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An und für dich

An und für dich

Titel: An und für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Griffin
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gehabt hatte.
    »Mein Buch ist fertig«, sagte er traurig. »Das letzte Wort ist ›Beine‹.«
    »Weißt du was?« Greg legte Conor den Arm um die Schultern. »Das sollten wir feiern.«
    Conor schüttelte den Arm ab und sah sich nervös um.
    »Fass mich lieber nicht an«, sagte er. »Hier sind doch überall Fotografen.«
    »Ja, aber mich erkennt ja keiner.« Greg schlug sich auf die Tasten auf seiner Brust. Sie blinkten. »Hey, cool! Ich wusste gar nicht, dass die leuchten.«
    Conor konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal so betrunken gewesen war. Um ehrlich zu sein, hatte er sogar Schwierigkeiten, sich an die letzten fünf Minuten zu erinnern.
    »Wie heißt die Bar hier?« Die Musik war so laut, dass er schreien musste. »Und wie heißen noch mal die Mädchen, mit denen wir uns unterhalten?«
    »Spybar. Alyssa. Brittney. Angeblich«, rief Greg über die Musik hinweg zurück.
    »Ich dachte, es wären nur zwei?«
    Die Mädchen kamen von der Toilette zurück. Sie waren beide Mitte zwanzig. Eine war blond, die andere dunkel. Beide hatten sehr lange Haare und trugen sehr hohe Schuhe.
    Selbst wenn Conor nüchtern genug gewesen wäre, um überhaupt sprechen zu können, wäre ihm nichts eingefallen, worüber er mit ihnen hätte reden sollen. Aber Greg hatte genug zu erzählen. Von damals, als er auf einem turbulenten Flug nach New York Madonna beruhigen musste, oder wie er mit Heath Ledger bei Johnny Fox zu Besuch gewesen war, oder wie Kate Winslet einmal die Badewanne in seinem Hotelzimmer benutzt hatte, weil in ihrem Zimmer der Stöpsel fehlte.
    Wenn er sich so blitzschnell solchen Unfug ausdenken konnte, wieso hatte er dann nie eine vernünftige Idee für ein Drehbuch?, fragte sich Conor.
    »Meint der das alles ernst?« Brittney – oder war es Alyssa? – beugte sich zu ihm herüber. Sie roch nach Orangenblüten.
    »Keine Ahnung«, antwortete Conor. Das fragte er sich schon seit zweiundzwanzig Jahren.
    Die Musik in Gregs Wohnzimmer war so laut, dass die Fensterscheiben vibrierten. Die Fun Young Criminals oder Fine Lovin’ Cannibals liefen gerade. Conor wollte Greg fragen, wie sie denn nun hießen, aber der lag ausgestreckt auf dem Sofa und knutschte mit der Blonden. Auf einmal fiel Conor sein Fahrrad ein. Er musste es suchen. Er wusste noch, dass er es vor der Bar abgeschlossen hatte, aber es war nicht im Flur, wo er es sonst immer abstellte.
    Er ging in die Küche, um dort nachzusehen, aber als er ankam, fiel ihm auf, dass er seit mittags nichts mehr gegessen hatte. Er hatte einen Bärenhunger, fand jedoch nur ein paar pappige Cracker und ein Glas eingelegten Ingwer. Er aß gerade den zweiten Cracker, als die Dunkelhaarige hereinkam.
    »Mmm. Kann ich mal abbeißen?«
    Sie kam auf ihn zu, den glänzenden Mund offen wie ein Vogeljunges, das darauf wartet, gefüttert zu werden. Conor brach ihr ein Stück von seinem Cracker ab, tat etwas Ingwer darauf und steckte ihn ihr in den Mund. Er hoffte, sie hätte keinen allzu großen Hunger. Es waren nur noch ein paar Cracker übrig.
    Sie kaute nachdenklich. »Schmeckt seltsam, aber das ist gut so. Die Kombination von sehr verschiedenen Geschmacksrichtungen hilft, den Appetit zu unterdrücken, wusstest du das?«
    Er schüttelte den Kopf. Hätte er das gewusst, hätte er sich in seiner Jugend nur von Leber mit Eis oder sauren Gurken mit Erdbeermarmelade ernährt. Sie setzte sich auf die schwarze Granitarbeitsplatte. Ihr kurzes, silbriges Kleid sah aus, als wäre es aus Lichtreflexen gemacht.
    Conor verstand nicht so ganz, wie sie funktionierte. Nicht als Mensch, sondern rein mathematisch. Wie konnte ihr schmaler Rücken diese riesigen Brüste tragen? Und wie schaffte sie es, ihren Kopf, auf dem mehrere Kilo Haare aufgetürmt sein mussten, auf ihrem dünnen Hals zu balancieren? Sie sah nicht aus wie eine Frau, sie sah aus wie eine Disneyfigur – Pocahontas oder Arielle vielleicht – mit großen, glänzenden Augen, einem breiten Mund und einer winzigen Nase.
    »Ich trinke immer Spülmittel, wenn ich abnehmen will.« Sie ließ ihre silbernen Peeptoes von den Füßen gleiten und stützte die Beine am Kühlschrank ab. »Ich bin Model. Was machst du?« »Ich weiß nicht.« Conor wünschte, sie würde endlich abhauen, damit er seine Cracker essen konnte. »Ich war mal Lehrer, und ich habe gerade einen Roman fertig geschrieben.«
    »Kluges Kerlchen!« Sie öffnete ihre kleine silberne Handtasche und holte einen dünnen Joint und ein Feuerzeug in Form eines Schuhs heraus.

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