An und für dich
lang lächelnd stehen. Wenn sie diese Tür das nächste Mal öffnete, war sie schon Mrs. Gleeson.
Auf einmal gingen alle Lichter an, und über ihr brach ein Riesenjubel los.
»Überraschung!«
Konfetti aus Rosenblüten regnete von oben auf sie herab. Auf der Galerie standen Marsh, Vicky, Ciara, die Mädels aus der Buchhaltung, die meisten ihrer weiblichen Kunden, Jess und ihre Mutter. Sie war in der Tat überrascht.
Sie war so überrascht, dass sie mit offenem Mund dastand, bis ihr ein paar Rosenblüten hineinfielen.
Der Meetingraum war zu einem Speisesaal umfunktioniert worden. Überall standen Kerzen und Schalen mit weißen Rosen. Die Platzkärtchen waren keine normalen, auf jedem war ein anderes Schwarz-Weiß-Foto von Saffy – als Baby, als Kleinkind, als Teenager. Vicky hatte die bestimmt gemacht, dachte Saffy, und sie musste Jill um die Originale gebeten haben. Sie versuchte, den Blick ihrer Mutter einzufangen, aber zwei halb nackte Kellner stürmten auf sie zu. Einer drückte ihr ein Glas mit Champagner in die Hand, der andere hielt ihr ein Tablett mit erotischen Canapés hin. Saffy nahm sich das harmloseste von ihnen, ein winziges Paar Pobacken, das überraschend echt aussah.
Marsh trug ein weißes Gucci-Kleid, dessen Ausschnitt bis zum Bauchnabel ging. Sie grinste Saffy an. »Sieh dir das hier noch mal genau an.« Sie legte einem der Kellner den Arm um die Schulter und kniff ihn leicht in die Brustwarze. »Und das ist noch gar nichts im Vergleich zu dem, was du alles aufgibst, um zu lieben, zu ehren und gehorsam zu sein!«
Ganz Dublin schien sich in der Fitzmaurice Cocktail Bar zu drängen, und alle starrten ihn an. Greg wünschte, Saffy würde sich ein wenig beeilen. Er hatte schon für zwei Fotos posieren und drei Autogramme geben müssen, und ein paar ziemlich betrunkene Mädchen am Nebentisch sangen ein Lied nach dem anderen, in dem Feuer vorkam. »Smoke on the Water«, »Ring of Fire«, »Great Balls of Fire«, »This Fire«. Langsam nervte es wirklich.
»Wo bleibst du denn, Süße?«, fragte er, als Saffy anrief. »Ich bin schon bei meinem zweiten Martini. Und er schmeckt scheiße. Man wird uns nie als Erste-Welt-Land anerkennen, wenn wir weiter Dritte-Welt-Cocktails machen.«
»Greg, ich kann nicht kommen.«
»Okay, sie sind schlecht, aber so schlimm nun auch wieder nicht. Ich denke, es liegt an den Eiswürfeln.« Er verscheuchte ein rothaariges Mädchen mit Überbiss, das sich an seinen Tisch geschlichen hatte. »Ich hab dir einen Bellini bestellt. Bei einem Bellini kann man ja nun wirklich nichts falsch machen.«
»Nein, ich meine, ich kann heute Abend nicht mit dir essen. Es geht beim besten Willen nicht. Marsh hat für mich eine Überraschungsparty hier in der Agentur organisiert, einen Junggesellinnenabschied. Alle sind da, die Mädels aus meinem Büro, Jess, meine Kundinnen. Meine Mutter !«
»Na dann bleib doch noch eine halbe Stunde. Ich habe den Tisch für acht reserviert, aber den halten sie uns bestimmt auch noch ein bisschen länger frei. Paul Dunn von der Mail kommt vorbei und macht ein paar Fotos. Ich habe die Ringe vom Juwelier geholt, damit du sie dir mal ansehen kannst …«
»Es tut mir leid«, flüsterte sie. Im Hintergrund hörte er Kreischen und Kichern. »Es tut mir so unglaublich leid. Aber ich kann jetzt hier nicht einfach abhauen.«
Greg fühlte sich auf einmal völlig kraftlos, als hätte er einen Schlag vor die Brust bekommen. Seitdem er sie gefragt hatte, ob sie ihn heiraten würde, hatte Saffy jeden Abend Überstunden gemacht. Und an den Wochenenden. Er hatte sie kaum gesehen, und wenn doch, fielen ihr fast die Augen zu. Er hatte sich nicht beklagt. Er wollte nur diesen einen verdammten Abend mit ihr verbringen. Aber wenn dann jemand anderes kam, war sie sofort Feuer und Pfanne.
»Greg, wirklich, ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr. Ich würde alles dafür geben, heute Abend bei dir sein zu können. Aber wenn ich jetzt hier abhaue, rastet Marsh aus. Sie hat sich wirklich wahnsinnige Mühe gegeben mit der Party. Sie hat einen Caterer kommen lassen, und hier laufen halb nackte Kellner herum, und es gibt einen Schokoladenbrunnen …«
»Was? Moment mal. Halb nackt?«, unterbrach sie Greg. »Welche Hälfte ist denn nackt?«
Er steckte sein Handy wieder ein. Sofort war die Rothaarige zur Stelle. »Entschuldigen Sie, waren Sie nicht Mac Malone? Als er noch gelebt hat?« Er schüttelte müde den Kopf. Vor ein paar Monaten war er noch Mac Malone gewesen, der
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