An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)
„Ich hab es gewusst!“, beklagte er seine Vorahnung, bevor ein heftiges Beben unter ihren Füßen sie beide zum Taumeln brac h te. Unfähig, mit dem zusätzlichen Gewicht eines schlummernden Jungen auf seinen Armen das Gleichgewicht wieder zu erlangen, stürzte er rücklings auf die Planken. Mit unwilligem Ächzen und Knarren erwachte der alte Holzboden aus einer Jahrhunderte währenden Starre und begann sich stockend nach oben in Ric h tung der Decke zu schieben.
Galina war zu dem hilflosen Bogenschützen geeilt und half ihm auf die Beine.
„Was passiert hier?“, fluchte er beim Aufstehen und legte dabei instinktiv seine Hand schützend auf den Kopf des Jungen, dann rannte er, ohne Umschweife, zu der schmalen Tür, die sie kurz zuvor passiert hatten und warf sich mit seiner Schulter dagegen.
„Bei allen Himmeln!“, wetterte er mit schmerzverzerrter Miene und warf sich abermals gegen die unnachgiebigen Bohlen der niederen Pforte, die schon beinahe bis zur Hälfte von der aufste i genden Plattform verdeckt war.
Auch Wolf spürte das beunruhigende Vibrieren aus dem I n neren des Schiffes, richtete sich langsam auf und betrachtete dabei die großflächigen Segel, die bauchig aufgebläht immer heftiger an den bedenklich gespannten Takelagen zerrten.
„Ein Sturm zieht auf!“, flüsterte er mit nachdenklich, verklärtem Blick, ehe er sich zu Hannah beugte und ihr sanft, aber bestimmt, auf die Beine half.
Benommen lehnte sie an seiner Seite, als beide quer über das Deck zu den geschützteren Quartieren im hinteren Teil des Der-masters gingen. Der prunkvolle Bereich, eingerahmt von zwei breiten Aufgängen mit kunstvoll geschwungenen, halbru n den Geländern, die zum mächtigen Ruder führten, war offensic h tlich zu jener Zeit den Befehlshabern bestimmt gewesen und erschien Wolf in seiner robusten Bauart am sichersten.
Mit einem ärgerlichen Quietschen schwang die Tür zum Kap i tänsbereich auf, als er sie mit einem beherzten Fußtritt bedachte und hindurchging.
Wohlig modrige Dunkelheit empfing sie in der geräumigen Kaj ü te, nur schwach erhellt durch das Leuchten der Sternenkinder, das durch die vergilbten, kleinen Sprossenfenster am anderen Ende schimmerte. Leise klirrten alte nautische Geräte und rostige Waffen an den geisterhaft flackernden Wänden und zeugten bei ihrem verworrenen Schattenspiel von einer glorreicheren Zeit, als der mächtige Bug der stolzen Gyntiver noch unbarmherzig der rauen See die Stirn geboten hatte.
Nichts wies darauf hin, dass der Dreimaster seit fast tausend Ja h ren in dem bodenlosen Schlund verborgen gewesen war, alles erschien so, als wäre es erst vor kurzer Zeit verlassen worden. Die lange Tafel
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