An den Feuern von Hastur - 9
sie Eindringlinge, Angreifer?
Bei diesen Worten stellte sich Fiora vor den Schirm. Leonie erwiderte: Keine Eindringlinge, nein. Ich hatte das Gef ü hl, sie h ä tten sich verirrt, sie seien fremd in den Hellers und h ä tten keine Eroberungsabsichten.
Nun, ich will deinem Instinkt vertrauen , entschied Fiora. Deine Wachsamkeit mag in dieser Nacht Menschenleben gerettet haben, und deshalb werde ich dich nicht fragen, warum du draußen in der ü berwelt warst, Leonie.
Aus irgendeinem Grund machte das Leonie w ü tend. Was dachte Fiora sich eigentlich? Sah sie in ihr ein ahnungsloses Kind, f ü r das die ü berwelt ein unbekannter, gef ä hrlicher Ort war?
Durfte sie ü berhaupt nichts ohne Fioras Zustimmung tun?
Sie schob ihren Stolz beiseite und dachte an den Handel, den sie abgeschlossen hatten. Es tut mir leid, ich weiß, ich h ä tte es ohne Euer Wissen nicht tun d ü rfen, aber ehrlich, ich habe mir nichts dabei gedacht. Ich glaube, ich . ich hatte Heimweh, so weit weg, wie ich bin, und Sehnsucht nach meinem Bruder Lorill .
Sie blickte so kl ä glich drein, daß Fiora g ü tig sagte: Es ist ja nichts Schlimmes passiert, Leonie. Das n ä chste Mal gehst du nicht ohne Begleitung hinaus. Du weißt noch so wenig von den Gefahren der ü berwelt. Jetzt will ich durch das Relais mit der Bewahrerin von Aldaran sprechen. Sie nahm ihren Platz vor dem großen Schirm ein.
Nach einer Weile h ö rte Leonie sie sagen — denn obwohl sie nicht sprach, konnte Leonie sie ohne Schwierigkeiten h ö ren: Marisa? Eine unserer Novizinnen hier ist in die ü berwelt auf Abenteuer gegangen und hat Fremde in dem Sturm, den ihr bei euch habt, gesehen. Schneit es noch?
]a, wir hatten elf Zoll, seit es angefangen hat, und noch gibt es kein Zeichen, daß es morgen oder ü bermorgen aufh ö ren wird, kam Marisas Antwort. Ich m ö chte bei einem solchen Unwetter nicht nach draußen, nicht einmal in die ü berwelt.
Nun, Leonie ist jung und ganz furchtlos, sagte Fiora, und ungeachtet ihrer Mißbilligung meinte Leonie, so etwas wie Stolz aus Fioras ungesprochener Stimme herauszuh ö ren. Sie ist eine Tochter der Hasturs, die den Ehrgeiz hat, Bewahrerin zu werden.
Ich werde daf ü r sorgen, daß eine Rettungsmannschaft ausgesendet wird, sobald der Schneefall nachl ä ßt, versprach Marisa. Und ich werde dir ü ber die Fremden Bescheid geben — falls sie ü berhaupt da sind.
Oh, wenn Leonie sagt, sie sind da, dann sind sie auch da, gab Fiora zur ü ck. So wie ich sie kenne, w ü rde sie das nicht erfinden, um uns einen Streich zu spielen. Und sie ist alt genug, um den Unterschied zwischen einem Alptraum und echtem Sehen zu kennen. Fiora drehte dem Schirm den R ü cken und wandte sich wieder den beiden jungen M ä dchen zu. Wieder einmal beeindruckte es Leonie, wie leicht und sicher Fiora sich bewegte, obwohl sie in ewiger Dunkelheit lebte.
Du hast das Relais, Carlina. Destry wird dich in einer oder zwei Stunden abl ö sen, ja? Ja, Fiora , nickte Carlina.
Fiora wandte ihr Gesicht Leonie zu. Das war’s f ü r den Augenblick. Wir k ö nnen keine Antwort bekommen, bevor der Schneefall ein bißchen nachl ä ßt und man von Aldaran eine Rettungsmannschaft losschicken kann. Du kommst erst einmal mit mir, Leonie. Erz ä hle mir von diesen Fremden und wie du auf die Wahnsinnsidee gekommen bist, so etwas zu tun. Wenn du deinen K ö rper verl ä ßt, mußt du ü berwacht werden — hast du daran nicht gedacht?
Sie sprach nicht ä rgerlich — nur m ü de und ein bißchen besorgt. Es war kein Tadel als solcher. Leonie fiel nichts ein, was sie h ä tte sagen k ö nnen, außer: Nein, domna.
Fiora seufzte. Was soll ich nur mit dir anfangen, Leonie? Du hast soviel Talent, aber du bist so eigensinnig! Es klang beinahe verzweifelt. Du h ä ltst diese Leute nicht f ü r Eindringlinge oder Angreifer, und doch nennst du sie ausl ä ndisch. Sag doch, was sind sie deiner Meinung nach?
Leonie biß sich auf die Unterlippe. Sie war hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, ihrer Bewahrerin alles anzuvertrauen, und der Angst, wie eine Idiotin dazustehen. Ich weiß, es klingt l ä cherlich, aber ich denke, daß diese Leute von . von den Monden sind. Und davor . von noch weiter weg als die Monde.
Sie hatte erwartet, Fiora werde in Gel ä chter ausbrechen, und beinahe w ä re sie froh gewesen, h ä tte die Bewahrerin ihre ä ngste auf diese Weise verjagt. Chieri oder Trockenst ä dter oder Wesen von jenseits des Walles um die Welt w ä ren weniger furchterregend gewesen als
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