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Amy on the summer road

Amy on the summer road

Titel: Amy on the summer road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matson Morgan
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Nachrichten mit Betreffzeilen wie »Wollte mal hören«, »Mache mir Sorgen« oder »Verdammt noch mal, Amy!«. Sie stauten
sich ungelesen in meinem Posteingang. Ich weiß gar nicht so genau, wieso ich das machte, doch ich hatte das Gefühl, wenn ich mit Julia darüber redete, würde alles irgendwie so real werden, dass ich es nicht aushalten könnte.
    Während ich Roger anschaute, wurde mir klar, dass ich schon ewig nichts mehr mit Jungs zu tun gehabt hatte. Das letzte Mal war am Abend nach der Beerdigung, als ich Michael mit eindeutigen Absichten in seinem Wohnheimzimmer besucht hatte. Als ich eine Stunde später wieder verschwand, war ich ziemlich enttäuscht, obwohl ich genau das bekommen hatte, was ich zu wollen glaubte.
    »Du weißt aber schon, dass das nicht stimmt«, unterbrach Roger meine Gedanken. Verständnislos sah ich ihn an und versuchte herauszufinden, was er meinte. »Dein T-Shirt«, sagte er und zeigte darauf. Ich sah an mir herunter. Auf der verwaschenen blauen Baumwolle stand: Anyone can whistle. »Ich kann jedenfalls nicht pfeifen«, fuhr er gut gelaunt fort. »Hab ich nie hingekriegt.«
    »Ist ein Musical«, erklärte ich knapp. Er nickte und dann breitete sich Schweigen aus. Mir fiel nichts mehr ein, was ich noch zu diesem Thema sagen konnte. »Ich geh mal meine Sachen holen«, murmelte ich und fragte mich besorgt, wie um alles in der Welt wir diese vier Tage überstehen sollten.
    »Klar«, antwortete er. »Ich pack mein Zeug schon mal rein. Soll ich dir was helfen?«
    »Nee«, rief ich, schon auf der Treppe. »Das Auto ist offen.« Dann floh ich ins Haus, wo es angenehm kühl und dunkel war und ich allein sein konnte. Ich holte tief Luft, genoss die Stille und ging in die Küche.

    Auf dem Esstisch lag das Geschenk, das mir meine Mutter geschickt hatte. Es war vor ein paar Tagen angekommen, aber ich hatte es noch nicht aufgemacht. Es auszupacken bedeutete ja irgendwie, dass die Fahrt tatsächlich stattfinden würde. Aber jetzt gab es sowieso kein Zurück mehr. Der lebendige Beweis dafür gab Kommentare zu meinem T-Shirt ab und packte gerade seine Sachen ins Auto. Also riss ich die Verpackung auf und förderte ein Buch zutage. Es war schwer, hatte Spiralbindung und einen dunkelblauen Einband. Away You Go!, stand vorn drauf in weißer Fünfzigerjahre-Schrift. Und darunter: Reisebegleiter. Tagebuch / Scrapbook / praktische Tipps .
    Ich nahm es in die Hand und blätterte darin. Es hatte hauptsächlich weiße Seiten mit einem Scrapbook-Teil, wo man irgendwelche »bleibenden Erinnerungen« unterbringen konnte, und einen Tagebuchteil für schriftliche Reiseerinnerungen. Außerdem gab es Rätsel, Packlisten und Reisetipps. Ich klappte das Buch wieder zu und beäugte es skeptisch. Das sollte also allen Ernstes das »Geschenk« sein, das mir meine Mutter für die Reise geschickt hatte?
    Ich knallte es auf die Küchentheke. Sie wollte mir doch nicht etwa einreden, dass diese Fahrt irgendwas mit Spaß oder Abenteuer zu tun hätte? Das war eine reine Zweckreise, zu der ich da gezwungen war. Ich konnte keinen einzigen Grund erkennen, wieso ich mich daran noch ewig lange erinnern sollte. Kein Mensch kauft sich doch zum Beispiel Souvenirs von einem Flughafen, an dem man mal eben kurz zwischengelandet ist.
    Ich ging noch einmal durch die Räume im Erdgeschoss und kontrollierte, ob alles in Ordnung war. Aber das ging
schon klar, dafür hatte Immobilien-Hildy schon gesorgt. Da sie nicht gern leere Häuser verkaufte, standen unsere ganzen Möbel noch drin. Aber alles war mir schon ganz fremd geworden. Seit sie von meiner Mutter als Maklerin beauftragt worden war, hatte sie komplett die Regie über unser Haus übernommen. Mittlerweile konnte ich mich kaum noch daran erinnern, wie es war, als wir noch alle zusammen hier gewohnt hatten und kein Mensch daran dachte, dass hier mal fremde Leute glücklich werden wollten. Es kam mir inzwischen nicht mehr vor wie ein Haus zum Wohnen, sondern eher wie eine Kulisse. Zu viele verzückte, frisch verheiratete Paare waren schon hindurchgerauscht und hatten sich nur für solche Sachen wie Wohnfläche und Lüftung interessiert und unser Haus mit ihren Einrichtungsideen und Heile-Welt-Träumen zugeschüttet. Jedes Mal, wenn Hildy mit einer Besichtigung fertig war und ich von meiner iPod-Wanderung durch die Siedlung mit Sondheim-Musicals im Ohr zurückkommen durfte, hatte sich unser Haus wieder ein Stück weiter von mir entfernt. Fremder Parfümgeruch lag in der Luft, Sachen waren

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