An den Feuern von Hastur - 9
merkte, daß sie Wind und K ä lte durch den Geist von
jemand anders wahrnahm, denn hier in der ü berwelt gab es weder
Wind noch Wetter.
Wessen Geist?
Sie wußte es nicht, es war ein ihr ganz fremder Geist. Zwar war
er menschlich, geh ö rte weder einem Katzenwesen noch einem der
halblegend ä ren chieri, und trotzdem hatte er mehr Fremdartigkeit
an sich als alles, was sie gew ö hnt war. Und eines war absolut sicher:
Sie hatte ihn noch nie zuvor ber ü hrt.
Pl ö tzlich h ö rte der Wind auf. Er heulte immer noch draußen, aber
sie war vor ihm gesch ü tzt. Leonie stellte fest, daß sie sich innerhalb
einer H ü tte befand, einer primitiven Behausung.
Dann erkannte sie sie, wenn auch der Geist, mit dem sie verbunden war, sie nicht erkannte. Es war eine der Reiseunterk ü nfte, von
denen es in den Bergen viele gab, und es dr ä ngten sich beinahe mehr
menschliche Wesen hinein, als sie fassen konnte.
In diesem Wetter? Warum war eine so große Gesellschaft in den
Sturm hinausgegangen? Leonie suchte nach mehr Hinweisen auf die
Identit ä t ihrer Kontaktperson, nach irgend etwas, das ihr weiterhelfen konnte.
Pl ö tzlich konnte sie sehen, und erstaunt fand sie sich M ä nnern
und Frauen gegen ü ber, die seltsame und ihr ganz und gar unvertraute Kleidung trugen. Nicht nur die M ä nner, auch die Frauen hatten
dicke Hosen und Jacken aus einem merkw ü rdig glatten Stoff an. Und diese Sachen waren nicht das einzige, was merkw ü rdig an ihnen war. Einige der Gesichter waren ihrem eigenen so ä hnlich, daß sie entfernten Verwandten h ä tten geh ö ren k ö nnen, obwohl wenige so hellh ä utig waren wie sie. Aber einige der M ä nner und Frauen hatten dunkelbraune Haut. Sie sahen aus, als h ä tten sie sich mit irgendeiner
Farbe eingerieben, doch warum sollte jemand so etwas tun? Waren sie ü berhaupt menschlich?
Der mit ihr verbundene Geist tat die Frage mit einem ungl ä ubigen Ja, gewiß sind wir alle menschlich ab.
Trotzdem, die Dunkelh ä utigen kamen Leonie ganz anders vor als
s ä mtliche M ä nner und Frauen, die sie jemals gesehen hatte. Sie war
so ü berw ä ltigt, daß sie beinahe sofort in ihren K ö rper und in die Sicherheit und Vertrautheit des Turms zur ü ckgeflohen w ä re. Ihr Interesse — um nicht zu sagen, ihre Neugier — triumphierte jedoch. Leonie
blieb und beobachtete stumm, denn in dieser Situation k ö nnte sie
weder gesehen werden noch sich den Fremden bemerkbar machen,
außer vielleicht durch laran.
Wir k ö nnten hier eine ganze Weile festsitzen , sagte jemand. Das Fahrgestell ist hin, und mit den L ö chern in der H ü lle ist die
F ä hre nicht gerade raumt ü chtig. Ich f ü rchte, wir m ü ssen warten, bis
das Schiff eine zweite F ä hre mit Ersatzteilen und Ger ä ten f ü r eine
Reparatur herunterschickt — oder einfach eine Mannschaft, die unsere F ä hre auseinandernimmt, vernichtet, was nicht geborgen werden
kann, und uns zur ü ckbringt. Da niemand verletzt worden ist, werden
wir in der Zwischenzeit an n ü tzlicher Arbeit tun, was wir k ö nnen.
Wahrscheinlich wird es mindestens einen Tag dauern, bis eine sichere
Landung m ö glich ist.
Eher eine Woche , brummte einer. Das ist ein m ö rderischer
Sturm da draußen.
Leonie sp ü rte die Furcht, die diese Erkl ä rung in ihrem Kontaktgeist hervorrief. Außerdem erhielt sie von der Frau den Eindruck,
dieses Gerede ü ber n ü tzliche Arbeit diene nur dem Zweck, die
Leute abzulenken, damit sie nicht in Panik gerieten und es nicht
zu den Schwierigkeiten kam, die entstehen k ö nnen, wenn zu viele
Menschen lange Zeit auf einen so kleinen Raum beschr ä nkt werden. Es gibt eine Menge grundlegender Dinge, die erledigt werden
k ö nnen , bemerkte einer der M ä nner. Bodenproben, Wasserproben .
Ich m ö chte etwas ü ber die Bewohner herausfinden , ließ sich eine
Frau h ö ren. Anscheinend besteht hier eine außerordentlich hochentwickelte Zivilisation. Wenn eine Landung nicht m ö glich ist und
es uns gelingt, welche von ihnen zu finden, helfen sie uns vielleicht .
Sie ziehen voreilige Schl ü sse, Elizabeth , fuhr ein Mann scharf dazwischen. Schon allein nach dem Klang seiner Stimme war er Leonie unsympathisch. Sie d ü rfen auf der Basis eines einzigen burg ä hnlichen Gebildes kein Urteil f ä llen. Und wer w ü rde ü berhaupt hier leben wollen, wenn er bei Verstand ist? Selbst wenn wir zu Ihrem Steinhaufen gelangen sollten, w ü rden wir immer noch nichts herausfinden!
Hochentwickelt habe ich gesagt, nicht technologisch ,
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