An den Feuern von Hastur - 9
ihn zu ignorieren. Aber der Kontakt wurde st ä rker, und schließlich gab sie nach. Sie legte sich auf den R ü cken, unterdr ü ckte einen verzweifelten Seufzer und ö ffnete ihm ihren Geist. Sie wußte, daß es Lorill war, denn sie kannte seine Stimme ebenso gut wie ihre eigene.
Um sie herum herrschte im Turm die Stille von Schlafenden, deren Geist durch nichts beunruhigt wurde. Nicht einmal die leronis, die Dienst in den Relais tat, st ö rte den Frieden.
Lorill? fragte Leonie verdrossen zur ü ck. Wo bist du? Was willst du zu dieser n ä chtlichen Stunde? Ich habe geschlafen.
Ich bin auf Aldaran, wo sollte ich denn sonst sein? Hast du mich nicht hingeschickt? Es klang, als sei Lorill von irgend etwas ebenso belustigt wie beunruhigt.
Das verschlechterte Leonies Stimmung nur noch. Was konnte so wichtig sein, daß er sie mitten in der Nacht rufen mußte?
Jetzt war sie aus dem Schlaf gerissen und ä rgerte sich ü ber jemanden, bei dem sie dies nie f ü r m ö glich gehalten h ä tte: ü ber ihren Bruder. Und da du mich hergeschickt hast, fuhr er fort, folgt daraus, daß du f ü r das, was geschehen ist, die Verantwortung tr ä gst.
Das machte sie hellwach. Was ist denn nun geschehen? Sag es mir sofort! Bist du in Schwierigkeiten? Haben die Fremden . ? Was hatte er angestellt? Hatten die Leute von den Monden an irgend etwas Anstoß genommen?
Lorill war voll von widerstreitenden Gef ü hlen — Unruhe, ü berlagert von leichtsinnigem Gel ä chter, das ihr ganz unangebracht zu sein schien. Sie fragte sich, ob er zuviel Wein getrunken hatte. Oh, es hat nur einen ziemlichen Wirbel wegen Kermiacs Schwester gegeben. Diese M ä dchen aus den Bergen sind nicht wie die in Carcosa. Sicher, ich h ä tte kl ü ger sein sollen, aber es war niemand da, der es mir h ä tte sagen k ö nnen.
Wirbel wegen Kermiacs Schwester? Wie, im Namen Avarras, war Lorill mit ihr zusammengeraten? Was h ä tte er dir sagen sollen? verlangte Leonie zu wissen. Daran hatte sich jedenfalls nichts ge ä ndert — Lorill konnte so nervenzerfetzend begriffsstutzig sein!
Daß die M ä dchen kokett sind, antwortete Lorill unbek ü mmert. Sie probierte ihre Reize an mir aus, und ich muß zugeben, daß ich sie nicht mit der flachen Schwertklinge weggetrieben habe. Nun, ich vermute, der alte Domenic hat mich mit ihr gesehen, und Kermiac kam wie ein erboster Vater in einem sehr schlechten Schauspiel angest ü rmt. Wieder kicherte Lorill nerv ö s. Du h ä ttest dar ü ber lachen m ü ssen, Leonie, das schw ö re ich dir. Ich brauchte meine ganze Selbstbeherrschung, um mein Gesicht ausdruckslos und meine Gedanken abgeschirmt zu halten.
Was wollte er? fragte Leonie, die das gar nicht lustig fand. Man konnte sich darauf verlassen, daß Lorill sich an das unpassendste M ä dchen auf der ganzen Welt heranmachte, das noch dazu die Schwester seines Gastgebers war!
Er fragte mich feierlich nach meinen Absichten gegen ü ber dem M ä dchen! Als k ö nne ein Hastur ihr gegen ü ber andere Absichten haben als ein bißchen Spaß, bei dem mitzumachen sie gern bereit war. Die Arroganz, die in diesen Worten lag, gab Leonie einen Stich. Sie war inzwischen selbstkritisch genug, um eine Eigenschaft, die sie selbst bei mehr als einer Gelegenheit gezeigt hatte, an ihrem Bruder zu erkennen. Sie glaubte, in einen Spiegel zu blicken und ein h ä ßliches Mal zu sehen, von dem sie nichts geahnt hatte. Trotzdem, Lorill war ihr Zwillingsbruder, und in jedem Streit w ü rde sie seine Partei ergreifen.
Und was hast du daraufgesagt? verlangte sie heftig zu wissen Welche Antwort hast du ihm gegeben?
Was h ä tte ich deiner Meinung nach denn sagen sollen? fragte Lorill in einem Ton zur ü ck, als zucke er die Achseln. Ich teilte ihm h ö flich mit, ich b ö te ihr lediglich die Bewunderung, die sie verlangt habe. Offenbar glaubte er, ich h ä tte daran denken sollen das M ä dchen zu heiraten.
Heirat — nein, unm ö glich. Nicht mit ihrem Bruder, dem Erben von Hastur.
Lorill empfand ebenso. Ich kann mir nicht vorstellen, warum, es sei denn, weil eine Hochzeit in der Luft lag. Heute hat hier eine Trauung stattgefunden. Ein Paar der Fremden, die behaupten, von einem Ort zu kommen, der nicht auf unserer Welt liegt, von einem anderen Stern, sagen sie.
Das ü berraschte Leonie von neuem. Die Fremden kamen also tats ä chlich von den Sternen! Das kam Leonies Behauptung, sie k ä men von den Monden, so nahe, daß sie darin eine Best ä tigung ihrer Kr ä fte und des Wissens, das sie ihr
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