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An einem Tag im Winter

An einem Tag im Winter

Titel: An einem Tag im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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blendende Glanz der Leuchter, der sich in langstieligen Champagnergläsern spiegelte, und die flotten Rhythmen der Band versetzten sie in sprudelnde Laune. Bernie und seine Freunde – Männer in smarten Anzügen und halbseidene junge Frauen in teuren Kleidern – saßen um einen großen runden Tisch.
    Bernie, nur ein paar Zentimeter größer als India, hatte einen gedrungenen, kompakten Körper auf kurzen Beinen. Das feiste, runde Gesicht war glatt und braun wie eine Haselnuss, die Stimme hoch für einen Mann seines Körperumfangs, beinahe piepsig. Als India ihn das erste Mal sprechen gehört hatte, hätte sie beinahe laut gelacht.
    Er nahm seine Zigarre aus dem Mund, als sie an den Tisch traten, und nickte ihr zu. »Hallo, Prinzessin.«
    Â»Hallo, Bernie. Alles Gute zum Geburtstag.«
    Er griff ihr an den Po, als sie ihn auf die Wange küsste. »Champagner für die Dame!«, rief er, und jemand reichte ihr ein Glas.
    Â»Setz dich, India«, forderte er sie auf, und der Mann neben ihm erhob sich.
    Â»Nein, ich möchte tanzen.«
    Bernie sah sie scharf an. »Na gut, dann hält Frank dir inzwischen den Platz warm«, sagte er schließlich, und einige seiner Freunde lachten. »Launisch, wie?«
    Â»Du kennst mich doch, Bernie, ich kann nicht still sitzen.« Mit einem strahlenden Lächeln wandte sie sich vom Tisch ab.
    Sie traf viele Bekannte im Klub, und wenn sie nicht tanzte, wanderte sie von Tisch zu Tisch und unterhielt sich mit diesem oder jenem. Ab und zu warf sie einen Blick zu Bernie und seinen Freunden hinüber. Sie hatte das Gefühl, dass er sie nicht aus den Augen ließ. Er erinnerte sie an einen Hecht, den sie einmal in einem Aquarium gesehen hatte. Er hatte den gleichen Blick: starr und tot.
    Sein Freund Clive, der im Immobiliengeschäft tätig war, hatte Garrett mit Bernie bekannt gemacht. Ihm gehörten Wohnungen und Häuser in allen Teilen Londons, die er Leuten wie Clive vermietete, um dann von ihnen die Miete abzüglich ihres Anteils zu kassieren, ganz gleich, ob die Objekte vermietet waren oder nicht. Clive wollte sich Bernie warmhalten, und Garrett wollte sich Clive warmhalten. Ihm war jede kleine überschwappende Welle von Bernies Wohlstand willkommen, die gelegentlich ihre karge Küste erreichte – und ihr ebenfalls, wenn sie ehrlich war. Wer würde zu einer Einladung im Blue Duck oder einem Abendessen in einem Restaurant im vornehmen West End Nein sagen? Aber sie hatte schon vor langer Zeit gelernt, dass alles seinen Preis hatte, und ihr gruselte jedes Mal, wenn sie die Blicke bemerkte, mit denen Bernie sie verfolgte. Wären da doch bloß nicht diese Rechnungen! Schlimm genug, wenn einem Strom und Telefon gesperrt wurden, aber viel schlimmer noch, dass es Sebastian erschrecken würde. Sebastian brauchte Ordnung und Vorhersehbarkeit in seinem Leben, er würde sich sogleich die schrecklichsten Dinge vorstellen, zum Beispiel, dass sie die Wohnung verlieren würden. Dann also Bernie. India graute davor. Aber Vinnie, Oliver, Laurence, Peachey – ihr gingen die Optionen aus.
    Einer von Bernies Freunden tippte ihr auf die Schulter und sagte, sie würden jetzt die Torte anschneiden. Es war eine weit pompösere Torte als die, die sie Sebastian zum Geburtstag gebacken hatte, mit Verzierungen aus Eiweißspritzglasur und fünfunddreißig Kerzen. Nachdem ein Kellner feierlich die Kerzen angezündet hatte, blies Bernie sie mit einem kräftigen Puster alle auf einmal aus.
    Er klopfte auf den Stuhl neben seinem. »Komm, du musst doch ein Stück Torte essen, India.«
    Widerstrebend setzte sie sich. »Wo ist Garrett?«
    Â»Der muss was für mich erledigen. Eine Frau wie du sollte ihre Zeit nicht an einen wie Garrett Parker verschwenden.«
    India verwünschte Garrett im Stillen.
    Die Torte wurde angeschnitten. Bernie drückte seinen Oberschenkel an ihren. »Spielst du gern Siebzehnundvier, India?«
    Â»Ich weiß nicht, ich habe es noch nie probiert.«
    Â»Dann wird’s höchste Zeit. Ein paar von uns gehen nachher noch in eins von meinen Kasinos.«
    Sie kratzte den Guss von der Torte. »Kartenspiele sind immer so langweilig.«
    Â»Aber nicht, wenn man um Geld spielt.« Bernie schob sich ein Stücken Kuchen in den Mund. »Natürlich gewinnt am Ende immer die Bank. Aber wenn einem die Bank gehört …« Er zwinkerte.
    Sie merkte, wie

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