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Amy on the summer road

Amy on the summer road

Titel: Amy on the summer road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matson Morgan
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Ausweichstrecke fanden. Sobald eine CD zu Ende war, musste ich die nächste einlegen – auch wenn es nicht viel Auswahl gab. Denn beim Autofahren hörte mein Vater die ganze Zeit Elvis.
    Vor der Fahrt steckte er immer zwei Stangen Bonbons der Marke Life Savers in den Getränkehalter, von denen ich mir so viele nehmen durfte, wie ich wollte. Einzige Bedingung war, dass ich ihm immer dann, wenn er seine Hand ausstreckte, eins auswickelte und hineinlegte.

    Charlie trat schon wieder gegen meinen Sitz, diesmal in einem Dauerrhythmus, der mir furchtbar auf die Nerven ging. Aber ich wollte ihm den Triumph nicht gönnen, mich schon wieder umzudrehen, sondern schaute einfach geradeaus und nahm mir noch einen Life Saver in der Sorte Wint-O-Green .
    Jedes Mal, wenn wir zu dritt unterwegs waren, benahm sich Charlie besonders daneben. Er war schon immer viel zappeliger gewesen als ich, und Lesen war so ziemlich das Einzige, wobei er ein bisschen ruhiger wurde.
    Als das Kicken gegen meinen Sitz zu heftig wurde, fuhr ich dann doch herum und schimpfte: »Jetzt lass es endlich!«
    »Hör auf damit, Charlie«, sagte mein Vater und sah nach hinten. »Weißt du, was? Diesmal darfst du den Magneten aussuchen. Ist das ein Angebot?«
    »Mir doch egal«, brummelte Charlie, hörte aber auf zu treten und setzte sich ein bisschen aufrechter hin.
    »Und – seht ihr schon was?«, erkundigte sich mein Vater und drehte sogar »Hound Dog« leiser. Ich schaute aus dem Fenster und da war er auch schon: Yosemite. Am Eingang stand ein Ranger in grüner Uniform, kassierte von jedem Fahrer 20 Dollar und händigte anschließend den Passierschein und einen Lageplan aus. Dann winkte er uns durch das Tor und hinein in eine andere Welt. Ich legte meinen Kopf, so weit es ging, in den Nacken und bestaunte die hohen Bäume.
    »Ja, hier ist es«, rief Charlie vom Rücksitz, während ich den Atem anhielt und auf den Spruch wartete, den mein Vater immer sagte, sobald wir das Tor durchquerten.
    »Wir sind wieder da, ihr herrlichen alten Felshaufen. Habt ihr uns schon vermisst?«

I’d like to dream my troubles
all away on a bed of California stars.
    – Wilco
     
     
    »Ui«, sagte Roger, als wir die Rezeption verließen. »Also Bären, ja?«
    »Bären«, bestätigte ich. Ich war erleichtert, dass wir überhaupt noch eine Hütte bekommen hatten. Offenbar reservierten die meisten Leute ihre Hütten schon Monate im Voraus. Auf die Idee war ich überhaupt nicht gekommen, da sich um so etwas immer mein Vater gekümmert hatte. Glücklicherweise gab es aber eine Stornierung, sodass wir die letzte freie Hütte bekamen. Es war allerdings keine von denen, wo wir sonst immer übernachtet hatten, sondern eine Zelthütte. Darin gab es nur ein Bett, worüber ich jetzt aber nicht weiter nachdenken wollte. Die Fahrt hierher hatte so lange gedauert – selbst vom Tor des Nationalparks bis zum Camp Curry war es noch einmal eine Stunde –, dass es absolut frustrierend gewesen wäre, wieder umkehren zu müssen.
    Nachdem wir die Übernachtung bezahlt hatten, mussten wir uns ein Video ansehen, in dem ein Bär einen Kombi demoliert und dann ganz genüsslich die Chips verspeist, die der Besitzer leichtfertigerweise im Wagen gelassen hatte. Während der Film lief, überlegte ich, warum der Kameramann nicht eingegriffen oder zumindest jemanden losgeschickt hatte, um die Autobesitzer zu warnen. Auf jeden Fall
wurde uns eindrücklich vorgeführt, dass die Bären im Yosemite echt gefährlich waren, vor allem für Autos. Und dann mussten wir noch unterschreiben, dass wir niemanden verklagen werden, falls unser Auto zerlegt wird, auch wenn wir keine Chips drin gelassen hatten.
    Danach gingen wir zurück zum Parkplatz gleich neben dem Curry Dining Pavilion , den wir immer nur Lodge genannt hatten. Obwohl es schon langsam dämmerte, war es noch hell genug, um sich zurechtzufinden. Was viel wert war, denn wenn es in Yosemite dunkel wurde, dann war es richtig dunkel. Außer an der Lodge gab es keinerlei Beleuchtung. Dadurch konnte man zwar ganz prima die Sterne sehen, aber nur mühsam den Weg zur Hütte finden. Während wir den befestigten Weg entlanggingen, sah ich, wie Roger mit offenem Mund nach oben schaute. Ich hob ebenfalls den Kopf und betrachtete die nur noch schemenhaft erkennbare Landschaft. Obwohl ich ja längst nicht zum ersten Mal hier war, beeindruckte mich Yosemite immer wieder. Überall Berge und gigantische uralte Bäume, neben denen man sich ganz winzig fühlte. Die Luft

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