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Amy on the summer road

Amy on the summer road

Titel: Amy on the summer road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matson Morgan
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ging in die Richtung, wo sie herkam.
    Leonard hockte nach wie vor auf dem Sofa. Es sah so aus, als hätte er sich in den letzten Stunden kaum bewegt – abgesehen davon, dass er sich ein verwaschenes gelbes T-Shirt mit dem Aufdruck CALL ME KEVIN übergezogen hatte. »Hi«, sagte ich. Er saß immer noch vor demselben Spiel, nur dass die Umgebung jetzt anders aussah. Er war jetzt nicht mehr im Wald unterwegs, sondern eher in bergigem Gelände.
    Er drehte sich zu mir um. »Oh«, sagte er erstaunt. »Ich dachte, es wär Roger.«
    »Der ist wahrscheinlich noch auf der Party«, antwortete ich. »Ich bin früher gegangen«, fügte ich überflüssigerweise hinzu, nur um etwas zu sagen. »Ich war ... äh, total müde.«

    Er sah mich aufmerksam an, während das Spiel im Hintergrund weiterlief. »Du siehst irgendwie ganz anders aus«, murmelte er schließlich.
    »Oh«, erwiderte ich und zupfte den Saum von Bronwyns Rock nach unten. »Ja, kann sein.«
    »Kommt gut«, befand er, nachdem er mich noch ein bisschen angestarrt hatte. »Schick.« Er nickte noch einmal und wandte sich dann wieder seinem Spiel zu, bei dem er umgehend einem wolfsartigen Wesen ausweichen musste, das ihn fast getötet hätte. Als Nächstes erschien auf dem Bildschirm in altertümlicher Schrift: Schnell! Eile, um Prinzessin Jenna zu retten!
    »Prinzessin Jenna?«, fragte ich und sah, wie Leonard rote Ohren bekam.
    »Ja«, sagte er und kicherte verlegen. »Eigentlich heißt sie Prinzessin Arundel. Aber ich hab rausgekriegt, wie man das Spiel hackt und den Namen ändern kann.«
    »Und wer ist Jenna?«, erkundigte ich mich, woraufhin er wieder rot wurde.
    »Ach niemand«, antwortete er schulterzuckend. »Nur eine aus meiner Chemievorlesung. Ist doch egal.«
    »Aha«, sagte ich, stellte aber fest, dass er plötzlich nicht mehr so toll spielte. Drei Gnome tauchten auf und kickten wie wild gegen seine Schienbeine. Ich beobachtete am Bildschirm, wie der virtuelle Leonard geschickt die Gnome abschüttelte und wieder durch die Berge rannte. »Und was ist jetzt der Witz daran?«, wollte ich wissen.
    »An Honour Quest?«, fragte er und drückte hastig weiter auf dem Controller herum, ohne den Blick vom Spiel zu wenden.

    »Ja«, bestätigte ich. »Du rennst in der Gegend rum und passt auf, dass die Wölfe dich nicht kriegen?«
    »Werwölfische Dämonen«, korrigierte er mich. »Und es geht nicht nur ums Rumrennen, sondern es ist eine Jagd.«
    »Und wonach?«
    »Wir denken, es geht letztendlich darum, Arundel zu retten. Na ja, oder eben Jenna.«
    »Ihr denkt es nur?«, fragte ich ans Sofa gelehnt.
    »Das Ende von Honour Quest ist ein gut gehütetes Geheimnis. Ich kenne keinen, der es bisher bis zum Ende geschafft hat. Aber eigentlich geht es auch gar nicht um das Ziel. Der Weg dahin ist das eigentlich Spannende. Es gibt auch Gerüchte, dass die Prinzessin gar nicht das endgültige Ziel ist, sondern das Spiel am Ende neu startet und man wieder eine neue Jagd anfängt. Die vorige hat einem erst mal zu genügend Wissen, Stärke und Zaubereicheln verholfen, die man dann für die nächste braucht. Das wäre natürlich absolut genial. «
    »Okay«, sagte ich und beobachtete ihn noch ein bisschen beim Spielen, wie er volle Kanne auf ein Ende zurannte, das er nicht mal genau kannte. Ich schüttelte den Kopf. »Nacht, Leonard«, sagte ich und ging in Richtung Treppe.
    »Aber hallo«, antwortete er. »Dir auch. Diese verdammten Orks«, murmelte er und begann wieder ein übles Gemetzel.
    Ich ging die Treppe hinauf und stieß die Tür auf. Im Zimmer war es dunkel, und ich wollte gerade das Licht anmachen, als ich sah, dass Bronwyn schon fest schlafend im Bett lag. Sie atmete langsam und gleichmäßig. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass sie schon vor mir gegangen war. Im Lichtschein,
der aus dem Korridor hereinfiel, schaute ich mich im Zimmer um und sah, dass sie neben ihrem Bett einen Schlafsack für mich ausgerollt hatte. Darauf lagen ordentlich zusammengelegt ein grünes T-Shirt und eine Sweathose.
    Es erschien mir einfacher, diese Sachen anzuziehen, als im Dunkeln in meinem Koffer herumzuwühlen. Also machte ich die Tür zu, zog mich um und versuchte dabei, so leise zu sein wie möglich. Aber Bronwyn hatte offenbar einen sehr gesunden Schlaf. Was gut war, denn ich wollte auch einfach nur schlafen. Wäre sie noch wach gewesen, hätten wir wahrscheinlich erst noch die Party auswerten müssen, und ich hätte ihr vielleicht von Bradley erzählt. Aber so blieb mir das erspart und

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