Analog 02
allerdings die Tatsache aus, daß wir genau wußten, warum wir überfallen worden waren.
„Okay“, sagte Keane. Er kreuzte clevererweise erst nach dem Verschwinden der Bullen auf. „Wir haben zwei Sorgen. Nummer eins: Die beiden Kerle könnten singen. Ihre Auftraggeber würden zwar dann festgenagelt, aber wir können dann ebenfalls einpacken. Nummer zwei: Die Polizei hat die ganze verdammte Maschine als Beweisstück mitgenommen. Wenn die Laborfreaks herausfinden, daß der Kristall verschieden …“
„Der Kristall ist zersprungen“, sagte Randy.
„Sind Sie sicher?“
„Bevor sie hier waren, habe ich nachgeschaut. Drei Teile.“
„Die ganze Maschine ist ein Trümmerhaufen“, sagte ich. „Sie glauben doch selbst nicht, daß sie dann noch den Kristall analysieren?“
„Solange sie den Farbunterschied nicht bemerken“, erwiderte Keane. „Aber wenn er ja doch nicht mehr zu gebrauchen ist, was soll’s?“
„Ich vermute, wir müssen aus dem Laden hier raus“, seufzte Randy.
„Allerdings“, sagte Keane. „Aber das ist nicht so schlimm, Jungs. Ich wollte gerade zu euch, als ich euren Anruf erhielt. Dem anderen Team scheint ein Durchbruch gelungen zu sein.“
Randy und ich schauten uns gegenseitig an. Für einen Begeisterungsausbruch waren wir zu müde, aber unser technisches Interesse meldete sich doch. Ich sprach zuerst: „Heißt das, sie können die Maschine kontrollieren? Jeden einzelnen Vorgang voraussagen?“
„Es sieht so aus. In einer Serie, die sie gerade heute morgen fertiggestellt haben, erzielten sie eine Sicherheit von sechsundneun zig Prozent. Keine Wunder oder Überraschungen, lediglich eine umfangreiche Serie von Generator-Zeit-Verhältnissen. Sie haben per Computer einen Satz Tabellen erarbeitet. Wir brauchen jetzt einen genaueren Zündmechanismus, bevor wir die neuen Erkenntnisse außerhalb des Labors anwenden können. Aber den können wir in wenigen Tagen entwickeln. In ein paar Monaten könnte er sich bereits in der Produktion befinden. Augenblick! Bevor Sie auch nur den Mund aufmachen. Ich weiß, Sie wollen alle Details wissen, aber vergessen Sie das, wir haben jetzt nicht die Zeit dazu. Wir müssen Sie und die verbliebenen Kristalle an einen sicheren Ort bringen.“
„Was ist mit dem anderen Team?“ wollte Randy wissen.
„Wir werden die Leute wahrscheinlich ebenfalls woanders hinbringen, obwohl wir keinen Grund zu der Annahme haben, daß man sie schon ausfindig gemacht hat.“
Randy und ich tauschten ein gequältes Grinsen aus. „Manche Hundesöhne haben mehr Glück als Verstand“, sagte er.
Wir sollten aber auch ein wenig Glück haben: Kein Mensch bemerkte den andersartigen Kristall. Die Sache mit den lädierten Ganoven kam auch zu einem guten Ausgang. Sie hatten dichtgehalten. Der Druck von oben mußte wohl recht stark gewesen sein. Sie würden wahrscheinlich eine Strafe für bewaffneten Überfall und/oder Raub angehängt bekommen, ohne noch den Strafbestand des Hausfriedensbruchs ausdrücklich zu erwähnen. Wir hofften, daß sie noch für den einen oder anderen Vorsatz belangt würden. Aber man konnte ihnen keine vorsätzliche Tat nachweisen. Na ja, Schwamm drüber.
Keane hatte uns woanders hin gebracht, in eine alte Farm am Ende der Welt. Sie war ähnlich wie die seiner Großmutter, allerdings nicht so gemütlich. Sie hatte uns wie Verwandte behandelt – willkommene Verwandte, meine ich. Hier mußten wir uns selbst verpflegen. Außerdem mußten wir unsere schreinerischen Talente zusammenlegen, um die alte Scheune in Schuß zu bringen.
Bald nachdem wir unsere Arbeit wieder aufnehmen konnten, stieß das andere Team zu uns. Einer von ihnen war ein kleiner Pakistaner namens Jay-der-Kürze-halber oder einfach Jay. (Ich kann nichts dafür, so nannte er sich.) Der andere war ein liebenswerter, gesprächiger Kerl namens Tim. Er war das, was man landläufig als „Hippie “ bezeichnet.
Wir hatten die Voruntersuchungen abgeschlossen und waren nun dabei, einen neuen Zündmechanismus zu entwickeln. Keane brachte uns ein Industrieaggregat, ein Riesending, das zum Schneiden von Rohren verwendet wird. Er hatte die Absicht, eine Maschine zu konstruieren, die einen Menschen durch die Zeit schicken konnte.
Ich mußte oft an diese NASA-Typen der fünfziger Jahre denken, Kerle, die ihre Kindheit damit verbrachten, in den Mond zu stieren, Bradbury zu lesen und Flash Gordon im Fernsehen zu bewundern. Und dann erlebten sie später, wie alles Wirklichkeit wurde und sie nun selbst
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