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An Alle! Gesucht wird Mörder... Kommissar Morry

An Alle! Gesucht wird Mörder... Kommissar Morry

Titel: An Alle! Gesucht wird Mörder... Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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erregte, geräuschvolle Atmen an beiden Leitungsenden ...
    „Sam?“ nahm Pat Folker aus dem Alhambra=Club das Gespräch wieder auf.
    „Yes, Pat!“
    „Wieviele unserer Boys befinden sich zur Zeit im ,Haifisch-Bay'?“
    „Eine ganze Menge, Pat! — Aber die meisten sind voll wie zehntausend Mann. Toller Betrieb, sage ich dir! Doch wenn ich mich nicht täusche, dürften Rick und Charles noch in der Lage sein, einen Auftrag zufriedenstellend auszuführen.“
    „Okay! Hör genau zu, Sam! — Rick und Charles sollen den Doktor beim Verlassen der Haifisch-Bay abservieren!“
    „Für immer, Pat?“
    „No! — Vorerst nur für einige Tage auf Eis legen genügt. Währenddessen werde ich meine Ohren offen halten und versuchen zu erfahren, wie es kommt, daß der Doktor wieder frei herumläuft. Ich denke, bis übermorgen etwas Positives in Erfahrung gebracht zu haben. Danach werden wir uns diesen Heiligen einmal genau unter die Lupe nehmen. Wenn er sich dumm anstellt, ist es seine eigene Schuld, daß er über die Klinge springen muß .. .“
    „All right!“
     
    *
     
    . . . Schon bald beabsichtigte der Fremde, der sich als Dr. Jules Steenlund entpuppt hatte, die Haifisch-Bay wieder zu verlassen. Seine Annahme, Beatrice Shannon in diesem Lokal zu finden, hatte sich nicht bestätigt. Was sollte er noch weiter in diesem unangenehmen Loch? Die Bedienung nach Pat Folker zu fragen, traute er sich nach der erlittenen Schlappe nicht mehr. Er ging...
    Unangefochten erreichte er den Windfang. Keiner der anwesenden Gestalten schien sich besonders für ihn zu interessieren . . .
    Froh — bald wieder frische Luft atmen zu können, schlug er den Vorhang auseinander. Kein Mensch befand sich in dem nur von einer trüben Birne erhellten Gang. Durch den offenstehenden Ein= gang schwellten leichte Nebelschwaden in das düstere Haus. Kaum aber hatte Dr. Jules Steenlund die Hälfte der Strecke bis zum Ausgang hinter sich gebracht, als seine Ohren ein feines Schaben vernahmen.
    Es hörte sich an, als schliche jemand auf leichten Sohlen über den Steinboden.
    Kurz wollte Dr. Jules Steenlund seinen Kopf nach hinten wenden...
    Zu spät! Irgend etwas kompromittierte die Luft über seinem Kopf. Zischend sauste ein Gegenstand hernieder, traf den Hinterkopf und prallte von hier aus zur Schulter ab. Allein von der Heftigkeit des Schlages brach Dr. Jules Steenlund in die Knie. Er hatte das Gefühl, als fiele er in einen kreisrunden, dunklen Abgrund . . .
    Das Fallen schien für Dr. Jules Steenlund kein Ende nehmen zu wollen — bis ihn urplötzlich stockfinstere Nacht umfing . . .
     
    4
     
    Beharrlich hielt der allgemein bekannte Londoner Herbstnebel die Stadt auch am folgenden Tage in seinen Klauen. Schon seit den frühen Morgenstunden mußten die zu ihren Arbeitsplätzen strebenden Menschen erkennen, daß es an diesem Tage mal wieder ganz und gar nicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln klappen wollte. Wenn dann gelegentlich an einer der Haltestellen ein doppelstöckiger Bus heranschlich, hatte er mindestens zwanzig Minuten Verspätung. Je weiter die Uhr vorrückte, um so schwieriger wurde es für die schwitzenden Fahrer, das von ihnen gesteuerte Monstrum auf der Fahrbahn zu halten. — So kam langsam aber unaufhaltsam das gesamte Netz der Bus & Trolley Bus Routes zum Erliegen. Denen, die es nicht von vornherein so getan hatten, blieb nichts anderes übrig, als zu Fuß oder mit dem einzigen Verkehrsmittel, das zur Stunde noch in Betrieb war, der Underground-Railway, ihren Weg fortzusetzen. Einem Menschen in der großen Stadt aber schien dieser Tag wie ein Tag voller Sonnenschein zu sein: Beatrice Shannon. Sie befand sich schon seit den frühen Vormittagsstunden an ihrem neuen Wirkungsplatz. Nach dem ungewohnten und erholsamen tiefen Schlaf vor Mitternacht war sie zeitig wach geworden. Noch hatte ihr kleines Zimmer im tiefen Dunkel gelegen. Aber die Geräusche, die vom nahen St. Saviours-Dock bis zur Mill-Street herüberklangen, zeugten davon, daß die Dock- und Werftarbeiter ihr Tagewerk bereits begonnen hatten. Schnell war sie aufgesprungen, hatte, wie sie es stets tat, sorgfältig Toilette gemacht und war, nachdem sie ein mehr als dürftiges Frühstück zu sich genommen hatte, in den anbrechenden nebligen Herbsttag hinausgetreten. Grau in Grau hingen die feuchten Schwaden in den Straßenschluchten und wurden zur Flußseite hin zu einer undurchdringlichen Masse. Gerade diesen Weg wählte Beatrice Shannon für ihren Fußmarsch nach Holborn.

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