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Amy on the summer road

Amy on the summer road

Titel: Amy on the summer road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matson Morgan
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vier Wochen hinter sich zugeknallt hatte, nachdem sie Charlie buchstäblich herausgezerrt hatte. Ich öffnete die Tür zum Elternschlafzimmer und blieb auf der Schwelle stehen. Obwohl es jetzt aufgeräumter aussah als früher, wirkte es wenigstens noch ansatzweise vertraut, mit dem ordentlich gemachten Doppelbett und den Bücherstapeln auf beiden Nachttischen. Auf der Seite meines Vaters lagen dicke historische Biografien und dazwischen schmale Krimibändchen, die allesamt langsam einstaubten. Hastig wandte ich mich ab und musste mich regelrecht zwingen, Luft zu holen. Ich fühlte mich, als würde mir unter Wasser der Sauerstoff ausgehen, und wusste genau, dass ich hier rausmusste. Die Tür von Dads Kleiderschrank stand offen, sodass ich den Krawattenhalter sehen konnte, den Charlie ihm in der Fünften mal im Werkunterricht gebaut hatte. Seine Krawatten hingen immer noch daran, allesamt vorgeknotet, um morgens Zeit zu sparen.
    Die in mir aufsteigende Panik niederkämpfend, kehrte ich der väterlichen Seite des Zimmers den Rücken und ging hinüber zur Frisierkommode meiner Mutter. Einem Impuls folgend, zog ich die oberste Schublade – Socken und Strümpfe  – auf und griff ganz nach hinten links. Obwohl das Fach leerer war als sonst, brauchte ich ein Weilchen, bis ich es fand. Aber als meine Finger etwas Glattes aus Plastik umschlossen, wusste ich, dass mein Bruder recht gehabt hatte. Ich nahm es heraus und sah, dass es eine alte eiförmige Strumpfhosendose war. Der goldene Aufdruck L’EGGS löste
sich teilweise ab. Ich machte das Ei auf und sah, dass es, wie von Charlie versprochen, prall mit Geld gefüllt war.
    Charlie meinte, dass er es irgendwann letztes Jahr entdeckt hatte – wie oder warum, wollte ich lieber gar nicht wissen. Aber im Hinterkopf war mir schon bewusst, wie verzweifelt er gewesen sein muss, wenn er das Geld gefunden hat, das meine Mutter in ihrem Sockenfach versteckt hatte. Ungefähr zu dieser Zeit begriff ich auch, wie fertig er eigentlich war. Charlie hatte mir versichert, dass er dieses Geld nur im äußersten Notfall antastete und immer so bald wie möglich wieder zurücklegte, da Mom es sonst sicher gemerkt hätte. Es waren immer 600 Dollar, hauptsächlich Hunderter-und Fünfzigerscheine. Vielleicht war Charlie am Ende ja so sehr neben der Spur, dass es ihm egal war, oder er hatte einfach keine Zeit mehr zum Auffüllen gehabt, ehe er sich in einem Flieger nach North Carolina wiederfand – jedenfalls waren jetzt nur noch 400 Dollar da.
    Ich hörte, wie unten die Tür klappte. Wahrscheinlich wunderte sich Roger, wieso ich so lange brauchte, um meinen Koffer zu holen. Ohne weiter darüber nachzudenken, steckte ich das Geld ein, klappte das Ei zu und legte es zurück an seinen Platz. Innerlich spulte ich schon ein paar Rechtfertigungen ab – schließlich konnte man diesen Besichtigern und Immobilienfuzzis ja nicht über den Weg trauen. Ich wollte doch nur helfen. Aber natürlich war das nicht der wahre Grund, weshalb ich mir das Geld genommen hatte. Doch was war es dann?
    Ich schob den Gedanken erst einmal beiseite und beeilte mich, aus dem Zimmer zu kommen. Nachdem ich die Tür
hinter mir zugemacht hatte, ging ich die Treppe hinunter und schleifte meinen Koffer hinter mir her. Als ich in die Küche kam, stand Roger dort und starrte den Kühlschrank an. Während ich meinen Koffer auf dem Treppenabsatz parkte, drehte er sich zu mir um.
    »Reisefertig?«, fragte er.
    »Jep«, antwortete ich, fragte mich allerdings sofort, wieso ich anfing, wie ein Cowboy zu reden. Ich beförderte den Koffer in Richtung Tür und schaute wieder zu Roger, der immer noch in der Küche stand. Er studierte immer noch den Kühlschrank, was mir Gelegenheit verschaffte, ihn ausführlich zu mustern. Er war groß und erfüllte die Küche, in der es in letzter Zeit immer so leer gewesen war, spürbar mit seiner Gegenwart. Meine Mutter hatte mir erzählt, dass er 19 war und gerade sein erstes Jahr am College hinter sich gebracht hatte. Aber er hatte etwas an sich, wodurch er irgendwie älter wirkte – oder ich mir jünger vorkam. Vielleicht lag es ja am Handschlag.
    »Die sind ja toll«, meinte Roger und zeigte auf den Kühlschrank.
    »Hm, ja«, antwortete ich und ging in die Küche, denn er meinte die Magnete. Am Kühlschrank hingen unzählige davon  – wesentlich mehr, als wir eigentlich brauchten, um Flyer von Thai-Lieferdiensten und Einkaufszettel daran zu befestigen. Sie stammten alle aus verschiedenen

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