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Amy on the summer road

Amy on the summer road

Titel: Amy on the summer road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matson Morgan
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kamen alle mit zu uns nach Hause, und das Wohnzimmer war total überfüllt mit Verwandten, Freunden, Kollegen und Doktoranden meines Vaters, die sich in Schlips und Kragen sichtlich unwohl fühlten. Die Leute vom Cateringservice eilten diskret mit Häppchentellern umher, von denen sich alle eifrig bedienten, als wäre Essen im Moment das einzig Fassbare. Alle Gäste hielten sich an ihren Gläsern fest und unterhielten sich gedämpft in kleinen
Gruppen. Meine Mutter lief mit prüfendem Blick herum, ob auch alle ausreichend mit Speisen und Getränken versorgt waren. Sie gab dem Cateringservice Anweisungen und legte Servietten nach, blieb aber nie stehen, um mit jemandem zu reden. Es kam mir vor, als würde sie eine Veranstaltung organisieren, die nicht das Geringste mit ihr selbst zu tun hatte. Charlie war irgendwann während des Empfangs verschwunden, um dann eine Stunde später mit glasigem Blick wieder aufzutauchen. Ich stand gerade ein bisschen abseits in der Küche und war dabei, allen zu bestätigen, dass es ein schrecklicher Verlust war, und mich für die Komplimente zu bedanken, mit welch großer Fassung ich das alles trage. Dabei wartete ich eigentlich nur darauf, endlich aus diesem absurden Traum aufzuwachen, in den ich irgendwie geraten war. Alles wirkte so widersinnig. In der Küche sah es aus, als wäre eine Bombe eingeschlagen, doch anstatt aufzuräumen, stiegen die Leute um das Chaos herum und aßen Mini-Quiche.
    Aber irgendwann waren auch die letzten Gäste gegangen und die letzten Autos hatten in unserer Sackgasse gewendet. Meine Mutter schloss die Eingangstür ab und dann waren wir drei allein im Wohnzimmer. Meine Mutter saß in ihrem Sessel und sah darin irgendwie winzig aus, als wolle der Sessel sie verschlucken. Charlie hockte in der Mitte des Sofas, die Arme um seine angezogenen Knie geschlungen, und zupfte kleine Fussel von den Manschetten seines dunkelblauen Jacketts. Ich stand mit dem Rücken an die Wand gelehnt und starrte auf meine schwarzen Pumps. Das letzte Mal hatte ich sie im Januar zum Schulball getragen – zum Tanzen.

    »Tja«, sagte meine Mutter, woraufhin Charlie und ich sie beide erwartungsvoll ansahen. Wir hatten noch kein einziges Mal darüber geredet. Es war so viel zu organisieren gewesen  – Trauergottesdienst, Empfang, Verwandtschaft, Cateringservice. Aber jetzt gab es erst mal nichts mehr zu regeln. Seit es passiert war, wartete ich, dass sie irgendwas tat. Ich wusste selbst nicht so genau, was – mit mir darüber reden, mich in den Arm nehmen oder mir einfach in die Augen sehen. Ich wollte, dass sie die Dinge in die Hand nahm, wie sonst auch, damit irgendwie alles wieder gut wurde. Dass sie uns zeigte, wie wir damit fertigwerden sollten.
    Sie schaute erst zu Charlie, dann zu mir und wandte dann den Blick wieder ab und stand auf. »Ich gehe jetzt schlafen«, sagte sie und rieb sich den Nacken. »Ihr solltet auch zusehen, dass ihr ein bisschen Schlaf bekommt. Es war für uns alle ein langer Tag.« Ohne uns noch einmal anzusehen, verließ sie das Zimmer. Dann hörte ich, wie sie ungewöhnlich langsam die Treppe hinaufging.
    Ich starrte auf die Tür, durch die sie gerade hinausgegangen war, und kam mir vor, als hätte mir jemand einen Schlag versetzt. Ich hatte darauf gewartet, dass sie alles wieder in Ordnung brachte. Damit, dass sie das nicht tun könnte, hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Nun war ich völlig ratlos und hatte keinen Schimmer, was ich tun sollte. Lag es daran, dass ich schuld an allem war? Verhielt sie sich deshalb so – als Strafe sozusagen?
    Ich merkte, wie sich mein Hals zuschnürte. Ich starrte auf den Fußboden, der immer mehr verschwamm, weil sich meine Augen mit heißen Tränen füllten. Energisch versuchte
ich sie wegzublinzeln, denn ich hatte das Gefühl, wenn ich jetzt anfangen würde zu weinen, könnte ich vielleicht nie wieder aufhören. Der Drang zu weinen war derart heftig, dass es mir Angst machte, und ich kämpfte mit aller Kraft dagegen an. Ich schaute zu meinem Bruder hinüber. Die Zeiten, als wir noch alles voneinander wussten, waren schon seit Jahren vorbei, aber vielleicht gab es ja eine Chance, dass wir über alles reden und uns mit dem auseinandersetzen konnten, was passiert war.
    »Ach, verdammte Scheiße«, fluchte Charlie, zog sein Jackett aus und schmiss es aufs Sofa. Er stand auf, ging zur Haustür und zerrte an seiner Krawatte. »Ich geh noch mal los.«
    »Wohin denn?«, fragte ich ihn und hörte, wie erstickt – und

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