An und für dich
einen an der Waffel.
Er hatte gewusst, dass es keine gute Idee war, sich mit Tanya zu treffen. Aber nach dem Telefonat mit Saffy war er am Boden zerstört gewesen. Er hatte in den letzten Wochen so viele Abende zu Hause verbracht. Die Vorstellung, schon wieder den ganzen Abend herumzusitzen und die Wände anzustarren, war einfach unerträglich.
Sie hatten zusammen etwa sechs Martinis im Fitzmaurice getrunken, dann war er mit Tanya zum Parkplatz gegangen und hatte dort vom Dach ihres Nissan Micra irgendwas durch die Nase gezogen. Dann hatte sie gesagt, zu Hause hätte sie noch eine Flasche Tequila. Es war erst elf, und Saffy würde bestimmt erst in ein paar Stunden zurück sein. Ein paar Drinks klangen nach einer guten Idee.
Nachdem er den Schrein gesehen hatte, kam es ihm nicht mehr wie eine gute Idee vor. Eher wie eine sehr, sehr schlechte. Er schnappte sich seine Jacke, die er beim Reinkommen zusammengeknüllt und in die Ecke geworfen hatte, und schlich die Treppe hinunter. Im Wohnzimmer lief der Fernseher. Er wartete kurz auf eine Szene, in der lauter Applaus eingespielt wurde, schlüpfte hinaus und schloss lautlos die Tür hinter sich.
Ali von Avondale versuchte, mit der Zunge einen Knoten in den Stiel einer Kirsche zu machen. Die Mädels von NoQ feuerten sie an.
Marsh tauchte eine Erdbeere in den Schokobrunnen und ließ die Glasur abkühlen. Sie wandte sich an Saffy. »Bist du sicher, dass das kein Fehler ist?«
»Ja, bin ich«, lächelte Saffy.
»Ich würde nicht mal für Geld wieder heiraten.« Marsh knabberte anmutig an der Erdbeere. »Jedenfalls nicht unter einem siebenstelligen Betrag. Ich habe meinen Beruf. Ich habe meine Freiheit. Ich habe einen heißen, jungen Typen, der sofort zur Stelle ist, wenn ich nur mit dem Finger schnippe, dem ich aber nicht dabei zusehen muss, wie er sich die Fußnägel schneidet oder morgens Cornflakes isst.«
Ciara war überzeugt, dass Marsh eine Affäre mit Simon hatte. Wenn sie recht hatte, war das schlecht für Saffy, weil klar war, dass er jede sich bietende Gelegenheit nutzen würde, ihr zu schaden.
»Du wirst schon noch merken, eine Ehe ist wie eine belagerte Stadt.« Marsh leckte sich kokett die Schokolade von den Fingern. »Alle, die draußen sind, wollen rein, und alle, die drin sind, wollen raus.«
»Hm.« Saffy versuchte nach wie vor, Blickkontakt mit ihrer Mutter aufzunehmen, aber Jill tat weiter so, als würde sie das nicht mitbekommen. Saffy würde sie sich bald mal vorknöpfen und fragen, was eigentlich los war. Sie würde sich von diesem kindischen Verhalten doch nicht ihre Hochzeit versauen lassen.
»Aber trotzdem«, sagte Marsh, »ich hoffe, dass es bei euch beiden funktioniert. Ehrlich. Und ich hoffe, dass du erholt und fit aus Antigua zurückkommst und aufholst, was Simon bis dahin geleistet hat. Er ist dir dann ja zwei Wochen voraus.«
Sie reckte sich träge und sah zu Ali hinunter, die an ihrer zehnten Kirsche herumsabberte. »Bringen Sie mir auch so eine?«, fragte sie den Kellner mit einem sexy Augenaufschlag.
Er brachte ihr eine Kirsche, sie steckte sie in den Mund, schob sie etwa dreißig Sekunden lang hin und her und zog dann den Stiel heraus. Ein perfekter Knoten.
»Auch so eine Sache«, sagte sie mit einem koketten Lächeln, »die man an der Harvard Business School nicht lernt.«
Marsh überreichte Saffy eine pinkfarbene Gerte von Agent Provocateur. Die Mädels von NoQ schenkten ihr ein indisches Kochbuch, The Korma Sutra . Ali schenkte ihr essbare Unterwäsche. Ciara ein Schokoladen-Bodypainting-Set. Vicky ein Buch mit Liebesgedichten von W . B . Yeats. Jess, die noch nie auf einem Junggesellinnenabschied gewesen war und nicht wusste, dass man dort etwas schenkte, warf ihr einen ironischen Blick zu und prostete ihr zu.
Ihre Mutter hatte sich aus dem Staub gemacht, bevor Saffy mit ihr reden konnte, aber sie hatte einem der Kellner ein Päckchen für sie dagelassen. Saffy öffnete es nervös. Die Vorstellung, dass Jill in irgendeinem Sexshop nach einem Geschenk für sie suchte, war nicht angenehm.
Es war ein kleines Foto in einem silbernen Rahmen. Ein Mann in einem Lammfellmantel und Jeans, eine Zigarette in der Hand. Er war groß und hatte glattes, schwarzes Haar, das ihm bis auf die Schultern reichte. Er sah mit einem angedeuteten Lächeln fragend in die Kamera, eine Augenbraue ein wenig angehoben. Saffy kannte diesen Ausdruck. Wahrscheinlich war er genau in diesem Moment auch auf ihrem eigenen Gesicht.
15
Der Hochzeitstag soll
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