An und für dich
wenn ich achtunddreißig bin.«
»Und wann ist das?«
»Sonntag. Ich hab Liam versprochen, dass wir zelten fahren. Ich hab gedacht, du kannst vielleicht mitkommen und den Montag auch noch freinehmen.«
»Wenn ich dafür mal an einem Samstag arbeite, ist das bestimmt kein Problem.«
»Schön. Und hey, mach dir keine Sorgen wegen dem, was ich da eben gesagt habe. Ich bin wahrscheinlich schon wieder viel zu voreilig.«
»Nein, bist du nicht.« Sie lehnte sich an ihn. Sein Körper war kühl nach dem Schwimmen. Sie würde es ihm schon irgendwie sagen. Er würde es verstehen. Joe war der verständnisvollste Mensch, den sie kannte.
Er strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. »Ich denke einfach, für jeden von uns gibt es genau den Richtigen, und wenn man diesen Menschen findet, na ja, du weißt schon.«
Ihr Vater hatte etwas Ähnliches geschrieben. Es gibt für jeden Topf den richtigen Deckel, und wenn man diesen Menschen findet, kann man nicht dagegen an.
»Ja«, sagte sie, drückte ihr Gesicht an sein Herz und lächelte an seiner feuchten, salzigen Haut. »Ich weiß.«
29
Saffy eilte an Mikes Büro vorbei – er hatte sich in seinem Chefsessel zurückgelehnt und stocherte sich mit einer Büroklammer im Ohr herum – und stieß mit Simon zusammen.
»Saffy, hast du mal eben fünf Minuten für mich? Ich habe Bedenken wegen Vicky, die ich schon Marsh gegenüber geäußert habe, und ich würde gern deine Meinung hören.«
»Jetzt nicht, Simon«, sagte Saffy. Sie war auf dem Weg zu ihrem Treffen mit Jess. Jess hatte an dem Tag, an dem Saffy die Karten und Briefe ihres Vaters gefunden hatte, über eine Stunde auf sie gewartet. Sie war so wütend gewesen, dass Saffy ihr noch nicht davon erzählt hatte. Sie trug ein paar davon mit sich herum und wollte sie ihr heute zeigen.
Marsh stand am Empfang und wies Ciara zurecht. »Würdest du das Kaugummikauen bitte auf deine Freizeit beschränken? Ich bezweifle wirklich, dass die Geräusche, die du beim Wiederkäuen machst, die richtige Message an unsere Kunden …« Sie bemerkte Saffy. »Hast du in den letzten zehn Minuten deine E-Mails gecheckt?«
Hatte sie nicht.
»Da brennt leider ein kleines White-Feather-Feuerchen in deinem Posteingang. Denk nicht mal daran, das Haus zu verlassen, bevor du das nicht gelöscht hast.«
Saffy war kaum zurück an ihrem Schreibtisch, als Ant plötzlich in der Tür stand.
»Hast du mal … eine Minute?«
Sie drehte sich mit ihrem Stuhl herum und sah ihn an. »Ant, hast du gerade mit mir gesprochen ?«
Er zuckte mit den Schultern und kam herein. Er schloss die Tür hinter sich. Saffy zeigte auf einen freien Stuhl. Er setzte sich und sah sich um. Er hatte ihr Büro noch nie betreten.
»Du hast ja gar keine …« Langes Schweigen. »… Puschelmonster.«
»Wie bitte?«
»Keine Zaubertrolle, Plüschtiere oder Beanie Babies.« Ant blinzelte heftig. »Das ist ungewöhnlich. Für eine Frau. Dein Büro ist so unpersönlich. Gefällt mir.«
Er stand auf, holte eine Packung Desinfektionstücher aus der Tasche, wischte damit sorgfältig den Stuhl ab, warf das Tuch in den Papierkorb und setzte sich wieder.
»Ich muss mit dir über Vicky reden. Sie hat …« Er sah an die Decke.
Auf Saffys Uhr vergingen dreißig Sekunden.
»Probleme. Es fällt ihr schwer …«
Dreiundzwanzig Sekunden. Saffy beugte sich vor, versuchte, ihn mit bloßer Gedankenkraft zum Weitersprechen zu bringen.
»… damit umzugehen. Zu arbeiten. Zu funktionieren. Klarzukommen«, sagte Ant schließlich.
»Das ist ja auch verständlich, Ant. Sie ist fertig wegen Josh.«
Ant nickte. »Ja! Und sie nimmt …« Er sah sich verzweifelt um.
»Es sich sehr zu Herzen? Ich weiß.«
»Sie nimmt Xanax. Und Antidepressiva«, sagte Ant. »Und sie trinkt viel Wodka.«
»Das ist nicht gut«, sagte Saffy.
»Dieses Arschloch. Er hat ihr alles genommen, ihr …«
»Ihr ganzes Geld, ich weiß. Hat sie mir erzählt. Er hat es für eine Schönheits-OP und ein Pferd ausgegeben.«
Ants Unterlippe zitterte. »Ihr Selbstwertgefühl. Ihren Glauben an die Menschheit. Ihre Unschuld.«
Oh mein Gott, dachte Saffy. Er ist in sie verliebt. Ant ist in Vicky verliebt.
In seiner E-Mail berichtete Dermot der Nervöse lang und unzusammenhängend davon, dass Vicky betrunken zu einer Castingsession gekommen war, Wein statt Kaffee verlangt und darauf bestanden hatte, dass sich nicht nur die Schauspieler, sondern auch alle anderen Anwesenden bis auf die Unterwäsche ausziehen sollten. Schließlich war
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