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An und für dich

An und für dich

Titel: An und für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Griffin
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hatte.
    Er hatte vor sechs Tagen das letzte Mal Jess’ Stimme gehört. Er sah sie jeden zweiten Tag in der Haustür stehen, wenn er die Zwillinge abholte und wieder zurückbrachte, aber sie hatten nicht miteinander geredet. Seit seinem Auszug hatten sie nur per SMS kommuniziert.
    ICH HOLE L UND L UM 4 AB, OK? C
    OK. J
    FALLS DU MIT IHNEN BADEN GEHST, DENK AN LUKE S SCHWIMMFLÜGEL. J
    OK. C
    Noch vor einem Monat hätte sich Conor nicht vorstellen können, dass sie einander irgendwann mal nichts mehr zu sagen haben könnten. Mittlerweile tauschten sie nur noch Silben aus.
    Es brach ihm das Herz, aber er konnte Jess’ verächtlichen Blick einfach nicht vergessen, als er ihr von der Schlägerei in der Schule erzählt hatte. Er radelte wieder zu der Tankstelle, an der er sich zur Feier des Tages eine Zigarre gekauft hatte, als er das letzte Mal einen Teil des Buches fertig geschrieben hatte. Der Russe war immer noch da.
    »Ich hab das Buch fertig«, lächelte Conor. »Ich brauch wieder mal eine Zigarre.«
    Der Mann sah ihn verständnislos an.
    »Mein Buch.« Conor öffnete ein imaginäres Buch in der Luft. »Ich war doch vor ein paar Monaten hier. Es war noch ganz früh. Sie dachten, ich wäre gerade Vater geworden. Und ich hab Ihnen gesagt, dass ich an einem Roman schreibe. Wissen Sie nicht mehr?«
    »Was wollen Sie?«
    »Eine Zigarre.« Conor zündete sich eine imaginäre Zigarre an.
    »Vier Euro.« Der Russe legte die Zigarre auf den Tresen.
    »Tolstoi?« Conors Lächeln verschwand langsam. »Dostojewski? Stephen King?«
    »Nehmen Sie oder nicht?« Der Russe sah ihn genervt an. »Leute warten!«
    Conor sah sich um. Ein paar Kunden standen hinter ihm an, um ihr Benzin zu bezahlen.
    »Ich hätte gern noch eine Abendzeitung.« Er spazierte, so langsam er konnte, hinüber zum Regal am anderen Ende des Ladens und holte sich eine.
    »Und eine Packung Rennie.« Der Russe musste zum anderen Ende des Tresens laufen. Conor sah, wie sich sein Nacken rötete.
    »Nein, nicht die.« Er schob die Packung zurück.
    »Die mit Pfefferminzgeschmack. Und Rasierklingen brauche ich auch noch.« Der Russe musste extra einen Schlüssel holen, um die Vitrine aufzuschließen. »Und eine Packung Marlboro Lights. Nein, doch lieber Silk Cuts.«
    Die Schlange hinter ihm wurde länger.
    »Und ein Päckchen Streichhölzer. Moment. Nein, lieber nicht. Ich nehme ein Feuerzeug.«
    Als Conor wieder auf der Straße stand, schämte er sich, dass er sich so bescheuert benommen hatte. Der Russe hatte jeden Tag Hunderte Kunden, wie sollte er sich da an das eine Mal erinnern, als er hier gewesen war? Er stopfte die Tüte mit den Sachen, die er weder wollte noch brauchte, in seinen Fahrradkorb, radelte zu einem Spirituosenladen und kaufte sich eine Flasche Champagner. Das tat man doch, wenn man etwas zu feiern hatte.
    »Schmieg dich richtig an das Telefon, Alyssa. Leg die Arme darum. Den Kopf zurück. Genau so. Lächeln. Und noch mal.«
    Greg posierte in einem Telefonkostüm neben einem blonden Model im Bikini unter einem riesigen Plakat, auf dem stand: Text in the City .
    Er versuchte, sich an ihren richtigen Namen zu erinnern. Sharon? Karen? Jedenfalls nicht Alyssa. Sie hatte mal in einer der ersten Folgen von The Station mitgespielt, als eine pyromane Novizin, die Klöster anzündete. Mac Malone hatte sie geküsst, bevor er sie der Polizei übergeben hatte, und sie hatte Greg ziemlich deutlich zu verstehen gegeben, dass sie die Szene gern noch einmal ohne Kameras wiederholen würde.
    Im Bikini sah sie heißer aus als in ihrer Nonnentracht. Und da Saffy die Regeln gebrochen hatte, würde er alles dransetzen, auch noch herauszufinden, wie heiß sie völlig nackt aussah.
    Er konnte es kaum erwarten, ihr überraschtes Gesicht zu sehen, wenn er seinen Styroporkopf abnahm. Sie hatte nämlich keine Ahnung, wer er war. Das gefiel ihm am meisten an diesen Werbeaufnahmen. Als Greg Gleeson war er sozusagen öffentliches Eigentum. Als Nokia N 95 war er der Unsichtbare Mann.
    Er hatte befürchtet, nach dem Selleriefiasko keine weiteren Aufträge mehr zu bekommen, aber ein paar Tage später hatte der Marktleiter bei Greta angerufen. Es hatte sich herausgestellt, dass die 5-am-Tag-Coupons durchnummeriert gewesen waren, und die, die Greg ausgeteilt hatte, waren viel häufiger eingelöst worden als die der anderen – ganze sieben Mal so häufig. Sie hatten angefragt, ob er noch einmal für sie arbeiten wollte.
    Billy Bob Thornton oder Toby Maguire hätten so einem Typen

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