An und für dich
fünftbeliebteste Junggeselle Irlands. Jetzt war er nur noch der Expromi, der bei The Station rausgeflogen war, der Loser, der fast nach Hollywood gegangen wäre, der traurige Clown, dessen Verlobte ihn sitzen ließ für eine Party mit halb nackten …
Sein Handy vibrierte. Saffy. Sie hatte es sich anders überlegt. Leider nicht. Es war eine MMS . Ein Foto vom Rücken eines gut aussehenden Manns in einem Samtjackett, der auf einem Barhocker saß und den Kopf in die Hände gestützt hatte.
»Ich seh dich«, stand in der Nachricht. »Du mich auch?«
Es war seltsam, Leute aus völlig verschiedenen Bereichen ihres Lebens miteinander reden zu sehen, fand Saffy. Jess zeigte Ciara Fotos von Luke und Lizzie. Vicky erzählte ihrer Mutter, welche Allergien die kleine Lindsay hatte. Jill trug ein Kleid mit einem dramatischen, schwarz-weißen geometrischen Muster, in dem sie ziemlich blass aussah. Saffy hatte die ganze Zeit versucht, kurz unter vier Augen mit ihr zu reden, aber sie war ihr immer wieder entwischt, und nun saßen sie an entgegengesetzten Enden des Tisches.
Marsh war von einer Traube Kundinnen umringt, die diesen prüfenden Gesichtsausdruck hatten. Alle Frauen bekamen diesen Ausdruck, wenn sie die Chance hatten, Marsh aus der Nähe zu betrachten. Sie sah so perfekt aus, dass es schwerfiel, sie nicht nach irgendeinem Makel abzusuchen. Eine Falte vielleicht oder ein paar Haare, die an der falschen Stelle wuchsen, oder besser noch – einwuchsen. So etwas gab es aber nicht. Zumindest hatte Saffy noch nichts entdecken können.
Marsh erzählte gerade ihre Lebensgeschichte. Saffy hatte sie schon mehrmals gehört. Wie sie nach Amerika gegangen war mit einer Greencard, einhundertzwanzig Pfund, ein paar Bikinis und Lockenwicklern im Gepäck. Und wie sie mit zehn Jahren Erfahrung auf der Madison Avenue, einer Scheidung und genug Geld für eine eigene Agentur zurückgekommen war.
»Nachdem ich diesem schrecklichen Wall-Street- WASP entkommen war«, erzählte sie gerade, »brauchte ich erst mal dringend wieder ein bisschen Spaß. Also bin ich in ein Loft auf der Lower East Side gezogen. Um es kurz zu machen: Ich war sozusa gen Samantha aus Sex And The City , bevor es die Serie überhaupt gab.«
»Und Sie haben keine Kinder?«, fragte Lucy von NoQ.
»Man kann nur Kinder oder Sex haben.«
Jess sah hoch. »Also bitte! Man kann auch beides haben. Ich habe Zwillinge und bin sehr glücklich mit meinem Liebesleben!«
Marsh verengte die Augen zu Schlitzen. »Ach wirklich? Hatten Sie einen Kaiserschnitt oder eine natürliche Geburt?«
»Notkaiserschnitt. Was hat das denn damit zu tun?«
Marsh lachte. »Meine männlichen Freunde meinen: alles.«
Jess lachte nicht. »Wissen Sie eigentlich, wie sexistisch das klingt?«
»Und wissen Sie eigentlich, was mit Ihrer Mumu passiert, nachdem Sie da viereinhalb Kilo Baby durchgepresst haben?«, gab Marsh zurück.
»Meiner was?« Jess musste die Stimme erheben, um Alis Gegröle zu übertönen.
»Danach ist alles anders«, sagte Saffys Mutter traurig. »Danach ist alles anders, und es wird nie wieder wie früher.«
Es sah aus wie ein Schrein. Anders konnte man das nicht nennen. Wie etwas aus dem Blair Wisch Projekt . Greg musste schlucken. Sein Speichel brannte wie das scharfe, chemische Zeug, das er vorhin mit Tanya geschnupft hatte.
Er setzte sich aufs Bett, schloss die Augen und lauschte den Geräuschen, die von unten zu ihm heraufdrangen, wo Tanya Zitronen, Salz und Gläser zusammensuchte. Dann öffnete er sie wieder und sah sich in ihrem Zimmer um. Die Blumenlichterkette über dem Kaminsims. Der pink angemalte Verkehrskegel oben auf ihrem Schrank. Das Bett mit der pinkfarbenen Decke und dem Haufen lila Plüschkissen. Er sah wieder zum Alkoven, in der Hoffnung, dass er es sich vielleicht nur eingebildet hatte. Es stimmte aber. Es war definitiv ein Schrein.
Die Wand war vollgeklebt mit einer wirren Collage aus seinem Gesicht und Zitaten. Fotos von Mac Malone in Uniform, Bilder von Greg aus Zeitschriften, Continuity-Polaroids von The Station , Sätze aus Macs Dialogen, aus Drehbüchern gerissen.
Wenn du fällst, fange ich dich auf und Für immer ist nur ein anderes Wort für morgen und Man sollte nie seine Träume aufgeben.
Die Aveda-Pröbchen, die Tanya aus dem Davison mitgenommen hatte, standen ordentlich aufgereiht auf einem Regal. Daneben ein paar Knöpfe von Macs Uniform und eine Flasche Cool Mountain Water, Gregs Lieblingsaftershave. Das war gruselig. Das Mädchen hatte
Weitere Kostenlose Bücher