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Amputiert

Amputiert

Titel: Amputiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gord Rollo
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lachte bald zusammen mit seinem Boss.
    »Versuchen Sie, mich eifersüchtig zu machen, Mr. Fox?«, fragte Dr. Marshall. »Netter Versuch, aber sagen wir einfach, von Mr. Drake gibt es genug für alle.«
    Was, zur Hölle, soll das heißen?
    Ich überlegte, ob Dr. Marshall derart wahnsinnig sein konnte, dass ihn Drakes sexueller Missbrauch seines Sohnes gar nicht berührte. Nein. Niemand konnte so herzlos sein. Oder doch? Dann beobachtete ich, wie sich Drake neben Dr. Marshall und dessen Sohn stellte und die Arme um beide legte. Dr. Marshall lächelte, zwinkerte mir zu und küsste Drake leidenschaftlich auf die Lippen. Mit der freien Hand liebkoste er zärtlich Drakes halbsteifen Pimmel und begann, ihn wieder vollständig aufzurichten.
    Grundgütige Mutter Gottes!
    Die beiden waren Geliebte. Ich konnte es nicht glauben. Wie viel durchgeknallter konnte diese bizarre kleine Familie noch werden? Ich meine, ein brillanter, aber ganz und gar irrer Neurochirurg, der seinen mit Steroiden vollgepumpten Sicherheitschef und Liebhaber vor dem zitternden Kopf seines künstlich am Leben erhaltenen, körperlosen Sohnes küsste? Kein schöner Anblick. Eindeutig kein Familienidyll à la Norman Rockwell, soviel stand fest.
    Es war zu viel für mich. Ich konnte es nicht mehr ertragen. Ich wollte nur noch weg, weg von all dem Wahnsinn und der Perversion, zurück in meinen stinkenden, kleinen Müllcontainer unter der Brücke an der Carver Street.
    Komm zurück auf den Boden. Du würdest keinen Tag auf der Straße überleben. Du hast keine beschissenen Arme, du Trottel!
    Natürlich hatte mein Gewissen recht. Für mich gab es kein Zurück. Nur ein Idiot würde etwas anderes denken. Ich hätte mich an dem Tag, als Drake mit der Limousine aufkreuzte, nie von ihm überreden lassen dürfen, von den Gleisen zu kommen. Ich hätte mich an Plan A halten und mir sein verrücktes Angebot gar nicht erst anhören sollen. Und dennoch – vielleicht war es noch nicht zu spät.
    Dr. Marshall und Drake würden mich nie von hier weglassen – jedenfalls nicht lebend. Warum sollte ich mir nicht das Leiden und den Kummer ersparen und die hässlichen Pläne durchkreuzen, die sie für mich hatten? Man mag mich als verrückt bezeichnen, aber ich wollte lieber unter meinen als unter ihren Bedingungen abtreten. Und ich wusste auch, wie ich es anstellen konnte.
    »He, ihr Freaks«, sagte ich zu meinen Peinigern und unterbrach sie bei ihrer kleinen Petting-Runde.
    Dr. Marshall witterte offenbar Gewalt, leckte sich über die Lippen und sagte: »Hüten Sie Ihre vorlaute Zunge, Sie Wicht, oder Sie könnten sie ganz schnell verlieren.«
    Drake kam einen Schritt auf mich zu und hielt das Messer so, dass ich es sehen konnte. »Es ist an der Zeit, dass du Manieren lernst, Mike.«
    Ich holte tief Luft und wappnete mich für das, was kommen würde. »Leck mich, Drake. Ihr zwei Psychos verdient einander, aber ich bleibe nicht, um mir diesen Scheiß noch länger anzusehen. Ich bin hier raus!«
    Es war unübersehbar, dass mein Anfall sie verwirrte. »Du bist was ?«, fragte Drake.
    »Du hast mich schon verstanden. Ich verschwinde.«
    Nach der anfänglichen Verblüffung begannen sowohl Drake als auch Dr. Marshall wieder zu lachen.
    »Sie sind wirklich lustig, Mr. Fox, aber ich fürchte, Sie gehen nirgendwohin«, sagte Dr. Marshall. »Außer zurück in meinen Operationssaal. Wissen Sie ... ich brauche Ihre Beine.«
    Vor zehn Minuten hätte mir diese Aussage eine Heidenangst eingejagt, aber jetzt nicht mehr. Ich war über meine Ängste hinaus, schloss gerade Frieden mit mir selbst und war bereit, zu handeln. Ohne ein weiteres Wort setzte ich mich in Bewegung und rannte in vollem Lauf auf eines der großen Buntglasfenster zu. Wenn Dr. Marshall meine Beine wollte, konnte er Drake losschicken, um sie zusammen mit dem Rest von mir fünf Geschosse tiefer von der Auffahrt zu kratzen. Ein Sturz auf den Asphalt aus dieser Höhe – die angesichts der hohen Decken in dieser Ecke um die zwanzig Meter betragen musste – und ohne Arme, um meinen Fall zu bremsen, würde meinen Schädel aufplatzen lassen wie eine überreife Tomate, auf die ein Vorschlaghammer niederfährt.
    Perfekt.
    »Halt, Sie Narr!«, brüllte Dr. Marshall, sobald offensichtlich wurde, was ich vorhatte. »Schnappen Sie ihn, Drake. Schnell!«
    Drake stürzte hinter mir her, aber ich wusste, ich war im Vorteil. Er wusste es auch, aber er kam trotzdem. Mit einem Triumphschrei hechtete ich durch die Luft, zerschmetterte mühelos

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