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An und für dich

An und für dich

Titel: An und für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Griffin
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ja der glücklichste Tag im Leben sein. Saffy fand, das stimmte so weit, und stieg in die riesige Badewanne mit den Löwenfüßen in der Honeymoon-Suite. Sie fühlte sich fantastisch, fröhlich, vollkommen klar und voller Vorfreude auf den Moment, in dem sie Greg in die Augen sehen und sagen würde: »Ja, ich will.«
    Er war noch in Dublin. Sie war mit Jess und den Zwillingen schon gestern Abend hier angekommen. Luke und Lizzie hatten die gesamte Autofahrt über »Ich sehe was, was du nicht siehst« gespielt, aber in einer sehr seltsamen Abwandlung, man durfte nämlich auch »Luft« oder »Wind« oder sogar »Zeugs« sehen. Sie hatte Jess gesagt, sie hätte Kopfschmerzen, in ihrer Suite Abendbrot gegessen und dann zehn Stunden in dem riesigen Himmelbett durchgeschlafen.
    Jetzt lag sie im warmen, nach Limonen und Grapefruit duftenden Badewasser und betrachtete die Sonnenstrahlen, die neben dem halb offenen Fenster auf den Teppich fielen. Es war ein verträumter, goldener Morgen. Ein Mädchen mit einem Weidenkorb pflückte Blumen im Garten. Die Fontänen des Springbrunnens glitzerten. Der Rasen war mit funkelndem Tau bedeckt. Es würde ein perfekter Tag werden.
    Jess trug bereits ihr schlichtes, blaues Sommerkleid, das sie sich am Vortag gekauft hatte. Daisy, die Friseurin, hatte ihre Haare an der Luft zu natürlichen Locken trocknen lassen. Und dann die ganze Pracht mit anderthalb Dosen Haarspray wieder zunichtegemacht. Sie war gerade dabei, kleine, blaue Blumen hineinzuflechten.
    »Muss das sein?«, murrte Jess. »Ich komme mir vor wie scheiß Alice im Wunderland.«
    Saffy saß im Bademantel am Schminktisch. Ihre Haare waren um riesige Lockenwickler gedreht. Troy, der Visagist, trug ihr gerade einen Foundation-Primer auf. Er sah zu Jess hinüber. »Ach, sei still. Du siehst toll aus, und das weißt du ganz genau.«
    Die Zwillinge stürmten herein. Lizzie trug ein Kommunionskleid, das Jess auf dem Flohmarkt gekauft hatte. Die weiße Spitze war schon ganz grau, und der Saum hatte sich gelöst. Luke trug nur eine Schlafanzughose. Auf seinem Bauch waren klebrige, rote Streifen; Jess hoffte, dass es nur Marmelade war.
    »Ganz ruhig«, sagte sie zu Saffy, als sie deren Gesicht sah. »Ich ziehe sie noch ordentlich an, bevor es zur Kirche geht.«
    »Habt ihr da ein Huhn in dem Eimer?« Luke rannte hinüber und begann, die Dekofedern aus dem Sektkühler zu sammeln. Lizzie verschränkte die Arme und sah Saffy böse durch ihre dicken Brillengläser hindurch an. Ihre Haare standen ihr vom Kopf ab wie ein stacheliger, schwarzer Heiligenschein.
    »Saffy sieht hübsch aus, oder?«, fragte Troy. Falls Lizzie das genauso sah, gab sie es zumindest nicht zu. »Was hat sie denn?«, fragte er und tupfte Rouge auf Saffys Wangen.
    »Liebeskummer«, antwortete Jess. »Sie steht auf den Bräutigam.«
    »Kann ich reinkommen?« Saffys Mutter ging schnurstracks an ihrer Tochter vorbei und zum Sektkühler. Sie nahm sich ein Glas und trat ans Fenster. Dann, als wäre es ihr eben erst eingefallen, kam sie zurück und gab Saffy einen kurzen Kuss auf die Wange.
    »Ich will dein Make-up nicht verschmieren«, sagte sie und trat einen Schritt zurück, als Saffy zu einer richtigen Umarmung aufstand.
    Sie hatte sich gegen die traditionellen Pastelltöne einer Brautmutter und für den kompletten Jackie-O-Look entschieden. Sie trug ein Kostüm in Schwarz und Creme und hatte das blonde Haar mit einem breiten, cremefarbenen Haarband zurückgebunden. Sie trug eine dunkle Sonnenbrille. Drinnen. Als ob sie allen anderen die Show stehlen wollte. So ein Unbedingt-im-Mittelpunkt-stehen-Müssen, das Saffy ganz böse machte.
    Ihre Mutter lief ziellos durch das Zimmer, nahm Dinge in die Hand, legte sie wieder zurück. Saffy sah, wie sie kurz das Foto berührte, das auf dem Schminktisch stand, und hatte einen Moment lang ein schlechtes Gewissen, dass sie nicht auch ein Foto von Jill aufgestellt hatte. Dann verdrängte sie dieses Gefühl. Ihre Mutter hatte immer behauptet, kein einziges Foto mehr von ihrem Vater zu besitzen. Und jetzt, nach über dreißig Jahren, hatte sie ganz zufällig doch noch eins gefunden. Saffy wusste nicht, ob sie deshalb gerührt oder verärgert sein sollte. Sie war auf jeden Fall immer noch verletzt, dass Jill so gar kein Interesse an der Hochzeit gezeigt hatte. Und jetzt, wo sie doch aufgetaucht war, musste sie natürlich gleich alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen. So lief das aber nicht. Nicht heute. Heute ist mein Tag, dachte sie. Heute

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