Amputiert
streckte. Erst, als er zu einem nahen Tisch ging, bemerkte ich, dass er einen Ständer hatte – sein großer Penis war vollständig erigiert, zeigte zum Dach und schlug bei jedem Schritt gegen seinen Bauch.
Na toll – genau, was ich sehen will.
Mitten auf dem Tisch, neben dem er stand, befand sich etwas Großes, das eine weiße Decke verhüllte. Vorsichtig entfernte Drake die Decke. Als er es tat, musste ich mir auf die Lippe beißen, um nicht aufzuschreien.
O mein Gott!
Unter der Decke verborgen war ein abgetrennter Kopf, der auf einem mit milchiger Flüssigkeit gefüllten Glastank lag. Hunderte bunte Drähte verliefen vom gezackten Halsansatz des Kopfs in den Tank, wo sie an eine kaum sichtbare Wirbelsäule angeschlossen waren. Vom Kopf selbst erstreckten sich weitere Drähte zu einem Schaltkasten neben einem Computer. Mehrere große, mit roter Flüssigkeit gefüllte Schläuche verbanden den Hals mit einer der Maschinen aus dem Video, das wir uns am ersten Tag hier angesehen hatten. Von dieser Maschine ging auch das leise summende Geräusch aus, das ich kurz zuvor bemerkt hatte.
Blutversorgung.
Der Gedanke ließ mich begreifen, was ich vor mir sah. Das war nicht irgendein abgetrennter Kopf, sondern der abgetrennte Kopf – derselbe, der in dem Video gewesen war. Ich erkannte das Gesicht des armen Mannes. Ich konnte mich daran erinnern, dass er mir schon damals, als ich noch dachte, hier sei alles im Lot, einen Schauer über den Rücken gejagt hatte. Ihn nun mit eigenen Augen zu sehen, empfand ich als noch grauenvoller. Wie konnte jemand einem anderen menschlichen Wesen so etwas antun? Es war unvorstellbar grausam. Verdammt, es war diabolisch!
Leider nicht annähernd so diabolisch wie das, was Drake gerade tat. Der kranke Perverse rieb seinen pulsierenden Schwanz an der Seite des Glastanks und arbeitete sich damit langsam näher und näher zu dem Kopf hinauf vor. Die Augen des wehrlosen Mannes waren vor Angst geweitet; der gesamte Kopf und die Wirbelsäule zuckten in dem vergeblichen Versuch, zu fliehen.
Meine Gedanken kehrten an den Tag meiner Ankunft zurück, an dem ich geglaubt hatte, Drake habe die Videovorführung mit einer Erektion im Jogginganzug verlassen. Damals war ich mir nicht sicher gewesen und hatte mich gefragt, was er an Dr. Marshalls Präsentation von Körperteilen erotisch finden könnte, nun jedoch wusste ich es.
Drake kletterte auf den Tisch und versuchte, seinen Steifen in den fest verschlossenen Mund des körperlosen Mannes zu stecken, der sich auf die einzige ihm mögliche Weise wehrte. Drake lachte über den Trotz und bedrohte ihn mit einem Messer, dass er zu einem seiner Augen hielt.
»Mach auf, Süßer, sonst verlierst du die Augen«, flüsterte Drake, dessen Stimme vor Lust troff.
Hör auf damit, du kranker, perverser Arsch!
Ich wollte es laut hinausschreien und hätte es beinah getan, aber eine flüchtige Bewegung, die ich aus dem Augenwinkel wahrnahm, erregte meine Aufmerksamkeit. Dr. Marshall, vor Anstrengung schweißüberströmt, stand anderthalb Meter von mir entfernt, das Messer über den Kopf erhoben, bereit, es mir in den Rücken zu rammen.
Da schrie ich lang und laut; es gab keinen Grund mehr für Verstohlenheit. Ich raste die restlichen Stufen hinauf, rannte an Drake vorbei und hielt erst an, als mein Rücken gegen die Wand auf der anderen Seite des Zimmers drückte. Drake wirkte einen Moment lang verdutzt, erlangte aber rasch die Fassung wieder und stieg vom Tisch, um Dr. Marshall die letzten Stufen heraufzuhelfen, während er mich gleichzeitig im Auge behielt. Nicht, dass es nötig gewesen wäre – sowohl er als auch Dr. Marshall hatten ein scharfes Messer, und ich war ein armloser Mann, der nirgendwohin konnte.
»Was, zum Geier, ist hier los?«, fragte Drake seinen Arbeitgeber.
»Das ist doch ziemlich offensichtlich«, erwiderte der Doktor. »Unser Freund Michael versucht zu fliehen. Allerdings stellt er sich dabei nicht besonders geschickt an. Wie lautet noch das Sprichwort, Mr. Drake? Vom Regen in die Traufe ...«
Drake begann zu lachen. Weder ihn noch Dr. Marshall schien seine Nacktheit auch nur im Geringsten zu stören.
»Was habt ihr mit mir vor?«, stieß ich hervor, wobei es mir nicht gelang, die Angst aus meiner Stimme zu verbannen.
Dr. Marshall bedachte mich mit einem kalten, bösartigen Lächeln, dann antwortete er: »Was immer ich will, Mr. Fox. Was immer ich will.«
Mein Mund wurde trocken. Ich hatte solche Angst, dass ich kein Wort
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