An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)
Waldvolk!“, keuchte Maks in Galinas Ohr, „gebt mir einen Grund! Galina, Tochter des Grell!“
Unmittelbar hinter ihr materialisierte sich die gedrungene Gestalt des Zwergenkönigs, die Klinge seines Dolches fest an ihre Kehle gedrückt.
„Eine Bewegung von dir oder deinen Freunden und dein L e benshauch wird erlöschen!“ Maks presste sich dicht an Galinas Körper und sie spürte den heißen Atem ihres Peinigers an ihrer Wange.
„Gewachsen seid ihr! Wohl gediehen! Zu schade, um jungfräulich von dieser Welt zu scheiden, meint ihr nicht auch?“ Seine freie Hand strich lüstern über ihre Brüste.
„Oh ja! Eines Königs würdig!“
„Eher würde ich sterben!“, fauchte Galina angewidert.
Maks brach in schallendes Gelächter, bemerkte den herbeistü r menden Adler und drehte sich mit seiner Geisel in dessen Ric h tung. „Ah! Der fesche Pfeilschleuderer mit der guten Nase! Ich sehe, man hat euch eines Auges beraubt! Wie bedauerlich!“. Er kiche r te.
Adler legte an und spannte wildentschlossen seinen Bogen, so dass die knarzende Sehne tief in seine Finger schnitt und sein verletzter Oberarm ihn schmerzvoll ermahnte.
„Nehmt mir mein Augenlicht und brecht mir beide Arme, selbst dann wärst du kein würdiger Gegner, du elender Wicht!“, keuchte er, „lass sie gehen, oder deiner armseligen Existenz ist ein schne l les Ende gewiss!“
„Oh, bitte! Erspar dir diese ermüdende Demonstration von gr ö ßenwahnsinnigem Heldentum! Euer bäriger Kumpan mit der gro-ßen Streitaxt erlag auch dieser fatalen Selbstüberschätzung und zahlte mit seinem Leben!“
„Bär!“, murmelte Adler in einem flüchtigen Moment der Trauer, als Maks mit einem wissenden Kopfnicken auf etwas hinwies, das sich offensichtlich hinter dem Bogenschützen befand.
„Für wie naiv hältst du mich?“, zischte dieser voller Verachtung, bemerkte Galinas angsterfüllten Blick und riskierte vorsichtig einen Blick über die Schulter.
Nicht weit von ihnen entfernt, am Ende der Treppe, stand Kasim mit gesenktem Haupt. Trotz des ihn umgebenden tosenden Cha-os strahlte er eine seltsame, fast unheimlich Präsenz der Ruhe und Überlegenheit aus.
„Naiv?“, polterte Maks angesichts des bedrohlichen Auftretens seines Weggefährten, „nein! Eigentlich halte ich euch alle für g e -pfähltes Rabenfutter!“
Adler wirbelte um die eigene Achse, erfasste mit geübtem Blick sein Ziel und ließ das fein gewobene, obgleich unzerreißbare Elbenhaar durch seinen Finger gleiten.
Mit der dem Ebenholzbogen eigenen Urgewalt wurde der Bolzen hinfort geschleudert und raste mit einem durchdringenden Z i schen über das Schiffsdeck in Richtung des bewegungslosen Dunkelelfen.
Explosionsartig erwachte Kasim aus seiner vermeintlichen Starre und packte den Schaft des surrenden Pfeils mit seiner rechten Hand, kurz bevor die Spitze sein Gesicht berühren konnte, ohne auch nur einmal aufzusehen. Der Elf ballte die Hand und ze r brach den stabilen Waffenstiel in seiner Faust wie einen Reisig- s tab.
Sichtlich irritiert von solch ungeheuren Reflexen zögerte Adler kurz, bevor er eisernen Willens einen weiteren seiner tödlichen Boten auf den Weg brachte, der abermals in seinem schnellen Flug unvermittelt gestoppt wurde, ehe er sein Ziel erreichen konnte.
„Da soll mir doch einer …“, rief Adler empört, „na dann komm doch her und zeig, was du kannst!“
„Nicht Adler! Du hast keine Chance gegen ihn!“, flehte Galina fast unhörbar unter dem Druck der Klinge an ihrem Hals.
„Keine Angst, kleine Waldschönheit!“, hauchte ihr Maks ins Ohr, „er interessiert sich nicht für deinen kleinen, einäugigen Schützen! Jedenfalls jetzt noch nicht! Den da will er haben!“
Maks zeigte mit der freien Hand auf Wolf, der unmittelbar in der Nähe des Zwergenkönigs verharrte und auf seine Chance wartete, ihn niederzustrecken.
„Denkst du, ich habe dich nicht bemerkt, Wolf?“, er bedachte den ernsthaften Krieger mit einem jovialen Lächeln, „du bist seine Beute! Also stell dich deinem Schicksal, Soldat!“
Angesichts der misslichen Lage, in der sich Galina befand, blieb Wolf keine andere Wahl. Er beugte sich dem Willen des Zwergs, schritt wortlos er an Adler vorbei, um sich dem finsteren Diener Muriels zu stellen. Wenige Schritte von seinem vermeintlichen Gegner entfernt, blieb Wolf mit gesenktem Schwert stehen und musterte ihn mit dem todesmutigen Trotz eines unnachgiebigen Merloten.
Der versteinerte Stamm eines gewaltigen toten Waldriesen
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