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An einem Tag im Winter

An einem Tag im Winter

Titel: An einem Tag im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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vorgestellt, ein Freund der Familie.
    Alec schenkte ihr einen Sherry ein. »Cat hilft meiner Mutter mit dem Abendessen«, sagte er.
    Den Raum beherrschte ein fünfseitiger Erker mit Fenstern, die bis zur Decke reichten, und einer großzügigen Sitzgruppe. Der Blick ging zur Bucht hinunter, wo ein mattes bronzefarbenes Leuchten jetzt den Horizont beschrieb. Alec stellte sich mit ihr an eines der Fenster und nannte ihr die Namen der Inseln, die langsam mit dem dunkel werdenden Meer verschmolzen. An schönen Tagen, sagte er, könne man bis nach Islay sehen.
    Er drehte sich um, als eine hochgewachsene junge Frau ins Zimmer trat und verkündete: »Marguerite hat wieder mal viel zu viel gekocht. Wenn wir das alles aufessen müssen, platzen wir.«
    Â»Cat«, sagte Alec. »Komm, lass dich mit Ellen bekannt machen, meiner Verlobten. Ellen Kingsley – Catriona Campbell.«
    Catriona trug das lange, dunkle Haar, das mit ihrem hellen Teint kontrastierte, mit einem blauen Band zu einem Pferdeschwanz hochgebunden. Die hübsch geformten Augen waren von dichten Wimpern umkränzt, ihre Wangen leicht gerötet. Sie trug einen einfachen Faltenrock und einen hellen Pulli, keinen Schmuck und, soweit Ellen erkennen konnte, kein Make-up.
    Â»Willkommen auf Seil, Miss Kingsley.« Catriona gab ihr die Hand. »Wir konnten es alle gar nicht mehr erwarten, die Frau kennenzulernen, die endlich Alecs Herz erobert hat.«
    Â»Das ist unfair«, sagte Alec lächelnd.
    Â»Es ist die reine Wahrheit, und das weißt du auch. Was ist Ihr Geheimnis, Miss Kingsley? Ich muss es unbedingt herausbekommen. Alec, du wirst überhaupt nicht älter. Wie gemein.« Catriona zog Alec zu sich heran und gab ihm einen Kuss auf den Mund, bevor sie sich mit einer kleinen Pirouette von ihm wegdrehte.
    Â»Ich brauche jetzt unbedingt was zu trinken«, sagte sie. »Nein, nicht dieses fürchterliche Gesöff, Donald.« Donald Frazer hatte die Sherryflasche geöffnet. »Etwas Ordentliches.«
    Sie ließ sich aufs Sofa fallen, und Frazer brachte ihr einen Whisky. »Verzieh dich, Alec, und lass uns in Ruhe«, sagte Catriona. »Ich möchte mich mit Miss Kingsley unterhalten.« Sie klopfte auf den Platz neben sich, und Ellen setzte sich zu ihr. »Sie sind bestimmt todmüde. Die Fahrt hierher ist schon von Glasgow aus schlimm genug. Von London aus muss sie eine Tortur sein.«
    Â»Leben Sie in Glasgow, Miss Campbell?«
    Â»Ja, ich bin Krankenschwester im Royal Infirmary und wohne mit ein paar Kolleginnen zusammen.«
    Â»Mögen Sie Ihre Arbeit?«
    Â»Na ja.« Catriona zog ein Gesicht. »Aber hier auf der Insel gibt es eben keine Möglichkeiten. Die jungen Leute gehen alle aufs Festland. Alec hat mir erzählt, dass Sie auch in einem Krankenhaus arbeiten.«
    Â»Ja, in einem klinischen Labor.«
    Â»Das hört sich weit gehobener an. Ich bin Stationsschwester, da kann ich die Bettpfannen Gott sei Dank den Lernschwestern überlassen. Im Moment ist ein Posten als Oberschwester frei, aber ich weiß nicht, ob ich mich bewerben soll. Die Bezahlung wäre besser, aber die Oberschwestern sind alle so alte Drachen. Irgendwie habe ich das Gefühl, das gehört zum Posten wie eine blaue Uniform.«
    Ellen lachte. »Ich kann mir Sie nicht als alten Drachen vorstellen, Miss Campbell.«
    Â»Nein?« Catriona zog die Augenbrauen hoch. »Ich schon. Manchmal, wenn es ein harter Tag war und ich müde bin und nur noch nach Hause möchte, höre ich mich die Lernschwestern in genau dem Ton anblaffen. Sie wissen schon – ungeduldig und gereizt darüber, dass ich alles zweimal sagen muss. Als ich noch gelernt habe, war ich jedes Mal wütend, wenn die Stationsschwester mich so angefahren hat.« Catriona trank einen Schluck Whisky, schloss die Augen und lächelte selig. »Mhm. Das muss man Marguerite lassen, sie hat immer den besten Whisky im Haus. So, und jetzt höre ich auf, von der Arbeit zu reden. Es tut so gut, mal ein paar Tage kein Patientengejammer zu hören, da werde ich mir den Urlaub bestimmt nicht damit verderben, ans Krankenhaus zu denken.«
    Â»Lebt Ihre Familie noch auf der Insel?«
    Catriona wies mit einer Kopfbewegung zum Fenster. »Sehen Sie die Lichter da drüben, auf der anderen Seite der Bucht? Das ist unser Haus. Mein Vater war der ›Inseldoktor‹, bis er vor zwei Jahren seine Praxis aufgegeben hat. Wenn ich beim

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