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An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)

An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)

Titel: An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wiebelt
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aus steinhartem Eichenholz, mit ihren vier massigen Tischbeinen, fest am Boden verankert,  war noch festlich gedeckt und die abgebrannten Dochte der Kerzen auf dem silbernen, breit gefächerten Kerzenhalter, an dem sich lange, wulstige Wachsfäden nach unten schlängelten, verrieten ihr Alter nur durch die silbrig, glänzende Patina, die alles mit einem geheimni s vollen Schleier bedeckte.
    Wolf legte Hannah auf eine einfache Liege, die sich etwas abseits in einer kleinen Nische befand, verdeckt von einem schweren, dichtgewobenen Vorhang, in dessen feiner Struktur das Wappen Elderwalls eingearbeitet war. Als er den staubigen Sichtschutz achtlos mit dem Fuß zur Seite schob, wirbelten kleinste, glitzer n de Partikel, ihrer tausendjährigen Starre beraubt, empört durch die drückend, dunstige Atmosphäre.
    Obwohl der verwaiste Schlafplatz nur aus alten Brettern bestand und einer angenehmen Unterlage entbehrte, genoss die erschöp f te Frau die unerwartete Ruhe, zog die Beine an und rollte sich seufzend zusammen.
    Als der verlockende Friede des Schlafes begann, ihre Sinne zu umschmeicheln, löste sich allmählich die sehnsüchtige Umkla m merung seiner Hand und er strich ihr zärtlich die langen Strähnen aus der Stirn.
    Einen kurzen Moment verweilte er nachdenklich, bevor er en t schlossen aufstand, um sich genauer in den verlassenen Räu m lichkeiten umzusehen, als Galina mit gezogenem Dolch den dunklen  Raum betrat.
    „Wolf?“ Mit eindringlichem Flüstern schlich Galina durch die knarrende Tür und versuchte mit zusammengekniffenen Augen die umherstreifenden Schatten des trügerischen Zwielichts zu e r -forschen.
    „Kannst du etwas sehen, Gal?“, drängte Adler im Rücken der misstrauischen Waldzwergin, „der Siebenschläfer hier ist schwer wie Blei!“
    „Es ist alles in Ordnung. Seid ruhig, Hannah schläft!“, besänftigte Wolf seine besorgten Kameraden und trat mit einer beschwicht i genden Geste aus dem Schatten.
    „Schlafen?“, erwiderte Adler mit gespielter Empörung, „Ist schon lange her, seitdem meine alten Knochen diese Kostbarkeit geni e ßen durften. Das kleine Bündel hier ist auch nicht wach zu kri e gen!“ Er hob den schlummernden Jungen auf seinen Armen in die Höhe, so dass Wolf ihn sehen konnte.
    „Wir haben ihn neben dem Sarkophag Raphaels unter Deck ge-funden. Keine Ahnung, wie er dort hin gekommen ist!“
    Mit einem milden Lächeln trat Wolf vor seinen Freund, strich dem Jungen erleichtert über die Stirn und erlöste bereitwillig Ad-lers Arme von der Last des Kindes.
    Vorsichtig trug er Natas in den hinteren Teil des Zimmers und legte ihn bedächtig neben Hannah, woraufhin dieser sich mit einem zufriedenen Murren an deren warmen Körper schmiegte.
    Als Wolf aufschaute, entdeckte er an der Wand über dem Bett einen edlen Waffengurt, den er vorher nicht wahrgenommen hatte. In dem reich verzierten, ledernen Schulterharnisch steckte ein altes Schwert, das zwar augenscheinlich länger und massiver, aber trotzdem die unverkennbaren Merkmale einer meisterlich geschmiedeten Druidaswaffe besaß.
    „Wir haben da etwas entdeckt, das du dir ansehen solltest!“ Adler legte freundschaftlich die Hand auf seine Schulter.
    Beeindruckt von der Jahrhunderte überdauernden Reinheit des mehrfach gefalteten Stahls, lediglich bedeckt von einer hauc h dünnen Patina, nahm Wolf den Gurt samt Schwert behutsam von der Wand.
    „Raphaels Klinge!“, murmelte er gedankenverloren, während er die makellose Schneide des Daggras gekonnt durch seine Finger gleiten ließ.
    „Das hier ist ein sehr ungewöhnlicher Ort!“, sinnierte er, packte entschlossen den  Knauf des Schwertes und lief dabei zielstrebig durch die offene Tür auf das Oberdeck hinaus, „und ich bin davon überzeugt, niemand hätte etwas dagegen, wenn wir uns die hohe Schmiedekunst der alten Druidas zu Nutze machten!“
    Adler und Galina schauten sich verdutzt an und folgten ihm erwartungsvoll, als er unerwartet leidenschaftlich die Klinge um seinen Körper schleuderte und ungebremst auf die Schiffspla n ken schmetterte. Durch die Wucht des Aufpralls zerbarst der feine Schorf, der den Stahl über die Jahrhunderte seiner metall i schen Schönheit beraubt hatte.
     
    Allmählich entstieg das Schiff der beklemmenden Dunkelheit und hob sich dabei majestätisch über den schroffen Rand des ausg e dehnten Kraters.
    Fasziniert von dem atemberaubenden Schauspiel versammelten sich die drei Gefährten um die letzte Ruhestätte Raphaels, die sich kurz

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