An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)
den Rücken des toten Bo r gonen, trennte ihn mit einem beherzten Tritt von ihrem Säbel, drehte sich um und warf Wolf einen wildentschlossenen Blick zu.
Ein Pfeil zischte mit durchdringendem Surren dicht an ihrem Gesicht vorbei und beendete den Angriff eines weiteren Angre i fers mit unabwendbarer Endgültigkeit. Adlers Todesbote fraß sich gierig in seinen Oberkörper und katapultierte ihn weit über das Schiffsdeck, bis ein starker, blattloser Ast, der zornig über die Gyntiver fegte, seinen unfreiwilligen Flug jäh beendete und den Sterbenden mit sich riss.
In den pechschwarz funkelnden Augen Kasims spiegelte sich die wilde Auseinandersetzung. Unbemerkt von den Kämpfenden stand er regungslos auf dem Kapitänsdeck und beobachtete das Geschehen mit zunehme n dem Interesse.
„Wen wir warten …“, kicherte Maks neben ihm ,„wird sich unser Problem wohl von selbst lösen!“ Ein hämisches Grinsen entblö ß te seine vergilbten Zähne.
„Borgonen! Ha!“, er warf einen wissenden Blick zu seinem u n gleich größeren Begleiter, „ich hätte nicht gedacht, dass etwas Wa h res an dem Gemunkel sein könnte! Antes Borgo, dieser alte Fuchs, hat es tatsächlich gewagt Muriel zu hintergehen … Re s pekt!“
Wie so oft hörte Kasim nichts von den zynischen Ausführungen des Zwergenkönigs, sondern richtete seine volle Aufmerksamkeit auf den faszinierenden Totentanz, der sich in der Mitte des Schi f fes abspielte. Gebannt beobachtete er die überaus gekonnten Schwertstreiche und geschmeidigen Bewegungen des älteren Kriegers, der sich so furchtlos den Angreifern entgegengeworfen hatte, ungeachtet einer wohl älteren Verletzung an der Schulter und eines verdre h ten Fußgelenks.
Maks bemerkte das rege Interesse des schweigsamen Dun k lelelfes. „Denk nicht mal daran!“, ermahnte er ihn, „wir sind siche r lich nicht bis hier gekommen, um dieser Verräterbande auch noch beizustehen!“
Bevor er den Satz beenden konnte, bestätigte sich seine Verm u tung und Kasim rannte unvermittelt los.
Verdutzt blieb Maks zurück, schaute ihm mit rollenden Augen hinterher und folgte ihn dann kopfschüttelnd. „Als hätte ich es geahnt! Dieser vermaledeite Elfenstarrsinn!“, fluchte er, während er verzweifelt versuchte, mit Kasim Schritt zu halten.
Galina und Wolf kämpften verbissen Rücken an Rücken g e gen die verbliebenen drei Borgonen, die ungleich geschickter und erfahrener im Kampf schienen, als ihre gefallenen Kameraden.
Zu unübersichtlich war die Situation für das scharfe Auge Adlers. Er nahm den Bogen fest in beide Hände, ließ ihn über seinem Haupt kreisen und eilte seinen Gefährten mit wildem Kampfg e schrei zu Hilfe, um das gefährliche Trio von seinen erschöpften Freunden abzulenken.
Sein lautstarkes Manöver glückte nur bedingt, als einer der ve r hüllten Antesjünger sich von Wolf und Galina abwendete, um sich dem wilden Angreifer anzunehmen.
Bereit zum Kampf lief er den heranstürmenden Bogenschützen entgegen, warf zu Adlers Verwunderung sein Schwert weit von sich und streckte beide Arme nach unten. Aus seinen weiten Ärmeln fielen zwei massive, dornenbewährte Streitkolben auf den Boden, die mit langen Ketten an seinen Unterarmen befestigt waren und nun entfesselt hinter ihm über die Planken polterten.
Kaum hatte der Soldat Adler erreicht, sprang er in die Höhe, drehte sich mehrmals blitzschnell um die eigene Achse, so dass die rasselnden Gliederbänder sich bis zum Anschlag um seinen Oberkörper wickelten, um dann bei der gekonnten Landung ungleich schneller in die entgegengesetzte Richtung zu wi r beln, und die gewaltige Schwungkraft der beiden Kugeln Adler entg e gen zu schmettern.
Adler hatte dem ungewöhnlichen und überaus rasanten Angriff nichts entgegen zu setzen. Entsetzt versuchte er den tieffliege n den Eisenkugeln auszuwe i chen, wobei die Dornenkugeln zwar knapp ihr Ziel verfehlten, aber die scharfen Spitzen dennoch tiefe Wunden in seine Obe r schenkel rissen. Er stürzte vorn über und schaffte es gerade noch, den Bogen schützend vor sich zu halten, um nicht mit dem G e sicht auf den harten Boden zu schlagen.
Stöhnend blieb er mit geschlossenen Augen liegen, den langen Sehnenstab mit beiden Händen fest umklammernd, doch viel Zeit zur Erholung blieb ihm nicht, denn das bedrohliche Surren keh r te wieder.
Schnell wieder Herr seiner Sinne, rollte er sich instinktiv zur Seite und sprang auf. Gerade noch rechtzeitig, um dem grimmigen Morgenstern zu entgehen, der
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