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Amy on the summer road

Amy on the summer road

Titel: Amy on the summer road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matson Morgan
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wie hilfsbedürftig – meine Stimme klang.
    »Weg«, antwortete er widerwillig, drehte den Schlüssel herum und riss die Tür auf. »Ich hab keinen verdammten Plan, wohin.« Er knallte die Tür hinter sich zu, und ich zuckte zusammen, obwohl das Geräusch ja absehbar gewesen war.
    Da ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte, ging ich zur Tür und schloss sie wieder ab. Dann nahm ich Charlies Jackett vom Sofa und legte es zusammen. Ich spürte Angst in mir aufsteigen, wie ich sie eigentlich nur als Lampenfieber vor Bühnenauftritten kannte. Aber diesmal war sie viel schlimmer, und ich merkte, wie mein Herz zu rasen begann. Ich legte das Jackett ab, nahm es wieder in die Hand, zerknüllte den Stoff in meinen Händen und wünschte mir, genug Kraft zu haben, um es zu zerreißen. Als ich merkte, was ich tat, legte ich das Jackett wieder hin.

    Es war klar, dass ich nicht hierbleiben konnte. Ich musste irgendwohin und etwas tun, um alles für eine Weile zu vergessen. Ich rannte die Treppe hinauf in mein Zimmer, um mich umzuziehen. Ich wollte auch noch mal los. Aber im Gegensatz zu Charlie wusste ich genau, wohin.
     
    »Hallo, schöne Frau«, begrüßte mich Michael lächelnd, als er die Tür aufmachte. So nannte er mich, seit wir das erste Mal geknutscht hatten. Ich sagte einfach Michael zu ihm. Er kam aus Oregon, war ungefähr drei Zentimeter größer als ich und roch immer ganz leicht nach Irischer Frühling.
    »Hi«, sagte ich und setzte ebenfalls ein Lächeln auf. »Kann ich reinkommen?«
    »Na klar«, antwortete er und machte die Tür weiter auf. Ich betrat das Zimmer, das er sich mit Hugo teilte, einem deutschen Austauschstudenten, der seine Zimmerhälfte immer tipptopp in Ordnung hielt. Auf Michaels Seite herrschte ständig Chaos und auf seinem Bett türmten sich Klamotten- und Bücherstapel. Aber die ließen sich ja leicht wegräumen.
    »Ist Hugo da?«, erkundigte ich mich.
    »Nein«, erwiderte Michael und machte die Tür zu. »Er ist zu einer Lerngruppe.« Er steckte die Hände in die Taschen. »Also, ich sage jetzt bestimmt was Falsches. Aber es tut mir wirklich sehr leid, Amy.«
    Ich nickte, als würden mir diese Worte etwas bedeuten und nicht einfach von mir abprallen. »Danke«, sagte ich und ging auf ihn zu. »Das tut echt gut.« Ich schlang meine Arme um seinen Hals und küsste ihn. Erst ganz sacht und dann
immer heftiger. Er küsste mich ebenfalls, löste sich dann aber aus der Umarmung.
    »Also, bist du dir sicher, dass wir ...«, stammelte er. »Ich meine, willst du nicht lieber reden oder so was?«
    »Nein«, erklärte ich bestimmt. Ich war hier, um zu vergessen, dass ich eigentlich reden wollte, und um für kurze Zeit mal etwas anderes zu empfinden. »Ist schon okay. Ganz bestimmt.« Wieder küsste ich ihn und wollte schleunigst auf andere Gedanken kommen. Oder an gar nichts denken. Und das war die perfekte Lösung dafür. Ich zupfte am Saum seines College-T-Shirts, streifte es ihm über den Kopf und warf es auf Hugos Bett. Und ehe ich es mir anders überlegen oder die Nerven verlieren konnte, zog ich hastig auch noch mein Tanktop aus.
    »Wow«, sagte Michael und sah mich an. »Hm.« Mit zitternden Fingern zerrte ich an meinem Reißverschluss, der sich leicht verklemmt hatte. Aber dann bekam ich ihn doch auf, schlüpfte aus dem Rock und sah ihn herausfordernd an. »Bist du dir sicher?«, fragte er ungläubig.
    »Absolut«, antwortete ich, als sei ich es wirklich. Zum Beweis begann ich, ihn wieder zu küssen. Wir taumelten ein Stückchen rückwärts, bis wir sein Bett erreicht hatten. Ich setzte mich auf den Rand und Michael räumte es hektisch frei. Dann zog er seine Kakihose aus und streifte die Sportsocken ab. »Und das Licht?«, fragte ich und gab mir größte Mühe, dass meine Stimme nicht schwankte.
    »Oh, ja klar.« Michael ging zurück zur Tür, schloss ab, schaltete das Licht aus und die Dunkelheit umschloss uns.

Have you ever been down to Colorado?
I spend a lot of time there in my mind.
    – Merle Haggard
     
     
    Als ich beim International House ankam, wollte ich eigentlich nur schleunigst in Bronwyns Zimmer, mir dort auf dem Fußboden ein Plätzchen freiräumen und dann nur noch schlafen, um für eine Weile alles zu vergessen.
    »Sullivan?«, rief jemand aus dem Fernsehraum. Ich blieb stehen, einen Fuß schon auf der Treppe, die mich in friedliche Abgeschiedenheit führen würde. »Bist du das?«, rief die Stimme, die jetzt ein bisschen dringlich klang. Seufzend machte ich kehrt und

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