An den Feuern von Hastur - 9
Kontakt zu kontrollieren, und es gab keine Garantie, daß es ihr jetzt besser gelingen w ü rde.
Vielleicht sp ä ter. Auch dieses Eingest ä ndnis widerstrebte ihr. F ü r den Augenblick mußt du meine Augen unter ihnen sein. Und paß auf, daß du von den Aldarans nicht in eine Falle gelockt oder kompromittiert wirst. Denke daran, es w ä re f ü r sie eine große Genugtuung, wenn die Hasturs in ihrer Schuld st ä nden — oder, noch schlimmer, in ihrer Gewalt w ä ren. Wenn sie einen der Hasturs in ihrer Familie h ä tten, k ö nnten sie uns die gr ö ßten Schwierigkeiten machen.
Daran brauchst du mich nicht zu erinnern, dessen bin ich mir voll bewußt, antwortete er ruhig. Und ich werde es so schnell nicht wieder vergessen.
Leonies Gedanken wanderten zu den Fremden zur ü ck, da Lorill jetzt wenigstens eingesehen hatte, daß er großes Unheil anrichten konnte, wenn er weiter den Narren spielte. Die Sternenleute — kann einer von ihnen deine Gedanken lesen?
Aus irgendeinem Grund sind die meisten von ihnen kopfblind, berichtete Lorill. Eine oder zwei der Frauen und vielleicht einer der M ä nner sind es nicht. Ich vermute, daß ihr laran sich von dem meinen unterscheidet, aber laran ist es trotzdem.
Es machte nicht den Eindruck, als unterhalte er sich mit großer Begeisterung ü ber die Sternenleute. Leonie konnte nicht sagen, ob es daran lag, daß er m ü de war, oder daran, daß sie nicht die richtigen Fragen stellte. Vielleicht beunruhigte ihn die Geschichte mit Kermiac auch st ä rker, als er selbst zugeben wollte.
Doch sie mußte mehr erfahren. Wie kann das sein? Wie ist es m ö glich, daß einige von ihnen laran haben und andere nicht?
Sei vern ü nftig, Leonie, sagte er ä rgerlich. Haben alle Bauern laran? Oder auch nur alle Comyn? Warum sollte das bei den Sternenleuten anders sein? Außerdem haben sie Ger ä te, mit denen sie Dinge tun, die im Turm ausgebildete Personen mit laran vollbringen. Ich habe einige davon gesehen. Vielleicht brauchen sie kein laran. Und jetzt bin ich m ü de und m ö chte gern schlafen.
Bevor sie ihn weiter ausquetschen konnte, schmolz ihre Verbindung und ließ sie wach und entt ä uscht mit hunderttausend unbeantworteten Fragen zur ü ck.
Auf diese Fragen mußte sie die Antworten unbedingt selbst finden.
Dazu bekam Leonie den ganzen Tag keine Gelegenheit, denn inzwischen waren ihr mehr als die normalen Pflichten im Turm ü bertragen worden. Fiora hatte anscheinend nicht die Absicht, ihr die Arbeitslast zu erleichtern. Aber wenn ihr, was selten geschah, die Muße blieb, einen Gedanken auf Fioras Tun zu richten, erkannte sie, daß Fiora ebensoviel oder mehr leisten mußte als sie selbst. Wahrhaftig, Fiora erzog sie dazu, die Verantwortung einer Bewahrerin auf sich zu nehmen. Diese ü berlegung allein gen ü gte, die Fremden aus ihrem Gehirn zu verbannen.
Aber als der Tag zu Ende ging, war sie wieder allein in ihrem Zimmer, und diesmal war sie nicht so ersch ö pft, daß sie auf der Stelle einschlief.
Angespornt von ihrer halbvergessenen Neugier langte sie mit ihren Gedanken hinaus, um mit einem von den Sternenleuten Kontakt herzustellen. Endlich wollte sie ergr ü nden, woher sie in Wahrheit stammten. Daß sie von den Monden gekommen waren, klang schon unglaublich — aber von den Sternen?
Beinahe sofort hatte sie eine Verbindung hergestellt. Es bestand kein Zweifel, daß es jemand von den Sternenleuten war, denn der Verstand war vollgestopft mit verwirrenden Bildern von Maschinen, ü berflutet von Konzepten mit seltsamen Namen wie Computer und Kortikator, Meteorologie und Astrogation. Leonie entdeckte schnell, daß es sich um die Frau handelte, von der Lorill gestern abend gesprochen hatte, die Frau, die an jenem Tag verheiratet worden war.
Doch Leonie konnte die Verbindung nicht lange aufrechterhalten, denn der Verstand der Frau war nicht nur voll von diesen fremdartigen W ö rtern und Konzepten, sondern auch noch von anderen Dingen, die einer jungfr ä ulichen Kandidatin auf das Amt einer Bewahrerin ebenso fremdartig waren.
Vielleicht war die Zeit zum Schlafengehen nicht der beste Augenblick gewesen, um den Kontakt herzustellen . Die Frau dachte an ihre Liebe und an ihre neue Beziehung zu ihrem frisch angetrauten Ehemann. Die fleischlichen und sinnlichen Bilder beunruhigten Leonie und ä ngstigten sie auch ein bißchen.
Trotz ihres beschleunigten Lernprogramms reichte Leonies Erfahrung nicht aus, um die Gedanken der Frau nach dem, was sie wissen wollte, zu sieben.
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