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An und für dich

An und für dich

Titel: An und für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Griffin
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schon.« Liam grinste und sah einen Moment lang wieder genau wie Joe aus.
    Was, wenn sie ihre Meinung ändern und Joe seine Vasektomie rückgängig machen würde? Wenn sie zusammen einen Sohn hätten? Was, wenn er nicht nur Joe, sondern auch ihrem Vater ähneln würde? Zum ersten Mal verstand Saffy. Sie verstand den wahren Grund, warum man Kinder haben wollte. Weil man nicht stirbt, zumindest nicht ganz, solange noch irgendwo jemand genauso lächelt oder die Augenbraue hochzieht oder mit den Schultern zuckt, wie man es selbst immer getan hat.
    Liam saß still im Meetingraum neben Saffys Büro und spielte auf ihrem Laptop Nanosaur, während sie den Zeitplan für die Vorproduktion für den White-Feather-Spot durchging, der gestern per E-Mail angekommen war. Der zeitliche Rahmen war unglaublich eng. Innerhalb der nächsten zwei Wochen sollten Location und Besetzung gefunden werden, der Spot sollte in drei Wochen gedreht und in vier Wochen schon ausgestrahlt werden.
    Mit einem irischen Regisseur wäre das schon schwierig genug gewesen. Aber Ben Rosen lebte in New York. Damit unter diesen Umständen alles glattlief, brauchten sie jemanden, der zu jedem Zeitpunkt jedes kleinste Detail im Auge behielt. Dieser Jemand hätte eigentlich Vicky sein sollen, aber Vicky stand wohl im Moment nicht zur Verfügung. Der Plan sah vor, dass Rosen kommenden Dienstag für die Castings wieder nach Dublin fliegen sollte. Wenn sie ihn überreden könnte, das um ein paar Tage zu verschieben, würde sie es vielleicht schaffen, Vicky wieder aufzurichten.
    Saffy nahm den Hörer ab und wählte die Nummer seines Handys. In New York war es halb acht Uhr morgens, und es war Wochenende. Sie hoffte, er war Frühaufsteher.
    Wenn Liam sich nach rechts drehte, konnte er die große Metallechse sehen, die im Untergeschoss an der Wand hing. Sie war cool, aber er fand, sie sah eher nach einer Eidechse aus als nach einem Komodowaran. Er war noch nie in einem so großen Büro gewesen. Es war ein bisschen komisch, weil niemand an den vielen Schreibtischen saß, als hätte es ein Erdbeben gegeben oder die Pest oder so, oder als hätte jemand alle Leute auf ein Raumschiff gebeamt. Es war so still, dass die Stille fast summte.
    Aber immer, wenn ihm das Summen ein bisschen Angst machte, drehte er sich zur anderen Seite und sah Saffy, und dann ging es ihm wieder gut. Er konnte sie durch den Spalt in ihrer angelehnten Bürotür nicht komplett sehen, nur ein Stück Bein und ihre Füße. Sie hatte heute andere Schuhe an, schwarze mit Löchern vorn für die Zehen.
    Sie hatte so viele Schuhe, dass man sich gar nicht alle merken konnte. Seine Mutter hatte auch viele Schuhe gehabt. Er wusste nicht genau, wie viele, weil er vor dem Unfall erst bis zwanzig zählen konnte. Es waren auf jeden Fall mehr als zwanzig Paar gewesen. Er trank seinen Saft aus und musste sofort aufs Klo. Saffy telefonierte gerade, aber sie hatte ihm gezeigt, wo die Toilette war.
    Seine Fußball-Hausschuhe machten auf dem Teppichboden überhaupt kein Geräusch. Normalerweise hätte ihm das gefallen, aber hier kam ihm dadurch das Summen noch lauter vor. Anstelle von Wänden waren überall um ihn herum nur die Glasscheiben der Büros. In manchen waren die Jalousien oben, da konnte man sehen, dass sie leer waren. Aber in manchen waren die Jalousien heruntergelassen, sodass man nicht gemerkt hätte, falls jemand dort drinstand und einen beobachtete.
    Er musste kräftig gegen die Schwingtür drücken, damit sie aufging. Es fühlte sich fast an, als ob jemand von der anderen Seite dagegendrückte. Er hatte solche Angst, dass er am liebsten zurück zu Saffy gerannt wäre, aber durch die Angst musste er noch mehr aufs Klo, also hatte er keine Wahl. Hinter der Tür war ein kurzer Gang, und dort war die Toilette. Auf dem Schild war zwar die Silhouette einer Frau, aber das war ihm egal. Die Tür öffnete sich quietschend und schloss sich hinter ihm mit einem zischenden Geräusch.
    Er schloss die Tür der Kabine. Seine Hände zitterten so sehr, dass er seinen Reißverschluss nicht aufbekam. In diesem Moment hörte er das Stöhnen. Es war erst weit weg, dann kam es näher. Es klang, als hätte jemand Schmerzen. Er erstarrte. Da war es wieder, dieses Mal noch näher, und dann ging quietschend die Tür auf.
    Liam schaffte es gerade noch, auf die Toilette zu klettern, damit man seine Füße unter der Kabinentür nicht sehen konnte. Dann polterten zwei Menschen herein.
    »Nein!« Es war eine Frau, und sie klang

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