An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)
hatte.
„Das war knapp. Danke!“, hustete er geschwächt und klopfte sich mehrmals mit der flachen Hand auf den brennenden Brustkorb, „ich weiß nicht, was mehr schmerzt. Das hier oder mein g e schundener Arm!“ Ein gequältes Lächeln umspielte seine Lippen, als Gal ihm au f munternd auf die unverletzte Schulter klopfte.
Hannah lehnte mit geschlossenen Augen an seiner Seite, immer noch krampfhaft seine Hand umschlossen. Sie atmete tief und langsam, so als würde sie schlafen.
„Ruht euch einen Moment aus. Wir werden uns hier mal u m sehen!“ Adler und Gal machten sich auf, um das ausgedehnte Deck des riesigen Schiffes näher in Augenschein zu nehmen.
Das verwaiste, mannshohe Steuerrad auf der Brücke knarrte stör-risch bei jeder geisterhaften Drehung und der ehrwürdige Dre i master, im hoffnungsvollen Glanz eines geschmeidig woge n den Lichtermeeres, entstieg langsam der trostlosen Beklomme n heit der pechschwarzen Felswände.
Währenddessen, im geräumigen Bauch des verlassenen Riesen, machten die beiden Suchenden eine erstaunliche Entdeckung, nachdem sie zahllose verlassene Quartiere und Lagerräume in Augenschein genommen hatten.
„Das ist Raphaels Sarkophag!“
Ehrfürchtig ging Gal um den steinernen Quader, dessen enorme Größe fast den ganzen Raum einnahm.
„Das ist feinstes Opalithgestein. Ein Kunstwerk!“ Fast zärtlich strich sie mit der Hand über die spiegelglatte Obe r fläche, die das schwache Licht der notdürftigen Fackel reflektierte, ehe sie u n vermittelt mit ihrem Fuß an etwas Weiches am Boden stieß und erschrocken zurückwich. Vorsichtig ließ sie den kargen Lichtk e gel über die alten Holzplanken wandern.
„Adler!“, rief sie aufgeregt, „Adler, komm her. Es ist Natas!“
Behutsam ging sie neben dem zusammengekauerten Jungen in die Hocke und strich ihm liebevoll über die Stirn.
„Wie kommst du nur hierher?“, flüsterte sie.
„Geht es ihm gut?“, der Bogenschütze fühlte den Puls an Natas Hals und nickte zufrieden, „er schläft! Wir suchen ihn überall und er macht ein Nickerchen an Bord von Raphaels verschollenem Weltensegler. Ich will gar nicht wissen, wer oder was ihn hierher gebracht hat!“
Schmunzelnd hob er den Jungen auf, der keine Anstalten machte aus seinem tiefen Schlaf zu erwachen, sondern nur leise murrte, als er zufrieden seinen Kopf auf Adlers Schultern legte.
„Das ist Raphaels Bildnis!“, Galina begutachtete weiter das ste i nerne Behältnis, in dessen massiver Deckplatte ein lebensgroßes Abbild des Gründers von Elderwall eingearbeitet war.
„Das ist also der legendäre Druidenkönig!“, misstrauisch leucht e te Adler die ungewöhnlich gut erhaltene Grabfigur ab, „sehr schmeichelhafte Darstellung!“ Achtlos tätschelte er auf die ste i nernen Wangen des jugendlichen Gesichtes. „Sieh nur! Er scheint etwas in seinen Händen zu ha l ten!“
Zwischen den Fingern, der wie zum Gebet gefalteten Hände, konnte man ein ungewöhnliches, kaum wahrnehmbares Pulsieren erkennen.
„Das muss der Atem des Drachen sein!“ Galina steckte neugierig einen Finger hindurch, um den Edelstein zu berühren.
„Sei vorsichtig!“, prophezeite Adler, „ich glaube nicht, das …“
Bevor er seinen Satz zu Ende bringen konnte, schwoll bei Gal i nas Berührung das unscheinbare Leuchten des Steines zu einem Strahlen an, das verschwenderisch den düsteren Raum erfüllte und mit dem unüberhörbaren Rumoren eines verborgenen M e chanismus einherging, der sich allmählich in Gang
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