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An Paris hat niemand gedacht

An Paris hat niemand gedacht

Titel: An Paris hat niemand gedacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Peters
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einige Münzen über die polierte Steinplatte,
greift nach dem Kaffee und nimmt ihn mit zum Check-in. Lufthansa Flug Nr. 754, Ziel München, Businessclass, nur Handgepäck. Die Frau am Schalter weiß Bescheid, händigt rasch das Ticket aus. Wenige Minuten später nimmt die Bedienung an der Cafébar die geleerte Tasse dankend entgegen, wünscht einen guten Flug und schaut der Frau hinterher, bis sie hinter der Leuchtschrift Internationale Presse aus ihrem Blickfeld verschwindet. Der Geruch ihres etwas zu üppig aufgetragenen Parfums hängt noch einige Sekunden in der Luft.
    Sie durchquert den Zeitungsladen, greift zielsicher nach ELLE , Cosmopolitan und der französischen VOGUE, das Telefon nun zwischen Schulter und Ohr geklemmt.
    »Sehen Sie zu, dass Sie es wieder in Ordnung bringen. Das ist das Mindeste, was der Kunde von uns erwarten kann!«
    Ihre dunkle Stimme, die keinen Widerspruch zu dulden scheint, lässt die Leute, die suchend vor Regalen stehen oder in Magazinen blättern, aufhorchen.
    »Gut. Wir sehen uns Freitag. Bringen Sie alle Unterlagen mit.«
    Das Mädchen an der Kasse bemerkt sie sichtlich erfreut, streicht eine rotblonde Haarsträhne aus dem Gesicht und wischt nervös seine Hände am firmeneigenen T-Shirt ab.
    »Guten Morgen, Frau Wördehoff!«
    »Guten Morgen. Susanne. Richtig?«
    »Ja. Wir haben neulich miteinander gesprochen. Erinnern Sie sich?«
    »Selbstverständlich. Haben Sie über mein Angebot nachgedacht?«
    »Sicher. Ich möchte gerne … aber …«
    »Was?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Sie sagten, meine Ausbildung im Hotelfach
würde für diesen Job genügen, aber ich habe gar keine Ahnung von Kleidern, Mode und so …«
    »Wissen Sie, die richtige Art, mit Kunden umzugehen, ist ein Talent, das hat man, oder man hat’s nicht. Sie haben es. Es sind Leute wie Sie, die ich suche. Spezifisches Fachwissen kann mit etwas Fleiß jeder erwerben. Sie sollten diese Chance nutzen. Oder wollen Sie für den Rest Ihres Lebens in einem schlecht geschnittenen T-Shirt bunte Blätter abkassieren?«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, zückt sie ihre Visitenkarte.
    Greta Wördehoff
Bereichsleiterin Ernest Calva airport-shops
Gebr. Seebacher
g_wö[email protected]
    Die junge Kassiererin dreht die Karte in den Händen, will etwas entgegnen, als erneut der durchdringende Klingelton ertönt.
    »Entschuldigung, ich muss da rangehen.«
    Sie reicht die Zeitschriften mit einem Geldschein über die Theke, während sie irgendjemanden am anderen Ende der Leitung darüber informiert, dass sie den Freitag in Zürich zu verbringen gedenkt und sich nicht auch noch um die Lageranalyse für Hamburg kümmern kann.
    Durch die Scheibe hinter der Kasse bleibt ihr Blick auf der Eingangstür des Geschäfts gegenüber hängen, in das gerade eine junge Frau mit kastanienbraunem Pferdeschwanz tritt.
    Plötzlich starr, lässt sie das Telefon sinken, aus dem eine kräftige Männerstimme ins Leere tönt. Sie packt den Griff ihres Rollkoffers, wendet sich auf dem Absatz um und rempelt einen Mann hinter ihr heftig an, ohne ein Wort zu verlieren. Im Hinauseilen überhört sie den Ruf der Kassiererin:

    »Moment, Sie bekommen noch was zurück!«
    Der Mann hebt die Autozeitschrift, die ihm aus der Hand geglitten war, vom Boden auf und schnaubt ärgerlich.
    »Teuer angezogen, aber keine Manieren!«
    »Sicher ein Notfall.«
    »Auch dann kann man höflich sein, oder?«
    Die Verkäuferin hält noch immer Gretas Wechselgeld in der Hand, lässt es langsam zu der Visitenkarte in ihre Jeanstasche gleiten. Ich gebe es ihr nächste Woche, denkt sie und schenkt dem Kunden, der sich die Schulter reibt, kein Lächeln.

    Greta kommt vor einem Tisch mit Kaschmirpullovern zum Stehen und sieht gerade noch den wippenden Pferdeschwanz in der gegenüberliegenden Ausgangstür verschwinden. Sie läuft ihr nach, verbirgt sich hinter einer Vitrine, als die junge Frau an der Anzeigetafel stehen bleibt. Jeans, knielanger Strickpullover, etwa einen Meter siebzig groß, der abgewetzte Koffer deutet auf eine Vielreisende hin, die Figur könnte passen. Um sie mit Sicherheit zu identifizieren, ist der Abstand zu groß. Greta versucht, sich unauffällig zu nähern. Die junge Frau schaut auf die Uhr und setzt ihren Weg fort. Greta eilt hinterher, verringert die Entfernung Schritt für Schritt, schlüpft, kurz bevor sie die Frau erreicht hat, hinter einen Pfeiler, um dann erneut die Verfolgung aufzunehmen. Sie ignoriert den Zuruf einer Stewardess, die sie zu

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