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An den Ufern des goldenen Flusses (German Edition)

An den Ufern des goldenen Flusses (German Edition)

Titel: An den Ufern des goldenen Flusses (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Beto
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Botschaft.»
    Ah. Arturo war nicht dumm. Er wusste, was der Frater jetzt sagen würde.
    «Eine Botschaft, in der er verriet, wo das Gold zu finden sei.»
    «Wo?»
    «Weit im Osten, irgendwo am Fluss … Mein Junge, da liegt es sicher heute noch, weil es unmöglich ist, es zu finden.»
    «Kann ich den … Brief sehen?»
    Frater Christoph lachte. «Du? Mit deinen spärlichen Lesekünsten? Aber ich zeige dir etwas anderes.» Er ging in das Haus, in dem er schlief, rumorte herum und kam mit einem Gegenstand zurück, der in ein Tuch aus löchrigem Pflanzenfasergewebe eingewickelt war. Er legte es auf den Küchentisch, schnitt ein paar Schnüre durch und schlug den Stoff auseinander. «Hast du eine Ahnung, was das ist?»
    «Ein Vogel aus Holz?»
    Der Frater runzelte die Stirn in dem Versuch, seinem Gedankengang zu folgen. Arturo deutete auf die ausgebreiteten Schwingen.
    «Ach so. Ja, so falsch ist das gar nicht. Aber nicht dieser Gegenstand soll fliegen, sondern der Pfeil, vielmehr der Bolzen, den man darin einspannt. Es ist eine Waffe. Eine Armbrust. Der Mann hatte sie bei sich.» Er hob das Ding hoch, um das Tuch darunter hervorzuziehen. «Eines der Mädchen müsste eine neue Stoffumhüllung anfertigen. Diese hier ist ja völlig zerschlissen.»
    «Wie benutzt man die Waffe?»
    «Man spannt den Bolzen ein, und dann muss man diese Kurbel drehen … ich weiß es nicht so genau. Die Eisenteile sind leider völlig verrostet, und das Holz ist morsch.»
    «Ich will es ausprobieren.»
    Dafür setzte es eine Kopfnuss. Der Frater legte den Stoff zusammen. «Hier, bring das zu dem Mädchen und sag ihr, sie soll ein Tuch in dieser Größe weben. Du weißt, welche ich meine – mir fällt ihr Name nicht ein. Wir sollten ihr einen einfacheren geben, wie dir.»

    Sie war die einzige von all den Warao-Mädchen, von der er überlegt hatte, wie sie wohl hieß. So ausgeprägt war der Wunsch jedoch nicht, dass er sie gefragt hätte. Sie war stämmig und besaß schmale Schultern und kleine Brüste. Die Mönche klagten, die Gesichter der Indios sähen alle wie eines aus. Die Indios hingegen sagten über die der Mönche das Gleiche und dass die braunen Kleider noch erschwerten, sie zu unterscheiden. Mit den Gesichtern der wenigen Mädchen und Frauen erging es Arturo nicht anders.
    Nur bei dieser war es leicht: Ihr blauschwarzes Haar war gekraust. Offenbar das Erbe eines schwarzhäutigen Vorfahren. Auch deshalb fiel sie auf, weil sie sich lieber schlagen ließ, als ihr gelocktes Schamhaar zu bedecken. Dabei gab sie nie einen Laut von sich. Das gefiel ihm.
    Ihm gefiel auch ihr verächtlicher Ausdruck in den Augen, wenn sie arbeiten sollte.
    «So eins soll ich weben? Ich kann das doch gar nicht.»
    Es klang ein bisschen, als wolle sie, dass man sagte, sie könne es doch.
    «Ich werde Wochen dafür brauchen.» Trotzig schob sie das Kinn vor. «Ich hatte gehofft, du kämst einmal wegen etwas anderem in meine Hütte.»
    «Weswegen?»
    Sie seufzte. Es ärgerte sie, dass er es nicht wusste. «Meinetwegen», gab sie schließlich zu.
    Diese Hütte war nicht ihre allein; sie teilte sie mit drei älteren Frauen. Eine von denen lag schnarchend in ihrer Hängematte.
    Das Mädchen warf den Stoff beiseite und kroch auf allen Vieren auf ihn zu. Er hatte sich auf die Fersen gehockt, da er zu groß war, um in dieser Hütte stehen zu können. Halb gebückt mit ihr zu reden wäre ihm unangenehm gewesen.
    «Es stimmt, was die anderen sagen. Die Kleider, die du trägst, machen es, dass du keine Lust verspürst.»
    «Meinst du?»
    «Sieh dir die eingehüllten Affenmänner an, dann weißt du, dass ich recht habe.»
    Ganz sicher war er sich nicht. Dazu hatte er zu oft eine Frau in die Häuser der Mönche schlüpfen sehen und dann eindeutige Geräusche gehört. Aber die ganze Sache war ihm im Grunde gleichgültig. Zumindest glaubte er das.
    «Komm schon», lockte sie ihn. Gewöhnlich reagierte er nicht auf den Anblick unbedeckter Frauenkörper. Aber die Art, wie sie sich ihm näherte, und der eigenartige tierische Duft, den sie ausströmte, ebenso ihr geöffneter Mund – all das bewirkte, dass ihn die Gier packte. Sie stieg in ihre Hängematte, und er legte sich auf sie. Ihr Keuchen an seinem Ohr störte ihn; dann vergaß er es und überließ sich dem eigenen Rausch. Er dauerte nur ein paar Herzschläge. Plötzlich stieß sie ihn von sich und trat nach ihm. Sie fauchte und zeterte und sprang von der Matte, um fahrig mit einem Stück Stoff zwischen ihren Beinen

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