An den Feuern von Hastur - 9
vermittelten, erblickte. Sie hatte recht gehabt! Und diese Fremden heirateten ganz wie normale Menschen . das h ä tte fast gereicht, sie abzulenken.
Aber nicht f ü r lange. Sie mußte mehr ü ber die Situation erfahren, in die Lorill sich gebracht hatte. Und was war genau zwischen ihm und Kermiacs Schwester vorgegangen?
Was hat Aldaran gesagt? fragte sie.
Lorills Gedanken zeigten eine Spur von Mißmut und ä rger, die vorher nicht vorhanden gewesen waren. Kermiac sprach zu mir auf eine Weise, die ich ihm nur schwer verzeihen kann. Schließlich fragte ich ihn: Wollt Ihr mir erz ä hlen, Eure Schwester sei eine beh ü tete Jungfrau? Ich meinte es ironisch, aber er faßte es als ernsthafte Frage auf. Oder er hatte die Absicht, mich auf eine Weise zu beleidigen, die mir keine M ö glichkeit einer Vergeltung ließ. Er fragte: Ist Eure Schwester keine?
Leonie konnte nicht wissen, wie Kermiac das gemeint hatte, aber die Unversch ä mtheit einer solchen Frage machte sie zornig. Wie konnte der Mann es wagen, ihre Ehre zu verunglimpfen? Und? dr ä ngte sie. Was hast du darauf erwidert?
Ich sagte: Doch, aber meine Schwester wird in einem Turm beh ü tet, wie es sich schickt, und wedelt nicht vor jedem Mann, der sie ansieht, mit ihren R ö cken. Es klang, als sei Lorill recht angetan von seiner eigenen Klugheit.
Klugheit? Nun, er hatte sich nicht monumental dumm verhalten, aber es war auch nicht die intelligenteste Antwort, die Lorill h ä tte geben k ö nnen. Kein Wunder, daß Aldaran zornig war. Lorill h ä tte wirklich seinen Stolz beiseite schieben sollen. Aber wer war sie, daß sie ihn deswegen kritisieren sollte! Leonie vergaß ihren eigenen Zorn. Jetzt h ö rte sich der Streit nach nichts anderem mehr an als nach zwei kleinen Jungen, die Beleidigungen austauschten. Wie war sie in ein paarmal zehn Tagen um soviel ä lter geworden als ihr Zwilling? Oder war sie immer ä lter als er gewesen? Oh, Lorill, das war ganz ungew ö hnlich t ö richt. Wolltest du ihn schockieren? Was hat er dann gesagt und getan?
Das setzte Lorill einen kleinen D ä mpfer auf. Er lachte mir ins Gesicht, obwohl man sah, daß er w ü tend war, und erkl ä rte, ein Mann von Ehre wisse, was er in dieser Angelegenheit tun m ü sse, da es vor meiner Ankunft nicht den Hauch eines Geredes ü ber Mariel gegeben habe. ü ber dieses Thema verbreitete er sich immer weiter. Ich h ä tte sie mit meinen Tiefl ä nder-Worten get ä uscht, ihr mit meinem Rang den Kopf verdreht und vielleicht sogar mein laran benutzt, um sie zu beeinflussen. Deshalb mußte ich ihm schließlich sagen, ich sei erst f ü nfzehn und k ö nne, niemanden ohne die Zustimmung des Rates heiraten.
Er hatte sich ü ber die Anschuldigungen nicht aufgeregt, aber hinter diesem letzten Satz steckte eine ganze Menge Aufregung. Das also hatte ihn w ü tend gemacht: Er hatte eingestehen m ü ssen, wie jung er noch war, und er war doch so stolz darauf gewesen, wie ein Erwachsener ausgesandt worden zu sein. Aber Leonie h ö rte auch einen Unterton von Selbstgef ä lligkeit heraus, der ihr nicht gefiel. Er bildete sich etwas darauf ein, daß er so schnell und m ü helos einen Weg gefunden hatte, sich vor einer Verpflichtung zu dr ü cken, die er nicht anerkennen wollte. Er sagte zu mir: Hier in den Bergen ist man der Auffassung, wenn ein Mann alt genug ist, um ein anst ä ndiges M ä dchen zu kompromittieren, ist er auch alt genug, das wiedergutzumachen. Das machte mich erst richtig w ü tend, und was konnte ich ihm anderes erwidern, als daß ich nach der Art, wie sie sich benimmt, nie auf den Gedanken gekommen w ä re, Mariel sei ein anst ä ndiges M ä dchen.
Pl ö tzlich breitete sich in Leonie eine große Stille aus. Diese paar Worte h ä tten zu Blutvergießen zwischen den Dom ä nen und Aldaran f ü hren k ö nnen, und Lorill ahnte nicht, wie gl ü cklich er sich preisen konnte, daß Kermiac ihn nicht auf der Stelle zum Duell gefordert hatte. Irgendwie mußte sie ihm das begreiflich machen, bevor er etwas tat, das Aldaran keine andere Wahl mehr ließ, als ihn zu fordern. Wie kam es nur, daß die M ä nner es dem Zorn erlaubten, st ä rker zu werden als der gesunde Menschenverstand, vor allem, wenn Frauen im Spiel waren? Lorill, sie ist Comyn und die Schwester des Lords von Aldaran. Wie konntest du so etwas auch nur denken, ganz zu schweigen davon, daß du es ausgesprochen hast?
Lorill dachte, seine Schwester gebe weiblichen Hirngespinsten nach. Leonie, ich schw ö re dir — oh, sieh selbst!
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