An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)
Helms, mit den kunstvoll geschwungenen Hörnern, derweil riesige von kraf t strotzenden Pferden gezogene Katapulte und Wehrtürme tiefe Furchen in die geschundene Erde Elderwalls fraßen. Breit gef ä cherte Formationen von schwerbewaffn e ten, berittenen Soldaten und nicht minder ausgerüsteten, grimm i gen Männern zu Fuß, deren Anzahl in die Hunderttausende ging, überschritten furch t los die weithin sichtbare Grenze der heiligen Stadt.
Unaufhaltsam hatte sich dieses klirrende, stampfende Monster durch die Ländereien Chalderwallchans gewälzt und war stetig ge-wachsen, durch über das ganze Land verstreute Truppenverbä n de, vereint zu einer der mächtigsten Streitkräfte, die jemals vor den unbezwungenen Wällen aufmarschiert waren.
„Eure Befehle, Sire!“, voller Tatendrang schabte das Ross eines der Offiziere mit den Hufen über den trockenen Boden des kle i nen Hügels, auf dem sich alle Truppenführer versammelt hatten. Der General schwieg in stoischer Versunkenheit, seine scharfen Augen auf die furchteinflößenden, rauchspeienden Maschinen in der Ferne gerichtet, die den Tross anführten und allmählich in einem myst i schen Schleier verschwanden.
„Ein seltsamer Nebel!“, sinnierte er, „jemand meint es gut mit uns!“ Dann wandte er sich mit ernster Miene unvermittelt seinen sto l zen Befehlshabern zu. „Wir werden außerhalb der Reichweite ihrer Bogenschützen im Schutz des Nebels warten. Die Männer sollen sich ausruhen, bis die Technokraten mit ihrem Angriff be-ginnen!“
Daraufhin gab er seinem Pferd die Sporen und jagte die Anhöhe hinunter, entlang der endlosen staubigen Schlange, die sich begi e rig über den kargen Boden wälzte.
Die zurückgebliebenen Heerführer gaben den Befehl an ihre er-wartungsvollen Boten weiter und sogleich schwärmten Du t zende Reiter aus, um die einzelnen Truppenverbände umgehend über den Willen ihres obersten Befehlshabers zu informieren. Einige Zeit später vernahm Antes das, im dunstigen Niemand s land ge-dämpfte Tönen der mächtigen Kriegshörner mit Woh l wollen und erreichte nach einem wilden Ritt die Spitze seiner Truppen, u n mittelbar hinter den dröhnenden Maschinen des alten Volkes.
Mit stillem Unbehagen hörten die Druidaswachen auf den weitläufigen Befestigungsanlagen Elderwalls die klangvollen Si g nale des nahenden Feindes, verborgen durch eine für diese Ja h reszeit ungewöhnliche, quälende Ungewissheit schürende Witt e rung.
Anfangs kaum merklich, hatten das beängstigende Vibrieren der Mauer und das flüsternde Rieseln der alten, porösen Steinblöcke unaufhörlich zugenommen. Vor den versiegelten Toren vernahm man die verzweifelten Schreie der Menschen, die panisch ve r suchten, Einlass zu erha l ten und sich die Hände an den hölzernen Pforten blutig schlugen. Das Wehklagen der Kinder und Frauen machte selbst den erfa h rensten Soldaten schwer zu schaffen, ob-wohl man es beim Anblick ihrer reglosen Gesichtszüge nur era h nen konnte.
Unterdessen düstere Vorahnungen die Männer an den äußeren Verteidigungsringen tief verunsicherten und sie schweigend der drohenden Gefahr entgegenblickten, herrschte innerhalb der Stadt beinahe exstatische Ausgelassenheit und todesverachtende Dek a denz. Die johlende Masse verwandelte die vollbesetzten Tri-bünen in einen Hexenkessel. Der unentgeltliche Wein floss in Strömen und betäubte die Sinne der Menschen, die sich nur allzu gerne diesem verlockenden Rausch hingaben.
Mit leuchtenden Augen und großen Gesten genoss Karben au s giebig die erkaufte Zuneigung und gefiel sich zusehends in der Rolle als Heilbringer des, von strengen Abgaben und hochadliger Willkür, unterjochten Volkes.
„Menschen von Elderwall!“, erhob er ein weiteres Mal seine Stimme, „wie unendlich groß ist meine Freude, euch so heiter und ausgelassen zu sehen. Umso betrübter stimmt mich der u n denkbare Verrat von einem der bekanntesten und mutigsten
Sö h ne dieser gesegneten Stadt. Wie einen hintergangenen Bruder traf mich die Kunde über den Treuebruch des heldenhaften Zachar i as, der nur durch die Hilfe des mutigen Clavus vereitelt werden konnte. Hier und jetzt möge ein Kampf auf Leben und Tod über das Schicksal dieser beiden Waffenbrüder entscheiden!“
Kaum hatte er diesen letzten Satz gesprochen, erhob er theatr a lisch seine Arme gen Himmel und ließ die mächtigen Druida s hörner ertönen. Die Erde erzitterte, als unter den staunenden Gesichtern des Publikums sich der Boden der Arena teilte
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