
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gesichtet hatte. Aus dieser Nähe konnte ich das in grellroten Buchstaben geschriebene Wort Sauerstoff sowie darunter den unnötigen Warnhinweis Gefahr: hoch entzündlich sehen.
    Das also sind die Dinger ... Sauerstofftanks.
    Das erklärte das Netzwerk kleiner Rohre, die an Dutzenden Stellen durch die Decke verliefen. Die Leitungen versorgten die verschiedenen Labors und Operationssäle in der gesamten Einrichtung. Drake hatte recht gehabt. Hätte der Wachmann die Waffe abgefeuert, wären wir mittlerweile alle tot.
    Na ja, zumindest werde ich heute nicht erschossen.
    Ich klammerte mich an den Sockel des Sauerstofftanks wie ein schiffbrüchiger Seemann mitten im Pazifik an einen Rettungsring. Da die Gefahr einer Explosion aus der Gleichung genommen war, erlangte Drake rasch die Kontrolle über die Situation. Er befahl zwei seiner Männer, mich zu ergreifen, und drohte, ihnen die dürren Hälse umzudrehen, falls sie mich noch einmal entkommen ließen. Dann trat er an mich heran, bis sich unsere Nasen tatsächlich berührten, und sagte: »Ich hab die Spielchen satt, Mike. Du kommst jetzt mit, ob es dir gefällt oder nicht. Wir können das auf zwei Arten machen: auf die harte Tour oder auf die richtig harte Tour. Was darf’s sein?«
    Beides klang nicht besonders gut, also hielt ich einfach die Klappe. Ich wusste, dass mir alles, was ich sagen würde, eine Faust im Gesicht oder Schlimmeres einhandeln würde, deshalb wartete ich stumm ab, was als Nächstes kommen würde. Hätte ich gewusst, dass Drake eine große Spritze hinter dem Rücken versteckte, hätte ich mich vielleicht heftiger gewehrt, so jedoch packte mich der Sicherheitschef einfach an der Kehle und rammte mir die Nadel brutal in die rechte Schulter, bevor ich wusste, wie mir geschah.
    Was für eine Droge er mir auch injiziert hatte, sie haute mächtig rein, denn noch bevor ich Drake einen hinterhältigen Scheißkerl nennen konnte, begann meine Sicht zu verschwimmen. Das Bild von Drakes breitem Grinsen erstarrte in meinem Verstand, fing an, sich in meinem Kopf zu drehen und wirbelte immer schneller, bis schließlich jemand den Stöpsel zog und mein benommenes Bewusstsein in den schwarzen Ausguss der Besinnungslosigkeit abfließen ließ.

Kapitel 16
    Als ich erwachte, hatte ich pochende Kopfschmerzen, so schlimm, dass es sich anfühlte, als wäre jemand mit einem Traktor über meinen Schädel gerollt. Meine geschlossenen Augen waren verkrustet, aber nach mehrmaligem Blinzeln gelang es mir, sie zu öffnen. Schwerer Fehler. Das grelle Licht an der gefliesten Decke über mir blendete mich praktisch und jagte Dolche sengenden Schmerzes in mein Gehirn, wodurch mein armer Kopf noch schlimmer zu pochen anfing. Da ich denselben Fehler nicht zweimal begehen wollte, ließ ich die Augen geschlossen, während ich versuchte, meine Sinne zusammenzubekommen und mich zu orientieren.
    Ich muss die Finger von diesem verfluchten Sterno lassen. Ich muss Wasser trinken ... dringend.
    Beim Gedanken an Wasser erinnerte ich mich an die Feuerwehrschlauchdusche, die mir unlängst verpasst worden war. Sobald mein Verstand diesen Gedächtnispfad eingeschlagen hatte, dauerte es nicht lange, bis mir wieder einfiel, wo ich mich befand und dass Drake mir ein Betäubungsmittel verabreicht hatte. Außerdem hatte er versprochen, mich bei Dr. Marshall zu meiner geplanten Operation abzuliefern.
    O Gott, nein!
    Hatte Drake es bereits getan? Hatte Dr. Marshall mich bereits in den Operationssaal gebracht und mir den rechten Arm abgenommen? Ich war zu verängstigt, um die Augen zu öffnen und nachzusehen. Abgesehen von meinem Kopf hatte ich keine besonderen Schmerzen, aber ich war noch benommen, halb weggetreten, folglich war ich vermutlich mit allerlei Medikamenten vollgepumpt.
    Fast wie auf ein Stichwort hin begann mein rechter Arm zu jucken. Zuerst spürte ich es in der Nähe des Ellbogens, dann kroch es langsam zu meinem Hals empor. Das hätte an sich ein gutes Zeichen sein und mir versichern sollen, dass ich noch in einem Stück war, allerdings war ich ganz und gar nicht überzeugt davon, dass es ein echtes Jucken war. Ich hatte alle möglichen seltsamen Geschichten über Leute gehört, die in – teils vor Jahren – amputierten Gliedmaßen Phantomempfindungen hatten, deshalb wollte ich mir keine allzu großen Hoffnungen machen.
    Schlag die Augen auf, Mike. Du musst dich vergewissern. Tu es, Mann. Tu es sofort. Vielleicht ist es noch nicht zu spät.
    Das stimmte. Vielleicht war ich nicht so

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