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Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers

Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers

Titel: Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janwillem Van De Wetering
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ihm in der Küche und schickte ihn hinaus, als sie wußte, wo sich alles befand. Er setzte sich auf sein Bett und unterhielt sich mit ihr durch die offene Tür. Sie brauchte nicht lange und servierte das Essen auf einem abnehmbaren Brett, das er von der Wand herunterklappte. Es senkte sich bis auf etwa dreißig Zentimeter über dem Bett und war an der einen Seite mit einem Scharnier und an der anderen mit einer Kette befestigt.
    «Sehr sinnvoll», sagte sie. «Diese Wohnung ist sehr klein, aber sie sieht irgendwie ganz geräumig aus.»
    «Weil ich keine Möbel habe», sagte er. «Nur das Bett und den Sessel im andern Zimmer. Ich habe nicht gern Leute hier, sie würden die Wohnung beengen. Grijpstra ist in Ordnung, er rührt sich nicht von seinem Platz. Und du natürlich auch. Es ist herrlich, dich hier zu haben.»
    Sie beugte sich vor und küßte seine Wange. Das Telefon klingelte wieder.
    «Es hört nie auf», sagte de Gier. «Es. Alles. Es bewegt sich immer noch, und ich möchte außen vor sein. Es sollte eine Möglichkeit geben, aus der Aktivität auszusteigen. Das Telefon zu zerschmettern, wäre ein guter Anfang.»
    «Melde dich», sagte sie, «und komm dann wieder zu mir. Und zu dem Toast, er ist noch warm.»
    «Cardozo?» fragte de Gier.
    «Ja», sagte Cardozo, «dein treuer Gehilfe erstattet Bericht. Ich bin dabei, den Lastwagen, die Ware, den Erlaubnisschein für den Straßenmarkt und alles zu beschaffen, aber ich dachte, daß ich besser alle Einzelheiten noch einmal mit dir durchgehe, bevor ich anfange.»
    De Gier seufzte. «Cardozo?»
    «Ja .»
    «Cardozo, das ist alles deine Sache. Ich möchte, daß du dich bewährst. Setz den ganzen Kram in Gang, Cardozo. Tu mehr, als von dir verlangt wird. Stell fest, was die Textilien wert sind. Wir müssen sie morgen zum richtigen Preis verkaufen. Wir können kein staatliches Eigentum verschenken, nicht wahr?»
    «Nein», sagte Cardozo.
    «Gut. Außerdem wollen wir die anderen Straßenhändler nicht mißtrauisch machen. Wir müssen einfach echt sein. Denk über dieses Metier nach. Versuch’s und werde ein Straßenhändler. Versetz dich hinein. Bring den Gedanken in dein Unterbewußtsein. Versuch’s und träume heute nacht davon.»
    «Was wirst du tun?» fragte Cardozo.
    «Ich werde hier sein, hier in meiner Wohnung, in Gedanken bei dir. Fühl dich nicht einsam, ich bin bei dir, direkt hinter dir, Cardozo. Auf jedem Schritt deines Weges.»
    «Wenn ich die schweren Ballen aus dem Polizeilager trage?»
    «Ja.»
    «Wenn ich sie in den Lieferwagen wuchte?»
    «Ja.»
    «Das ist aber nett von dir.»
    «Ja. Und wenn es ein Problem gibt, das du nicht lösen kannst – obwohl ich nicht glaube, daß es eins gibt, denn du bist tüchtig und gut ausgebildet und eine Bereicherung für die Polizei –, dann greif zum nächsten Telefon und wähl meine Nummer. Ich werde dich beraten.»
    «Wie man diese schweren Ballen in den Lieferwagen trägt?»
    «Ja. Hol tief Atem, bevor du sie anhebst. Dann halt den Atem an, während du die Arme bewegst. Hilf mit Schulter und Bauchmuskeln nach. Hau-ruck! Es wird dir leichtfallen, wenn du es richtig machst.»
    «Ich bin froh, daß du mir vertraust», sagte Cardozo. «Vielleicht werde ich gelegentlich dem Commissaris von deinem Vertrauen in mich erzählen, wenn ich ihm zufällig begegne und wir von diesem und jenem reden.»
    «O nein, das wirst du nicht», sagte de Gier. «Ich habe den Bericht in deiner Akte gelesen. Den Bericht über deinen Charakter. Du bist für die Mordkommission ausgesucht worden, weil du die richtigen Eigenschaften hast. Initiative beispielsweise. Und ein wißbegieriges und verschwiegenes Wesen. Und du bist ehrgeizig. Und man kann darauf vertrauen, daß du richtig reagierst, wenn du dich in schwieriger Lage befindest. Und du bist zuverlässig. Hast du das alles von dir gewußt?»
    «Nein», sagte Cardozo, «und ich glaube dem Bericht nicht. Er muß von dem Psychologen geschrieben worden sein, der mich befragt hat. Ein rattengesichtiges, langhaariges Nervenwrack. Ich dachte, er sei ein Verdächtiger, als ich ihn kennenlernte, und habe ihn sehr sorgsam beobachtet.»
    «Die Psychologie ist eine neue Wissenschaft, eine langhaarige, rattengesichtige Wissenschaft. Die sehen alle so aus. Die müssen so aussehen, sonst sind sie nicht gut. Und hör bitte auf zu streiten. Cardozo. Hast du noch nicht gelernt, daß man durch Streiten nichts gewinnt?»
    «Doch, Brigadier», sagte Cardozo. «Verzeihung, Brigadier. Ich habe mich für einen

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