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Analog 02

Analog 02

Titel: Analog 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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es darüber hinaus zu einem beachtlichen Schätzvermögen bezüglich von Zeit und Entfernung anhand der Vibration des Bodens, in dem die von uns projizierten Versuchsteile in ihre Phase zurücksprangen. Der Beton unter der Maschine war vollkommen aufgeplatzt.
    Die fehlenden Zeiten bescherten uns natürlich das größte Kopf zerbrechen. Warum nicht 1 / 10 ? Warum nicht 5 / 10 ? Und so weiter. Waren die von uns ermittelten Zeiten die einzig möglichen, so ließ sich, selbst wenn sie für uns vorausbestimmbar würden, oder sogar unbegrenzt ausgedehnt werden könnten, nur eine bestimmte Anzahl von Tagen, Jahren oder wer weiß was überbrücken. Mit diesem speziellen Kristall wenigstens. Wir erstellten Tabellen von den Projektionszeiten in der Hoffnung, die fehlenden Zeiten nachtragen zu können. Ein paar davon tauchten auf, die anderen blieben uns unbekannt.
    Ich arbeitete gerade nachts an den Tabellen, als mich diese Maschine fast umgebracht hätte.
    Haben Sie jemals versucht, eine Maschine zu etwas zu zwingen, wozu sie sich absolut nicht zwingen läßt? Ganz tief im Innern glaube ich, daß wir längst noch nicht die Gesetze der Mechanik akzeptiert haben. Wir hängen immer noch dem unerschütterlichen Glauben an die rohe Gewalt an, die dann den Intellekt ablöst, wenn wir frustriert genug sind. Selbst ein ausgefuchster Techniker, wie ich es bin. Und ich werde frustriert, wenn ich müde bin.
    In dieser Nacht, der Nacht zum Donnerstag, glaube ich, war ich müde – müde von dem Niederschreiben der Daten, müde davon, immer und immer wieder die gleichen Resultate zu erhalten. Im Grunde bin ich ein ausgesprochener Bastler, und theoretische Arbeit macht mich nervös. Am liebsten fühle ich schöne, kalte Hardware in meinen Händen. In dieser Nacht war ich also doppelt frustriert: Nicht, daß ich mich nur mit Daten herumzuschlagen hatte, es waren nicht einmal beobachtete Daten, da wir das Wiedererscheinen der Dinge, die tiefer als unser Fußboden fielen, berechnen mußten. Um Ihnen die Wahrheit zu sagen, ich hatte von dieser Maschine die Nase gestrichen voll. Sie lieferte uns einfach nie eine Projektion von 1 / 10 Sekunden, was wenigstens zu beobachten gewesen wäre. Das war doch wohl nicht zuviel verlangt. Der Wunsch, einen solchen Wert von dieser verdammten Maschine zu erhalten, brachte mich dazu, nicht locker zu lassen.
    Also fütterte ich die Maschine mit einem Gegenstand nach dem anderen und schaltete sie an. Bleistifte, Papierschnitzel, Draht – alles verschwand in makelloser Manier, aber niemals für nur 1 / 10 Sekunde. Schließlich warf ich die Reste meines Butterbrotes auf das Aktionsfeld und drückte den Auslöseknopf so heftig, daß mein Finger noch am nächsten Tag schmerzte. Darauf brach der ganze Raum in seine Einzelteile zusammen.
    Die Leberwurststulle verschwand mit dem üblichen Knacken wegschnellender Luft. Aber diesmal folgte ein lautes und anhaltendes, zischendes Geräusch. Fast im gleichen Augenblick entwickelte sich ein Minitornado im Kellerraum. Papier, Berichtshefte, Computer auszüge und selbst kleineres Werkzeug wurden von der wild wirbelnden Luft mitgerissen. Leichtere Gegenstände, hauptsächlich Papier, flogen auf die Maschine zu und verschwanden darin.
    Ich fühlte den Windsog mit aller Kraft auf mich einwirken. An einer Bank suchte ich Halt, aber meine Hände griffen ins Leere, und ich stürzte, auf meinem rechten Ellbogen landend, hart zu Boden. Ein Blick nach oben in das Chaos durcheinanderwirbelnder Teile eröffnete mir den Anblick von Blättern und Papierfetzen, die an verschiedenen Stellen des Raumes aus dem Nichts auftauchten. Ich versuchte, auf die Beine zu kommen, aber mein Arm schmerzte höllisch, und ich fiel stöhnend zurück. Die Fensterscheibe brach krachend in sich zusammen. Splitter schossen über meinen Kopf hinweg der Maschine entgegen.
    Ich konnte nicht einmal darüber nachdenken, wie es dazu kommen konnte. Ich versuchte nur immer wieder, mich aufzurichten. Endlich stand ich mehr oder weniger aufrecht und schwankte, mich mit einem Arm abstützend, auf den Apparat zu. Mir blieb eigentlich keine andere Wahl. Meine obere Hälfte wurde in diese Richtung gesogen. Hätte ich meine Füße nicht gezwungen zu folgen, so wäre ich unweigerlich wieder zu Boden gestürzt.
    Ich fummelte wie besessen an dem Schalter herum, vernahm schwach von irgendwoher Randys schreiende Stimme, als mir durch einen heftigen Schmerz in meinem lädierten Arm klar wurde, daß dieser in die Maschine

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