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Amy on the summer road

Amy on the summer road

Titel: Amy on the summer road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matson Morgan
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war klarer und frischer als anderswo und weckte in mir das Bedürfnis, tiefer zu atmen. Dieser Ort war für mich schon immer ein ganz besonderer gewesen, an dem die sonst üblichen Regeln außer Kraft gesetzt waren. Zum Beispiel, weil man sein Shampoo nicht im Auto lassen durfte, um keine hungrigen Raubtiere anzulocken.
    Wir packten also sämtliches Knabberzeug zusammen und nahmen meinen Koffer und Rogers zwei Taschen aus dem Wagen. Dann machten wir uns auf die Suche nach Hütte Nr. 9. Als der befestigte Weg in einen mit Kies und Holzspänen bestreuten
Pfad überging, wurde mir augenblicklich klar, dass die meisten Leute aus gutem Grund in Yosemite nicht mit Rollkoffern anreisten. Meiner verhakte sich jedenfalls ständig in den Holzspänen, kippte um und rollte kein bisschen. Ganz abgesehen davon, dass die Leute, die an mir vorbeigingen – top ausgerüstete Yosemite-Profis mit Taschenlampen und Fleecewesten -, mich wahrscheinlich ziemlich lächerlich fanden. Aber irgendwann schaffte ich es dann doch zur Hütte, vor der Roger schon eine Weile stand und sein Handy anstarrte.
    »Alles klar?«, fragte er, wirkte allerdings ziemlich abwesend.
    »Jaja«, antwortete ich und fluchte dabei innerlich. Die Hütte bestand, wie angekündigt, aus weißer Zeltleinwand und hatte eine grün gestrichene Tür. Zu dieser führten vier Stufen und ein ebenfalls grünes Geländer. Der Bear Locker befand sich am Fuß der Treppe. Roger und ich sahen unsere Sachen durch und packten alles, was Bären lecker finden könnten – also eigentlich alles  –, in den Metallkasten und schlossen ihn sorgfältig ab. Ich sah ihn mir noch einmal genauer an. Bei den Hütten, in denen wir früher immer übernachtet hatten, gab es so etwas nicht, und ich war äußerst skeptisch, ob eine so kleine Metallbox einem hungrigen Bären wirklich standhalten würde – wo doch Autos für sie ja offensichtlich kein Problem darstellten. Außerdem fand ich es schon beunruhigend, dass der Bear Locker so dicht neben der Hütte stand. Da konnte der Bär nach der Vorspeise aus der Blechbüchse ja gleich zum Hauptgericht übergehen.
    Ich versuchte, diesen Gedanken vorerst nicht weiter zu verfolgen, sondern holte den kleinen Messingschlüssel heraus,
den ich an der Rezeption bekommen hatte, und schloss die Hüttentür auf. Drinnen tastete ich nach dem Schalter und machte das Licht an. Die Hütte war so klein, dass das Einzelbett fast den ganzen Platz einnahm. Es hatte ein weißes Metallgestell und war noch nicht bezogen. Obendrauf lagen das Bettzeug und zwei graue, ausgesprochen kratzig aussehende Decken. Das war alles andere als ein Luxusquartier. Und das Bett sah ziemlich klein aus. Wahrscheinlich war es nicht mal 1,50 m breit.
    »Rustikal«, befand Roger und sah sich in der Hütte um, die innen denselben weißen Leinwandstoff hatte wie außen und mit grünen Balken stabilisiert war. In der Ecke standen ein Stuhl und eine Spiegelkommode aus Holz. Und das war’s auch schon. »Aber genauso hatte ich mir das vorgestellt«, fügte er hinzu, stellte seine Reisetasche und seinen Rucksack ab und holte wieder sein Handy heraus.
    Ich sah mir noch einmal das Bett an, das mich doch sehr beschäftigte. »Hör mal«, begann ich zögernd und wusste nicht so genau, was ich eigentlich sagen wollte. »Also, wegen der Sache mit dem Bett ...« Er sollte ja auf keinen Fall denken, dass ich mir eine Hütte mit nur einem Bett gewünscht hätte. »Das tut mir echt leid.«
    »Wieso denn?«, wollte Roger wissen. »Schnarchst du etwa?« Bei dieser Frage grinste er, aber ich sah trotzdem, dass er ein bisschen rot wurde. »Ist ja nur für eine Nacht.«
    »Ja, genau«, bestätigte ich.
    Wir hatten ja Kalifornien noch nicht mal verlassen, sondern waren nur gen Norden gefahren, obwohl wir eigentlich schon in New Mexico sein müssten. Am nächsten Tag hatten
wir also einiges an Strecke gutzumachen. Aber wo auch immer wir da landeten, würden wir bestimmt zwei getrennte Hotelzimmer haben.
    »Mein einziges Problem ist, dass ich auf der rechten Seite schlafen muss«, sagte er. »Meine Freundin ...«, er stockte und räusperte sich. Dann korrigierte er sich: »Also, meine Exfreundin, die wollte nämlich immer links schlafen. Ist inzwischen wohl so ein Gewohnheitsding.«
    »Aha«, antwortete ich und ging in Gedanken noch einmal durch, was das bedeutete. Im Moment war er also Single. Aber es hatte in seinem Leben schon mal ein Mädchen gegeben, das sogar seine Schlafgewohnheiten verändert hatte. Und

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