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An den Ufern des goldenen Flusses (German Edition)

An den Ufern des goldenen Flusses (German Edition)

Titel: An den Ufern des goldenen Flusses (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Beto
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muss passen auf mein Seele. Aber ihre Seele, sie war ihm doch längst verfallen … Meine Seele, ich muss aufpassen. Meine Seele, ist das nicht auch er? Was, ach, was  … Ihre Finger tasteten nach ihm. Sie wollte ihn spüren. Trotz allem. Ihre Hand griff ins Leere.

11. Kapitel
    Das ganze Dorf hatte sich versammelt, um Frater José Maria zu begrüßen. Über den Rio Negro und dann den Cassiquiare war er vom Amazonas zurück hierhergereist. «Señor Humboldt erklärte uns damals, dass es einen Wasserweg gibt», sagte der schmale, fast schwarz gebräunte Mann, und seine Augen leuchteten begeistert, als litte er keineswegs unter einem Fieber, das ihn von dem Boot, auf dem er gereist war, geradewegs in die Krankenstation geführt hatte. «Ich wollte das nicht glauben. Aber irgendwann rief mich Gott, es zu wagen. Seither reise ich jedes Jahr, predige den Leuten am Weg und schaue, wie es ihnen geht. Ein Fieber bringe ich eigentlich jedes Mal mit. Ich fürchte, diesmal ist es ein wenig heftiger geraten.»
    So sah er auch aus: ausgezehrt und um zwei Jahrzehnte älter als seine vierzig Jahre. Es erschien Janna schwer vorstellbar, dass er diese Reise im nächsten Jahr wieder unternehmen würde. Und in dem danach und so lange ihn seine Beine trugen.
    Er wälzte sich in seiner Hängematte herum, um in seine Faust zu husten. Janna sah sich nach dem Becher Wasser um, der auf einem Tisch stand, doch da sprang schon ein Mädchen vor, um es dem reiselustigen Kapuziner in die Hand zu drücken. Dicht an dicht drängelten sich die Leute. Janna dachte, dass ihr Geschnatter sie wahnsinnig machen würde, läge sie krank in diesem Raum. Doch Frater José Maria schien sich daran nicht zu stören. Nachdem er getrunken hatte, strich er über den Kopf des Mädchens, das lachend unter der Matte hindurchschlüpfte, und ließ sich wieder zurücksinken.
    Janna wusste nicht, wie sie das Gespräch auf die Höhle unter dem Fluss lenken sollte. Seine erste Frage wäre sicher, was sie denn dort wolle. Und sie konnte nicht verlegen lachend antworten: Ach, nichts Besonderes, nur einen Schatz . Arturo würde ihr die Leviten lesen. Andererseits konnte man diese Frage nicht stellen, ohne mit der Sprache herauszurücken.
    Aber was machte sie sich darüber eigentlich Gedanken? Das alles war ja gar nicht ihr Problem.
    «Ich danke Ihnen für die nette Unterhaltung, Frater, und will Sie nicht länger vom Schlafen abhalten.» Sie knickste und trat zurück. In der Tat machte er einen müden Eindruck, und sie fragte sich, wie er Ruhe finden wollte, wenn sich anderthalb Dutzend Leute um sein Krankenlager drängelten. Hier und da tätschelte er einen Kopf, schüttelte eine Hand und ließ das Stimmengewirr geduldig über sich ergehen.
    «Es war mir eine Freude, Señora», hörte sie ihn noch, aber sie hatte sich bereits zum Ausgang durchgearbeitet. Auf dem Dorfplatz meinte sie Arturo an seinem Boot arbeiten zu sehen; ihr war, als sähe er auf, während sie vorüberging. Ziellos lief sie durchs Dorf, versuchte in ihrer Hütte Ruhe vor den kreisenden Gedanken zu finden, was zum Scheitern verurteilt war, und schwang sich aus der Hängematte, um weiterzulaufen. Schließlich stand sie vor dem hübschen Quellbad. Auch heute lag es verlassen, denn alle waren im Dorf um Frater José Maria versammelt. Sie dachte daran zurück, wie sie die riesigen Blätter der Farne beiseitegeschoben hatte, um Arturos ausgiebiger Körperpflege zuzusehen. Nein, um ihn anzusehen. Um in seinem Anblick zu schwelgen. So gerne täte sie es wieder. Noch einmal heimlich, so heimlich wie vor ein paar Tagen, als sie ihn bei diesem verstörenden Ritual gesehen hatte. Ob er danach hier gewesen war, um das Blut abzuwaschen? Nein, so dreist, dazu diesen Ort aufzusuchen, wo ihn jederzeit jemand sehen konnte, wäre nicht einmal er. Andererseits – er war die Dreistigkeit in Person.
    Sie raffte ihr Kleid bis zu den Knien hoch und stieg in den Teich. Lichtsterne tanzten auf dem glasklaren Wasser. Langsam ging sie in die Knie. Die milde Kühle, die ihr die Beine hinaufstieg, ließ sie angenehm erschauern. Sie tauchte die geschundenen Hände in das wohltuende Nass. Frater Tomé hatte recht behalten, die Schwellung und die Schmerzen waren zurückgegangen. Nun juckte die Haut. Er sagte, auch das würde bald nachlassen.
    Gott sei Dank. Ich will keine bleibende Erinnerung an diese schreckliche Nacht .
    Hier wollte sie sein, hier, wo Arturo ihre Hand ergriffen und sie im Nachtdunklen geführt hatte. Daran wollte

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