Analog 02
daran teilhatten. Vermutlich hätte ich auch den Kitzel und die Befriedigung verspüren müssen, die sie hatten. Aber so war es nicht.
Zum einen war ich erst im Erwachsenenalter zu den Zeitmaschinen gekommen. Aber darüber hinaus war ich voreingenommen. Wovon? Angst. Ich war die meiste Zeit stocksteif vor Angst. Ich träumte von finster dreinblickenden Lackaffen, die uns durch die Mangel drehten; zweimal träumte ich von einer riesigen Maus ohne Hinterteil, die mit einem Schnitzmesser hinter mir herjagte. (Fragen sie mich nicht, wie eine zweibeinige Maus ein Messer tragen kann. Es war ein Traum.)
Ich glaube, Randy fühlte genauso wie ich. Er war während dieser Zeit immer sehr ruhig und sachlich. Schwer zu sagen, was er wirklich dachte. Jay und Tim schienen allerdings nicht sehr beeindruckt zu sein; sie hatten nicht unsere Erfahrungen durchmachen müssen. Tim war mit Sicherheit alles andere als ruhig. Er quasselte die ganze Zeit. Genau wie ich war er vernarrt darin, mit der Technik herumzuspielen. Er kommentierte nonstop alles, was wir taten, redete die ganze Zeit darüber, wie schwer es sei, eine Frau in dem Dorf zu finden, und daß er beabsichtigte, sich als erster Freiwilliger für eine Zeitreise zu melden. Jay hörte ihm zu, sah uns mit einem schiefen Lächeln an und schüttelte den Kopf. Er sprach äußerst selten. Es waren nette Jungs.
Schließlich hatten wir den Mechanismus soweit, und wir begaben uns unverzüglich an die Tests. Es war frustrierend, da wir es trotz der Größe der Maschine nicht wagten, größere Gegenstände zu projizieren. Wir hätten ein Erdbeben verursachen können. Tatsächlich brachten wir zweimal die Erde zum Zittern, wobei wir uns fast vor Angst in die Hosen gemacht haben.
Die Resultate, die wir erzielten, ließen mehr und mehr den Schluß zu, daß unsere Anstrengungen letztendlich zum Erfolg führen würden – irgendwann einmal. Geschwindigkeit gehörte nicht zu unseren Resultaten. Tim bemerkte witzigerweise einmal, falls wir das Ding schon zeitreisefertig hätten, könnten wir uns selbst fragen, wie wir es geschafft haben. Jay nervte uns mit dem ernstgemeinten Vorschlag, die Maschine endlich an einem von uns auszutesten.
Der Vorschlag überraschte mich aus zweierlei Gründen. Erstens wurde ich belehrt, daß Jay hinter dem bebrillten, akademischen Äußeren genausoviel Sinn für Abenteuer hatte wie jeder andere von uns. Zweitens wurde mir erst dadurch klar, daß wir Keanes Bemerkung bezüglich des Transportes von Menschen voll akzeptiert hatten. Sein Einfluß auf uns war übermächtig, andernfalls wären wir erst gar nicht dort gewesen, um uns mit Zeitmaschinen für friedliche Zwecke zu beschäftigen. Er sprach so oft und eindringlich von seinen Wünschen, daß wir sie uns bereits zu eigen gemacht hatten.
Ich dachte wirklich das erste Mal darüber nach, was geschehen würde , wenn wir das Ding bis zur abschließenden Testphase bringen könnten. Oder besser gesagt, wem es geschehen würde. Ich erkannte, daß wir nicht mehr abstrakt von einem Personenversuch reden konnten. Man mußte notwendigerweise mitdenken, daß eine bestimmte Person auszuwählen war. Und wer konnte das schon sein, außer einer von uns?
Eines Nachts saßen Randy und ich auf einer Steinmauer draußen vor der Scheune und unterhielten uns. Es war eine besonders schöne Nacht. Randy war schon den ganzen Tag in dieser ruhig-nüchternen Stimmung gewesen. Es schien mir so, als ob mehr als die drohende Gefahr und die Angst dahintersteckten. Die anderen von uns konnten am Feierabend diese Gedanken abschütteln und sich entspannen. Randy schien dazu nicht in der Lage zu sein. Also fragte ich geradeheraus, was eigentlich los sei.
Eine Minute lang sagte er gar nichts. Dann schloß er die Augen und rieb ein paarmal an seiner Nase.
„Lou, kommt dir nicht manchmal alles sehr sinnlos vor? Was wir auch tun und lassen – das, was eintreffen wird, ob gut oder schlecht, wird auch ohne uns eintreffen, oder?“
Ich antwortete mit einem Achselzucken, das soviel wie „Na-klar-aber?“ bedeutete. „Sicher. Wer auch immer der nächste Präsident sein wird, er wird gewählt, ob ich nun meine Stimme abgebe oder nicht – das ist mir völlig klar. Meinst du das?“
Er runzelte die Stirn. „Nein. Doch, sicher, aber ich spreche vom Alltag, von dem, was wir hier machen. Jede Gruppe aus vier – gut, zu Anfang waren wir sechs – Technikern kann das, was wir gebracht haben. Die von Zeittechnik haben es offensichtlich bereits
Weitere Kostenlose Bücher